Warnstreik

Tarifvertrag gefordert

Rund 30 Lehrer aus beiden Berliner jüdischen Schulen sind am Dienstagmorgen dem Streikaufruf der Lehrergewerkschaft GEW gefolgt. Es war der erste ganztägige Warnstreik an beiden jüdischen Schulen.

Damit wollen die Teilnehmer vor allem eine Forderung nachdrücklich klarmachen – die nach einem einheitlichen Tarifvertrag. Viele von ihnen finden, die Gemeinde habe sie lange genug im Regen stehen lassen. »Seit einem Jahr landen unsere Gesprächseinladungen von der GEW im Papierkorb. Der Gemeindevorstand lässt sich am Telefon verleugnen, und der Gemeindevorsitzende stellt sich als Opfer völlig überzogener Forderungen dar«, sagte Norbert Frey vom Vertrauensrat der Heinz-Galinski-Grundschule.

Sonderzahlung Gideon Joffe, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, war am Montag überraschend in die Heinz-Galinski-Schule gekommen. Er habe dabei darauf hingewiesen, dass er den Lehrern nach zwölf Jahren Stillstand die Gehälter erhöht habe. »Stimmt«, betont Frey. »Allerdings völlig willkürlich und unverbindlich.« So erhielten die Lehrer seit Januar 2014 monatliche »Sonderzahlungen«, einige mehr, andere weniger. Wer warum wie viel bekommt, lasse der Vorstand bis heute im Dunkeln. Ohne schriftlichen Vertrag könne die Gemeinde diese Zahlungen jederzeit wieder streichen, befürchten die Lehrer.

Der Gemeindevorsitzende habe deutlich gemacht, so Frey weiter, dass er jegliche Verhandlungen mit der GEW ablehnt. Die Gemeinde verliere so an Autonomie, laute die Begründung. Stattdessen wolle Joffe lieber mit dem Vertrauensrat verhandeln.

Die Reaktionen auf den Streik waren unterschiedlich. Natascha Fridmans Verständnis für die Lehrer hält sich in Grenzen. Jeder Streiktag sei ein verlorener Unterrichtstag, sagt die Mutter eines Fünftklässlers. Die Betreuung sei zwar geregelt, dennoch sei ihr Sohn am Streiktag zu Hause geblieben. Für die berufstätige Alleinerziehende auch ein organisatorischer Aufwand. Sophia B. ging es anfangs ähnlich – bis sie die Streikinfo las.

Schüler So lange neben Verbindlichkeiten auch der Dialog fehle, verstehe sie die Unzufriedenheit der Lehrer. »So oder so, eine Reaktion von der Gemeinde muss sein«, findet die Mutter eines Zehnjährigen. Sonst werde der Streik weiter auf dem Rücken der Kinder ausgetragen. »Daran kann doch die Gemeinde kein Interesse haben«, hofft sie.

Norbert Frey und seine Kollegen wollen weiter für den Tarifvertrag kämpfen. Sollte sich keine Lösung abzeichnen, wollen sie nächste Woche wieder streiken. Der Gemeindevorstand war bisher für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Ehrung

»Gräben aufgerissen«

Der Preis Augsburger Friedensfest ehrt Personen, die sich um ein friedvolles Miteinander der Religionen bemühen. Jetzt ging er an Josef Schuster vom Zentralrat der Juden. Er äußert sich bei der Verleihung kritisch

von Christopher Beschnitt  18.11.2025

Leipzig

Henriette Goldschmidt: Feministin der ersten Stunde

Sie wollte Frauen durch Bildung und Erwerbstätigkeit mehr Unabhängigkeit ermöglichen: Henriette Goldschmidt eröffnete in Leipzig die erste »Hochschule für Frauen«. Vor 200 Jahren wurde sie geboren

von Katharina Rögner  17.11.2025

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025

Porträt der Woche

Bühne und Heimweh

Emiliia Kivelevich inszeniert Theater zwischen Kunst, Glaube und Migration

von Christine Schmitt  16.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Israel

Voigt will den Jugendaustausch mit Israel stärken

Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

von Willi Wild  13.11.2025

Karneval

»Ov krüzz oder quer«

Wie in der NRW-Landesvertretung in Berlin die närrische Jahreszeit eingeleitet wurde

von Sören Kittel  13.11.2025

Jüdische Kulturtage Berlin

Broadway am Prenzlauer Berg

Vom Eröffnungskonzert bis zum Dancefloor werden Besucherrekorde erwartet

von Helmut Kuhn  13.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025