30. Jüdische Kulturtage

Vom Rabbiner bis zum Punk

Blick auf das Berliner Abgeordnetenhaus Foto: dpa

Üblicherweise halten sich im Plenarsaal des Berliner Abgeordnetenhauses die gewählten Volksvertreter auf, diesmal kam der Souverän höchstselbst. Geladen wurde am Montagabend zu einer Ausstellung mit dem Titel L›Chaim – Auf das Leben!. Die Schau findet im Rahmen der 30. Jüdischen Kulturtage statt, und im Untertitel wird verraten, worum es dabei geht: »Die Vielfalt jüdischen Lebens in Berlin entdecken«.

Mehr als 60 Stunden Videomaterial haben die Ausstellungsmacher von der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA) dafür aufgenommen. Am Ende wurden der Alltag, die Gedanken und Gefühle von 37 jüdischen Berlinern – vom Gemeinderabbiner bis zum Punk – in 120 Minuten verpackt.

auftakt Auf mehreren Bildschirmen sind die Interviewten zu sehen und deren Aussagen über Kopfhörer wahlweise in Deutsch, Englisch und Arabisch zu hören. Bis Ende November wird die Ausstellung in der Wandelhalle des Abgeordnetenhauses gezeigt.

In seiner Rede zur Auftaktveranstaltung ließ Parlamentspräsident Ralf Wieland seine Zuhörer wissen, weshalb er diese Ausstellung für wichtig hält. »Die Zeichen jüdischen Lebens sind aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken«, sagte Wieland. »Und doch wissen viele Berliner nur wenig über das jüdische Leben.« Das also soll sich nun ändern.

Die Vielfalt des Judentums wurde in einer anschließenden Podiumsdiskussion sinnfällig. Eine weibliche Gabbai erzählte, wie sie nach ihrem Übertritt zum Judentum zur Feministin wurde, ein orthodoxer Maschgiach, weshalb er die jüdischen Speisegesetze für wichtig hält und ein junger Musiker, wie aus ihm ein jüdischer Rapper wurde.

begleitprogramm Noch liegen 58 Stunden Videomaterial im Archiv. Nach und nach soll es aufbereitet und zusammen mit einem pädagogischen Begleitprogramm Schulen und Lehrern via WLAN zur Verfügung stehen.

Der Berliner Gemeindevorsitzende Gideon Joffe gab sich diesbezüglich optimistisch. »Die Ausstellung beweist, dass, wenn Menschen guten Willens aufeinandertreffen, Religion absolut keine Rolle spielt. Sie ist damit hoffentlich die Initialzündung für weiteres Engagement nicht nur in Berlin, sondern in ganz Deutschland.«

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