Interview

»Sportler aus 20 Nationen«

»Ich bin leidenschaftlicher Wintersportler«: Alfi Goldenberg Foto: Lydia Bergida

Interview

»Sportler aus 20 Nationen«

Alfi Goldenberg über Vorbereitungen auf die Makkabi WinterGames, Training und Spaß im Schnee

von Christine Schmitt  15.12.2022 09:46 Uhr

Herr Goldenberg, vom 2. bis 9. Januar finden die Makkabi WinterGames im bayerischen Ruhpolding statt. Sie sind der Ini­tiator und leiten das Organisationsteam. Was haben Sie sich für die nächsten Wochen vorgenommen?
Fast dasselbe wie in den vergangenen Monaten – intensiv die WinterGames vorbereiten. Seit drei Wochen gibt es allerdings noch eine andere große Aufgabe, denn meine Frau und ich haben gerade Zwillinge bekommen. Wir sind zum ersten Mal Eltern geworden.

Wie ist der aktuelle Stand in puncto Vorbereitung der WinterGames?
Das Hotel ist de facto schon voll, alle Betten sind belegt. So wie es aussieht, werden wir noch außerhalb Zimmer anmieten müssen. Aber wir sind frohen Mutes, dass wir als Belohnung für die Arbeit der vergangenen Monate ein schönes Event erleben werden.

Trainieren Sie selbst?
Ich bin leidenschaftlicher Wintersportler, was auch eine große Motivation war, den Wintersport in die Makkabi Deutschland Games zu integrieren. Das Ganze ist also nicht ganz uneigennützig (lacht). Seit meiner Kindheit fahre ich gern Ski.

In wie vielen Sportarten kann man sich messen?
In sieben, innerhalb derer wir 16 Disziplinen realisieren wollen. Aber es kann sein, dass einige davon nicht stattfinden werden, weil es dafür zu wenig Nachfrage gibt. Ski Alpin, Biathlon und Skilanglauf sind hingegen sehr gefragt.

An wen richten sich die Makkabi Winter Games?
An alle Wintersportbegeisterten und die, die es noch werden wollen. Was das Leistungsniveau angeht: Wir wollen für alle da sein. Das ist jetzt nach fast 90 Jahren weltweit das erste Mal, dass Makkabi WinterGames stattfinden – in einem internationalen Turnier in einem jüdischen Rahmen.

Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass man jüdisch ist oder Mitglied bei einem Makkabi-Ortsverein?
Ja. Zumindest als Sportler.

Wie viele haben sich angemeldet?
Insgesamt werden etwa 400 Personen vor Ort sein.

Woher kommen die Teilnehmer?
Deutschland stellt natürlich die größte Delegation, sowohl in Hinblick auf die Sportler als auch in Hinblick auf die Volunteers. Insgesamt sind wir sehr international aufgestellt. Die Sportler stammen aus rund 20 Nationen. Um Platz zwei kämpfen Israel und Amerika. Mal schauen, wie es final aussehen wird. Athleten werden immer noch nachgemeldet – obwohl die Frist längst vorbei ist.

Wie sieht es bei den Volunteers aus?
Die sind ebenfalls super international aufgestellt. Etwa 50 von ihnen werden im Einsatz sein. Wir sind auf großes Interesse gestoßen.

Wer muss die längste Anreise in Kauf nehmen?
Ein 16-jähriger Australier. Er wird beim Ski Alpin auf der Piste stehen. Seine Familie begleitet ihn. Er hat sich schon vor längerer Zeit als einer der Ersten angemeldet.

Müssen die Volunteers etwas bezahlen?
Sie müssen lediglich ihre Anreise finanzieren. Viele kommen mit dem Auto, sie bilden Fahrgemeinschaften. Diejenigen, die mit dem Flugzeug anreisen, holen wir mit einem Bus vom Flughafen ab. Kost und Logis, Staff-Ausstattung, lustige Momente, Partys und Ausflüge sind kostenlos.

