Vertrag

Staatliches Geld für wichtige Arbeit

Synagoge und Gemeindehaus: Von hier aus versorgt die Jüdische Gemeinde Schwerin knapp 930 Gemeindemitglieder in der Landeshauptstadt und in Wismar. Foto: Cornelius Kettler

Dem Fachwerkhaus am Großen Moor Nummer 12 in der Schweriner Innenstadt ist deutlich anzusehen, woran es fehlt: Der Putz bröckelt, Fenster und Türen benötigen einen frischen Anstrich, das Dach sieht wenig vertrauenserweckend aus. Eigentümer des Gebäudes ist die Jüdische Gemeinde Schwerin, und so kommt die Nachricht, dass sich der Landesverband der jüdischen Gemeinden mit der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern auf einen neuen Staatsvertrag und damit auf höhere staatliche Zuwendungen geeinigt hat, gerade recht. Mehr als 1,9 Millionen Euro erhalten die beiden Gemeinden Schwerin-Wismar und Rostock – bis 2016.

In der unteren Etage des Hause hat die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland eine Zweigstelle, für das Obergeschoss findet sich allerdings seit Längerem kein Mieter. Erste Kostenschätzungen gehen von weit mehr als 100.000 Euro für die notwendige Sanierung aus – Geld, das nicht vorhanden ist.

Verkaufen will die Gemeinde das Gebäude allerdings auch nicht. Immerhin wohnte zwischen 1840 und 1847 hier der damalige Landesrabbiner im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, Samuel Holdheim. Sein Nachfolger, der heutige Landesrabbiner von Mecklenburg-Vorpommern, William Wolff, wohnt um die Ecke, in der Landesrabbiner-Holdheim-Straße, mit Blick auf das marode Haus.

Finanzministerium »Die Entwicklung der jüdischen Gemeinden im Land ist von besonderer Bedeutung für die Landesregierung«, sagte die für die Verhandlungen zuständige Justizministerin Uta-Maria Kuder der Jüdischen Allgemeinen, »und deswegen bin ich auch auf wohlwollendes Interesse im Finanzministerium gestoßen«. Die Gemeinden haben viele Aufgaben zu erfüllen. Als ein Beispiel nennt sie den Unterhalt der rund 50 jüdischen Friedhöfe in Mecklenburg-Vorpommern. Aber auch im religiösen und kulturellen Bereich leisten die beiden Gemeinden wichtige Arbeit.

Uta-Maria Kuder hatte in der Vergangenheit kaum Berührungspunkte mit den jüdischen Gemeinden. Bis zur Landtagswahl im vergangenen September war das Kultusministerium für die religiösen Fragen zuständig. Danach wechselte die zuständige Abteilung in das Justizressort. Die CDU-Politikerin suchte den Kontakt zur Gemeinde, fand die Begegnungen interessant und nahm gern Einladungen an.

Landesrabbiner William Wolff, an den Verhandlungen zum neuen Staatsvertrag nicht selbst beteiligt, freute sich über den positiven Abschluss. »Geld ist nicht meine Sache, Gebet ist meine Sache«, betont der 85-Jährige, »doch weiß ich auch, dass wir ohne Unterstützung der Landesregierung hier nicht existieren können.«

Derzeit gehören der Jüdischen Gemeinde in Schwerin-Wismar knapp 930 Mitglieder an, in Rostock sind es 680. Mit dem zusätzlichen Geld aus dem Staatsvertrag wird das Rabbinerhaus am Schweriner Großen Moor 12 nicht saniert werden können, doch es kann ein erster Anstoß sein. Immerhin möchte der Gemeindevorstand das Gebäude künftig auch für sich nutzen und eine Wohnung für den Rabbiner einrichten.

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