Chemnitz

Trauer um Justin Sonder

Justin Sonder (1925–2020) sel. A. Foto: CITYLENS Chemnitz / André Koch

Die Stadt Chemnitz und der Verband der Verfolgten des Naziregimes (VVN) in Sachsen trauern um den verstorbenen Justin Sonder, einen der letzten Überlebenden des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz.

»Begreifbar machen, wohin Nationalsozialismus und Rassismus führen - das war Justins Anliegen bis zum Schluss«, erklärte der Verband am Mittwoch in Dresden. »Nach seinem Tod sind wir tieftraurig über den Verlust«, hieß es. Sonder war am Dienstag - wenige Wochen nach seinem 95. Geburtstag - in seiner Heimatstadt Chemnitz gestorben.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Zeitzeuge Bis ins hohe Alter ging der NS-Zeitzeuge laut VVN regelmäßig in Schulen und sprach dort mit Jugendlichen über sein Leben und den Holocaust. »Es gibt kaum eine wirksamere Prävention gegen rechte Ideologie, als aus erster Hand zu erfahren, was Nationalsozialismus und Faschismus Menschen angetan haben«, erklärte VVN-Sprecher Silvio Lang.

Bürgermeister Miko Runkel (parteilos) erklärte: »Mit Justin Sonder verlieren wir einen der letzten Überlebenden des Holocaust und wichtigen Zeitzeugen. Er hielt wie kaum ein anderer unermüdlich die Erinnerung wach.« Sonder habe einen »unbezahlbaren Beitrag zur Mahn- und Erinnerungskultur« geleistet, so Runkel weiter. 

Der 1925 geborene Sonder wurde als Kind jüdischer Eltern 1938 von den Nazis aus Chemnitz zunächst nach Hellerberge, später nach Auschwitz deportiert. Er überlebte das Vernichtungslager, mehrere Todesmärsche und das Konzentrationslager Flossenbürg, bevor er von US-Soldaten im April 1945 befreit wurde.

Gründer 1990 gehörte Sonder zu den Mitbegründern der VVN und zum ersten sächsischen Landesvorstand. Der Verband würdigte den Zeitzeugen und Chemnitzer Ehrenbürger als »stets wachen Geist, sympathischen Menschen und einen mitreißenden Erzähler«.

»Justin Sonder war ein großer Zeuge seiner Zeit und seiner entsetzlichen Erfahrungen: Seine Entscheidung, nach allen antisemitischen Demütigungen und dem Horror von Auschwitz trotzdem in seine Heimatstadt zurückzukehren, war ein großes Glück nicht nur für die Menschen in Chemnitz, sondern in ganz Deutschland«, hieß es in einer Erklärung des Internationalen Auschwitz Komitees.

Unermüdlich habe Justin Sonder in seinen letzten Lebensjahrzehnten das Gespräch mit jungen Menschen gesucht, um sie über die Ursachen von Auschwitz und über die Bedrohung der Demokratie durch antisemitischen und rechtsextremen Haß zu informieren, schrieb Christoph Heubner, der Exekutiv Vizepräsident des Komitees. epd/kna/ja

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Israel

Voigt will den Jugendaustausch mit Israel stärken

Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

von Willi Wild  13.11.2025

Karneval

»Ov krüzz oder quer«

Wie in der NRW-Landesvertretung in Berlin die närrische Jahreszeit eingeleitet wurde

von Sören Kittel  13.11.2025

Jüdische Kulturtage Berlin

Broadway am Prenzlauer Berg

Vom Eröffnungskonzert bis zum Dancefloor werden Besucherrekorde erwartet

von Helmut Kuhn  13.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Hessen

Margot Friedländer erhält posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille

Die Zeitzeugin Margot Friedländer erhält posthum die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Sie war eine der wichtigsten Stimme in der deutschen Erinnerungskultur

 12.11.2025

Berlin

Touro University vergibt erstmals »Seid Menschen«-Stipendium

Die Touro University Berlin erinnert mit einem neu geschaffenen Stipendium an die Schoa-Überlebende Margot Friedländer

 12.11.2025

Jubiläum

»Eine Zierde der Stadt«: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in Berlin eröffnet

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin eingeweiht. Am Dienstag würdigt dies ein Festakt

von Gregor Krumpholz, Nina Schmedding  11.11.2025