Nachruf

Trauer um Rebecca »Becci« Rosenthal

Rebecca Rosenthal sel. A. (1991–2024) Foto: picture alliance /

Nachruf

Trauer um Rebecca »Becci« Rosenthal

Die Medizinerin und leidenschaftliche Hockeyspielerin ist nach langer Krankheit im Alter von 32 Jahren gestorben

von Christine Schmitt  12.03.2024 12:00 Uhr

»Der Weg ohne dich fällt uns unglaublich schwer.« Das schrieb ihre Familie in der Todesanzeige, die am Sonntag im »Tagesspiegel« veröffentlicht wurde. Rebecca Rosenthal ist vergangene Woche nach langer, schwerer Krankheit verstorben. Hunderte kamen am Sonntag auf den Jüdischen Friedhof an der Heerstraße, um sich von »Becci«, der Enkeltochter des früheren Showmasters Hans Rosenthal, zu verabschieden. Sie wurde 32 Jahre alt.

Ihre Mutter Sabine Göhr-Rosenthal beschrieb das kurze Leben ihrer Tochter liebevoll. Rebecca sei eine kraftvolle, zielstrebige, junge Frau gewesen. Trotz Krebsdiagnose war es für sie wichtig, ihr Medizinstudium durchzuziehen. Sie sei so stark gewesen und habe bis zuletzt gelächelt. Ihre Schwester Debora verabschiedete sich am Ende ihrer Rede mit denselben Worten wie bei jedem Abschied: »Ich habʼ dich lieb, Schwester.«

Rebecca wurde 1998 in die Heinz-Galinski-Schule eingeschult. Batmizwa feierte sie in der Synagoge Pestalozzistraße.

Ihre Krebserkrankung wurde 2009 erkannt, da war Rebecca 17 Jahre alt. Es folgten mehrmonatige Therapien. Nach jeder neuen Diagnose und Therapie stand sie wieder auf und setzte ihren Weg durch Schule und Studium fort.

Mit ihrer Abiturnote 1,1 qualifizierte sie sich direkt für ein Medizinstudium an der Charité und verwirklichte 2021 ihren Traum, Ärztin zu werden. Im Januar 2023 begann sie ihre Facharztausbildung zur Neurologin.

Rebecca war eine analytische Person, sie liebte Mathematik, hatte eine Begabung, komplexe Zusammenhänge gut zu erklären, und liebte es, wie ihr Großvater Hans, Rätsel und Denksportaufgaben zu lösen sowie Karten zu spielen, so ihr Vater Gert Rosenthal. Sie war unternehmungslustig, gesellig und liebte das Leben. Den Spagat zwischen persönlichem Wohl und Ehrgeiz meisterte sie bewundernswert.

Rabbiner Andreas Nachama nannte sie einen »Sonnenschein, der trotz der vielen Rückschläge immer zuversichtlich blieb – mit einem großen Willen zum Leben, zum selbstbestimmten Leben«.

Hockey spielte sie seit frühesten Kindertagen – bereits mit fünf Jahren war sie Mitglied im Steglitzer TK. Sie war eine leidenschaftliche Sportlerin, die ihr Wissen um den Sport gern an die Jüngeren weitergab.

Auf der Website ihres Vereins heißt es: »Gerne dribbelte sie sich bis nach vorne zum Tor oder rannte beim Athletik-Training an der Spitze voran. Kein Punktspiel oder Feriencamp wurde verpasst, und gerne half sie in der höheren Altersklasse als starke Spielerin aus.« Noch im vergangenen Jahr trainierte sie dort eine Kindermannschaft.

Auch für das Hockeyteam von Makkabi war Rebecca Rosenthal aktiv. Der Chairman von Maccabi Europe kondolierte, und Makkabi Deutschland schrieb in einem Ins­tagram-Post: »Unsere Gedanken sind bei ihrer Familie und allen Freunden!«

Das Foto auf der Trauerkarte, auf dem man sie am Ruder eines Segelbootes sitzen sieht, sei ein Beweis des ewigen Dennoch, das sie ihrer Krankheit entgegensetzte, so Rabbiner Andreas Nachama.

»Du bist deinen Weg so zuversichtlich, mutig und mit einer strahlenden Aura gegangen«, sagte ihre Mutter abschließend in ihrer Rede. »Dein Lächeln auf dem Bild ist voller Glück und großer Freude am Erreichten. Du warst nicht nur eine Segelrebellin, wie auf diesem Segelboot in der Nordsee vor der norwegischen Küste im letzten Sommer zu sehen. Du warst eine Lebensrebellin, die so unglaublich viel in ihrer Lebenszeit erreicht hat. In Erinnerung bleiben dein zu Herzen gehendes Lächeln und deine Fürsorge. Unsere Gesellschaft ist kälter ohne dich.«

Berlin

Tage im Mai

Am Wochenende beginnt mit »Youth4Peace« ein Treffen von 80 jungen Erwachsenen aus 26 Ländern. Sie wollen über Frieden und Demokratie sprechen. Auch Gali und Yuval aus Israel sind dabei

von Katrin Richter  01.05.2025

Frankfurt

Zwischen den Generationen

2020 führten Jugendliche gemeinsam mit Überlebenden der Schoa ein »Zeitzeugentheater« auf. Nathaniel Knops Dokumentarfilm »Jetzt?« zeigt dessen Entstehung und feierte nun Premiere

von Eugen El  01.05.2025

Berlin

Für mehr Sichtbarkeit

Wenzel Michalski wird Geschäftsführer des Freundeskreises Yad Vashem. Eine Begegnung

von Christine Schmitt  30.04.2025

Hanau

Das zarte Bäumchen, fest verwurzelt

Vor 20 Jahren gründete sich die jüdische Gemeinde – zum Jubiläum wurde eine neue Torarolle eingebracht

von Emil Kermann  30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

von Niklas Hesselmann  30.04.2025

KZ-Befreiungen

Schüler schreibt über einzige Überlebende einer jüdischen Familie

Der 18-jährige Luke Schaaf schreibt ein Buch über das Schicksal einer Jüdin aus seiner Heimatregion unter dem NS-Terrorregime. Der Schüler will zeigen, »was Hass und Hetze anrichten können«

von Stefanie Walter  29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Berlin

Bebelplatz wird wieder zum »Platz der Hamas-Geiseln«

Das Gedenkprojekt »Platz der Hamas-Geiseln« soll laut DIG die Erinnerung an die 40 in Geiselhaft getöteten Israelis und an die 59 noch verschleppten Geiseln wachhalten

 28.04.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Abschluss der Namenslesung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße ist für den Abend ein Gedenken mit Totengebet und Kranzniederlegung geplant

 28.04.2025