Berlin

Tanzende Rabbiner

Foto: Gregor Zielke

An der Spitze der Lag-BaOmer-Parade tanzte Rabbiner Yehuda Teichtal. Ein Artist, der Seifenblasen in die Luft aufsteigen ließ, lief neben ihm. Am Dienstag lud Chabad Lubawitsch in Berlin zu einer Demonstration für Frieden und Toleranz ein.

Vom Adenauerplatz ging es in Richtung Bildungszentrum an der Münsterschen Straße. Die Route war nicht zufällig gewählt. Sie führte durch Straßen, die schon vor dem Zweiten Weltkrieg voller jüdischem Leben waren. Dem Rabbiner folgten das Mizwa Mobil und etwa 350 Kinder, Jugendliche und Erwachsene, darunter auch zahlreiche Geflüchtete aus der Ukraine.

Immer mehr Rabbiner kamen während der Parade an die Spitze, um zur israelischen Musik zu tanzen. Ganz langsam setzte sich der Zug in Bewegung. Polizisten sperrten den Kurfürstendamm so lange, bis die Parade vorbei war. Seit 2010 gilt sie für die Gemeinde als einer der Höhepunkte des Jahres.

Eine halbe Stunde vorher waren Gruppen von Schülern, Kita-Kindern, Pädagogen und Eltern zum Adenauerplatz gekommen, wo sich alle Teilnehmer der Demonstration versammelten. »Wir wollen eine Parade für Frieden und Toleranz aufstellen«, sagte Rabbiner Yehuda Teichtal.

Er wolle das Narrativ über das Judentum nicht den Antisemiten überlassen, betonte er. »Nun wollen wir ein Zeichen setzen und das positive jüdische Leben zeigen«, meinte der Rabbiner, der mitten im Trubel stand und ziemlich laut sprechen musste, damit er zu verstehen war. Prompt kam eine ältere Frau und bat um ein gemeinsames Foto.

In den Tagen vor der Parade malten und bastelten Schüler der Chabad-Schulen verschiedene Plakate, die sie nun präsentierten. »Lernt Tora, das ist das Wahre«, »Für Ausländer. Ausländer willkommen«, »Was du nicht magst, tue auch deinem Freund nicht an« und »Zündet Schabbatkerzen an«, so ist auf ihnen zu lesen.

Jeder sei eingeladen, sich an der Parade zu beteiligen, versicherte David Gerwirtz, Religionslehrer an der Jüdischen Traditionsschule Or Avner – egal, welchen Hintergrund er hat. Für ihn und die anderen Pädagogen sei es wichtig, dass die Schüler die jüdischen Botschaften mit Stolz präsentieren. »Sie bringen unsere Tradition so auf die Straße.«

Dann begrüßte Rabbiner Teichtal, der ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift »Lag BaOmer Parade« unter seinem schwarzen Mantel trug, offiziell die Teilnehmer. Einige Schüler des Gymnasiums seien als Ordner eingeteilt, damit nichts passiere. »Bitte bleibt auf der Straße, geht nicht auf den Bürgersteig«, sagte Teichtal.

Die ersten Autos setzten sich in Bewegung, und Teichtal eilte an die Spitze, um zu tanzen. Auf dem Chabad-Gelände ging das Fest weiter. Zu Live-Musik stärkten sich die Gäste mit Hotdogs und Schawarma. Vor allem der Zuckerwatte- und Eisstand war von Kindern umringt. »Die Botschaft von Lag BaOmer ist eine Botschaft von Liebe und Zusammenkommen«, bekräftigte der Rabbiner, der sich über die vielen Teilnehmer freute.     

Immobilie

Das jüdische Monbijou

Deutschlands derzeit teuerste Villa auf dem Markt steht auf Schwanenwerder und soll 80 Millionen Euro kosten. Hinter dem Anwesen verbirgt sich eine wechselvolle Geschichte

von Ralf Balke  22.12.2025

Erfurt

Die Menschen halfen einander

Pepi Ritzmann über ihre Kindheit in der Gemeinde, ihre Familie und Antisemitismus. Ein Besuch vor Ort

von Blanka Weber  22.12.2025

Geburtstag

Holocaust-Überlebender Leon Weintraub wird 100 Jahre alt

Dem NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau entkam Leon Weintraub durch eine Augenblicks-Entscheidung. Heute warnt er als Zeitzeuge in Schulklassen vor Rechtsextremismus. Am 1. Januar feiert er seinen 100. Geburtstag

von Norbert Demuth  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025

Porträt

Am richtigen Ort

Arie Oshri ist Koch, Dragqueen und lebt in seiner Wahlheimat Berlin

von Alicia Rust  20.12.2025

Umbenennung

Yad-Vashem-Straße in Berlin: Wegner will schnelle Umsetzung

Nach der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem soll ein Straßenabschnitt im Herzen von Berlin benannt werden. Der Regierende Bürgermeister hofft auf eine schnelle Umsetzung

von Jonas Grimm  18.12.2025