Wie sieht das übrige, nicht-sportliche Programm aus?
Es ist sehr umfangreich. Wir haben lange daran herumgebastelt. Drei Themen wollen wir im Education-Programm vertiefen: die Geschichte der Makkabi WinterGames – 1933 in Polen, 1936 in der damaligen Tschechoslowakei und heute –, den Anschlag bei den Olympischen Spielen 1972 in München und schließlich die Staatsgründung Israels vor fast 75 Jahren. Virtuell bieten wir einen Rundgang durch das Olympische Dorf in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk an. Darüber hinaus gibt es unser Schabbat-Programm. Die israelische A-cappella-Band Kippalive wird uns begleiten. Neben der Eröffnungs- und Abschlusszeremonie planen wir eine Eisparty, eine Pool-Party im Hotel und ein sportliches Rahmenprogramm mit Abendkursen.

Wer bezahlt das?
Unser Hauptgeldgeber, was die Organisation angeht, ist wie immer das Bundesinnenministerium, des Weiteren sind der Zentralrat der Juden und die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) dabei. Auch das Event an sich kostet natürlich. Die Sportler bezahlen eine Teilnahmegebühr. Das sind die großen finanziellen Säulen. Die Sportturniere werden professionell nach internationalen Standards von den jeweiligen Fachverbänden als Kooperationspartner durchgeführt. Natürlich kostet auch das Geld, hinzu kommen die Sportstätten. Die Betreuung der Sportstätten und Teilnehmer ist nicht allein durch ehrenamtlich Tätige aufzufangen, nicht in dieser Dimension.

Snowboard ist erst seit Kurzem olympische Disziplin. Sind diese Sportler jünger?
Vielleicht sind sie etwas jünger als die übrigen Teilnehmer, aber die Disziplin ist gar nicht so neu. Das kann man vielmehr von Snow-Volleyball behaupten, das ebenso vertreten ist. Wir haben auch Eisstockschießen im Programm. Beide Sportarten sind für diejenigen ausgelegt, die gern dabei sein wollen, aber in der Vergangenheit noch nicht die Erfahrungen in anderen Sportarten sammeln konnten. Tatsächlich gibt es dafür ein reges Interesse, mal sehen, wie es vor Ort sein wird.

Was ist darüber hinaus neu bei den Makkabi WinterGames?
Freunde und Familie sind diesmal explizit eingeladen. Bislang sind wir in dem Punkt immer an den Kapazitäten gescheitert. Umso schöner ist es, dass sie jetzt beim Event dabei sind und die Makkabi-Atmosphäre genießen können. Und es hat sich schon jetzt gezeigt, dass sich der ein oder andere dann doch noch für eine Sportart anmeldet. Beim Eisstockschießen beispielsweise.

Wie alt ist der jüngste Teilnehmer?
Tatsächlich jünger als 16 Jahre. Seit Tag eins ist er im Wintersport beheimatet, ist auf Turnieren unterwegs und mental fit. Unter diesen Voraussetzungen ist es für uns machbar, auch Jüngere mitzunehmen. Die jüngsten Teilnehmer werden meine Zwillinge sein, die dann sechs Wochen alt sind (lacht).

Und der älteste?
Das dürfte Shaul Ladany sein. Er hat die Schoa und das Olympia-Attentat 1972 überlebt. Er hat sich noch nicht geäußert, ob er sportlich oder einfach nur so dabei sein will. 86 Jahre ist er alt und topfit.

Wie bereiten Sie sich vor?
Ich feile noch an der Logistik unserer Anreise. Ansonsten bin ich regelmäßig im Fitnessstudio. Ich selbst mache natürlich nicht beim Turnier mit. Aber ich hoffe, dass ich ein paar Minuten haben werde, um ein, zwei Schwünge am Berg zu machen.

Mit dem Makkabi-Vizepräsidenten und Initiator der Makkabi Deutschland WinterGames sprach Christine Schmitt.

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