Ehrung

Vorbild für Rabbiner-Generationen

Zentralratspräsident Josef Schuster (l.) mit Rabbiner Andreas Nachama, Rabbiner Henry Brandt und die Vertreterin der Meridian-Stiftung Foto: Gregor Zielke

Der ehemalige Vorsitzende der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschlands, Henry G. Brandt (91), erhielt am Mittwochabend den »Estrongo Nachama Preis für Toleranz und Zivilcourage 2019«. Sichtlich bewegt nahm er die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung in Berlin-Charlottenburg entgegen. Zudem wurde ihm von der Allgemeinen Rabbinerkonferenz der Ehrenvorsitz verliehen.

In seiner Laudatio würdigte Zentralratspräsident Josef Schuster den Preisträger als »Glücksfall für die jüdische Gemeinschaft«. Rabbiner Brandt sei ein »Vorbild für die Rabbiner-Generationen, die ihm nachgefolgt sind«.

VERDIENSTE Seine Verdienste sind zahlreich. Ob als langjähriger Vorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz oder als Landesrabbiner – Rabbiner Brandt habe sich »stets für die Belange des liberalen Judentums eingesetzt und zugleich Brücken zu den anderen religiösen Strömungen im Judentum gebaut«, sagte Schuster.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Auch Brandts Verdienste um den christlich-jüdischen Dialog hob Schuster hervor. Ihm sei es zu verdanken, »das Verhältnis zwischen Juden und Christen zu verbessern, ja überhaupt auf ein solides Fundament des gegenseitigen Respekts zu stellen«.

Er sei »zutiefst dankbar für diesen Moment, den Sie mir geschenkt haben«, sagte der Geehrte. Er freue sich besonders, dass der Preis den Namen von Estrongo Nachama trägt. Dessen Melodien und die Atmosphäre, die der langjährige Kantor der Jüdischen Gemeinde zu Berlin mit ihnen geschaffen habe, hätten ihn an seine Kindheit erinnert, sagte Brandt. Für ihn sei dies ein Zeichen gewesen, dass das Judentum, so wie er es kannte, weiter lebt.

Der gebürtige Münchner Brandt wurde 2004 zum Gründungsvorsitzenden der Allgemeinen Rabbinerkonferenz gewählt; seit seinem Rückzug 2019 ist er Ehrenvorsitzender auf Lebenszeit. Er gilt als wesentliche Stimme im jüdisch-christlichen sowie im jüdisch-muslimischen Dialog und betreut bis heute als Amtsrabbiner die Jüdische Kultusgemeinde Bielefeld.

Rabbiner Brandt habe »Brücken zu den anderen religiösen Strömungen im Judentum gebaut«, sagte Schuster.

LEGENDÄR Der »Estrongo Nachama Preis für Toleranz und Zivilcourage« wurde 2012 von der Stiftung Meridian ins Leben gerufen. Benannt ist er nach dem legendären früheren Oberkantor der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Estrongo Nachama (1918–2000).

Die 2008 von einer Berliner Unternehmerfamilie gegründete Stiftung vergibt die Auszeichnung nach eigenen Angaben an Persönlichkeiten, die »für diskriminierte Minderheiten eintreten sowie bei rechtsextremen, rassistischen und antisemitischen Übergriffen nicht wegschauen«.

Preisträger waren bislang etwa Altbischöfin Margot Käßmann, der ehemalige Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, der Gründungsdirektor des Jüdischen Museums Berlin, Michael Blumenthal sowie der ehemalige Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, Rudolf Seiters.  ksh

Berlin

Für mehr Sichtbarkeit

Wenzel Michalski wird Geschäftsführer des Freundeskreises Yad Vashem. Eine Begegnung

von Christine Schmitt  30.04.2025

Hanau

Das zarte Bäumchen, fest verwurzelt

Vor 20 Jahren gründete sich die jüdische Gemeinde – zum Jubiläum wurde eine neue Torarolle eingebracht

von Emil Kermann  30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

von Niklas Hesselmann  30.04.2025

KZ-Befreiungen

Schüler schreibt über einzige Überlebende einer jüdischen Familie

Der 18-jährige Luke Schaaf schreibt ein Buch über das Schicksal einer Jüdin aus seiner Heimatregion unter dem NS-Terrorregime. Der Schüler will zeigen, »was Hass und Hetze anrichten können«

von Stefanie Walter  29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Berlin

Bebelplatz wird wieder zum »Platz der Hamas-Geiseln«

Das Gedenkprojekt »Platz der Hamas-Geiseln« soll laut DIG die Erinnerung an die 40 in Geiselhaft getöteten Israelis und an die 59 noch verschleppten Geiseln wachhalten

 28.04.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Abschluss der Namenslesung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße ist für den Abend ein Gedenken mit Totengebet und Kranzniederlegung geplant

 28.04.2025

Düsseldorf

Erinnerungen auf der Theaterbühne

»Blindekuh mit dem Tod« am Schauspielhaus stellt auch das Schicksal des Zeitzeugen Herbert Rubinstein vor

von Annette Kanis  27.04.2025

Hanau

Jüdische Gemeinde feiert Jubiläum

»Im Grunde genommen ist es mit das Größte und Schönste, was eine Gemeinde machen kann: eine neue Torarolle nach Hause zu bringen«, sagt Gemeinde-Geschäftsführer Oliver Dainow

 25.04.2025