Wirtschaft

»Weichen gestellt«

Möchte Netzwerke aufbauen: Jacques Weller

Wirtschaft

»Weichen gestellt«

Jacques Weller über ein von der Industrie- und Handelskammer initiiertes Netzwerktreffen mit jüdischen Unternehmern

von Ralf Balke  17.12.2024 18:00 Uhr

Herr Weller, die Industrie- und Handelskammer (IHK) hat dieser Tage zu einem Netzwerktreffen jüdischer Unternehmer eingeladen. Um was ging es dabei?
Zur Sprache kamen gleich mehrere Themen. Auf der einen Seite war es der IHK enorm wichtig, sich ihrer eigenen Geschichte zu stellen, also ihrer Rolle bei der Ausgrenzung jüdischer Unternehmer in der Zeit des Nationalsozialismus. Zugleich gibt es den expliziten Wunsch, die Kontakte mit der jüdischen Gemeinschaft zu intensivieren, erst recht nach dem 7. Oktober mit all seinen negativen Folgen auch hierzulande. Genau dazu sollte das Netzwerktreffen auch dienen. Man wollte so eine Schnittstelle zwischen IHK und jüdischen Unternehmerinnen und Unternehmern schaffen.

Wer ist alles dabei gewesen?
Anwesend waren etwa 40 jüdische Unternehmerinnen und Unternehmer aus einem breiten Spektrum von Branchen. Erfreulich war ebenfalls die Mischung, weil mehrere Generationen vertreten waren. Vom Jung-Unternehmer bis hin zu Personen, die schon lange als Unternehmer aktiv sind, war alles mit dabei.

Was war Ihre persönliche Motivation, daran teilzunehmen?
Ich bin schon länger in dem Netzwerk aktiv. Ein Freund von mir, der ebenfalls ein jüdischer Unternehmer ist, machte mich auf die Einladung der IHK aufmerksam. Ich sah darin eine gute Chance, unsere Reichweite zu erweitern und vielleicht neue Kontakte zu knüpfen.

Wie war die Stimmung?
Das Netzwerktreffen mit der IHK verstand sich als eine Art Startschuss. Man wollte sich austauschen, um herauszufinden, wie man gemeinsam einige Eckpunkte definieren kann, um entsprechende Projekte anzuschieben. Viele der Anwesenden kannten sich entweder geschäftlich, aus der Synagoge oder eben privat. Deswegen war die Stimmung eine sehr informelle, was den Austausch untereinander gewiss erleichterte. Dank der Tatsache, dass die IHK das Ganze initiiert hatte und auch Rabbiner Yehuda Teichtal von Chabad, der auf die bevorstehenden Chanukka-Tage verwies, mit an Bord geholt wurde, war das schon eine sehr schöne Kombination.

Sie waren selbst vor Ort. Was ist Ihr Eindruck, was jüdische Unternehmerinnen und Unternehmer derzeit am meisten beschäftigt?
Generell beschäftigen sich jüdische Unternehmerinnen und Unternehmer mit wirtschaftlichen und politischen Fragen wie alle anderen auch, nur manchmal eben aus einer jüdischen Perspektive. Jeder Ansatz, in schwierigen Zeiten wie diesen nun Schnittstellen zu schaffen, um gemeinsam Themen anzusprechen und entsprechende Projekte in Angriff zu nehmen, wird deshalb begrüßt.

Die IHK wollte mit dem Netzwerktreffen auch ein Zeichen gegen Antisemitismus setzen. Ist das gelungen?
Das war definitiv auch die Intention der IHK. Was langfristig nun daraus erfolgt und wie es um die Umsetzung bestellt ist, das wird sich in der Zukunft dann zeigen. Auch wenn ich persönlich manchmal etwas skeptisch bin, so kann man auf jeden Fall sagen, dass ein Anfang gemacht wurde.

War das ein einmaliges Treffen, oder soll dieser Austausch nun regelmäßig stattfinden?
Auf jeden Fall wird es regelmäßige Zusammenkünfte dieser Art geben – in welcher Frequenz, das kann im Moment noch nicht gesagt werden.

Gibt es etwas, das für die Zukunft beschlossen wurde?
Primär war das Netzwerktreffen ein erster Gedankenaustausch, um auszuloten, welche Themen für uns relevant sein und wo wir inhaltliche Schwerpunkte setzen können. Erst dann wird es richtig konkret. Aber die Weichen sind bereits gestellt.

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