Köln

Spenden für Therapie

Kurz und intensiv: »Die Fledermaus« Foto: Ulrike Gräfin Hoensbroech

Ausgerechnet am Freudentag Tu beAw flatterte Die Fledermaus durch den Gemeindesaal der Synagogen-Gemeinde Köln und erfreute die rund 120 Besucher. Auch das Musiker- und Sängerensemble unter der Leitung von Alexander Steinitz hatte Spaß bei der Aufführung der weltberühmten Operette an diesem für opulente Gesangsdarbietungen eher ungewöhnlichen Ort.

Als das Licht ausging, wirkte das Podium mit seinem Portalrahmen nahe am Zuschauerbereich wie eine der vor allem im 19. Jahrhundert beliebten Guckkastenbühnen. »Die Fledermaus gilt als der Höhepunkt der goldenen Operetten­ära«, führte die Sopranistin Désirée Brodka in den Abend ein. Ebenso kenntnisreich begleitete sie die auf Espresso-Format gekürzte Aufführung des turbulenten Stücks mit der Musik des Wiener Walzerkönigs Johann Strauss.

publikum Viele Zuhörer ließen sich denn auch nicht lange bitten, als Brodka das Publikum zwischen dem zweiten und dritten Akt aufforderte, sich selbst in die Aufführung einzubringen und glückselig im Dreivierteltakt durch den Saal zu tanzen.

Espresso-Format, das ist das Konzept, das der Verein »Music2Go« umsetzt, um Musik, Kunst und Kultur zu fördern. »Mit dem Verein haben wir das Privileg, einem breiten Publikum, das aus verschiedensten Gründen keine oder wenige Berührungspunkte hat, den Zugang zu Operetten und Opern zu ermöglichen – leicht zugänglich und konzentriert im Espresso-Format, ohne Eintrittspreis und ohne Kleiderordnung«, erklärt Ariel Samang, stellvertretender Vorstand und Mitbegründer von Music2Go.

Das gilt auch für die Kölner Aufführung, die inzwischen Tradition ist, wie Rachel Rado bei der Begrüßung im Namen der Kölner WIZO-Damen betonte. »Bei dieser Aufführung verzichten die Künstler zugunsten der WIZO auf ihr Honorar und bitten die Besucher um Spenden.«

erlös In diesem Jahr geht der Erlös an das Musikstudio und die damit verbundene Musiktherapie des WIZO-Jugenddorfs Hadassim. »Musiktherapie ist eine anerkannte Form der Therapie, bei der Musik als Werkzeug zur Förderung von körperlichem, emotionalem und geistigem Wohlbefinden eingesetzt wird«, warb Rachel Rado um Spenden und fügte hinzu: »Sie kann Menschen helfen, die Stimmung zu verbessern, Stress abzubauen und Schmerzen zu lindern.«

WIZO, die nach eigenen Angaben weltweit größte Frauenorganisation mit rund 250.000 ehrenamtlich engagierten Frauen in über 50 Ländern, setzt sich seit über 100 Jahren in mittlerweile rund 800 Einrichtungen in Israel für sozial schwache und benachteiligte Kinder und Jugendliche, Frauen, Familien und Senioren ein.

Das Musikstudio im Jugenddorf Hadassim befindet sich in einem Bunker. Bei Angriffen bietet der Raum Schutz, in Friedenszeiten nutzen Jugendliche im Alter von zwölf bis 18 Jahren ihn als Musikraum. Rachel Rado berichtete, dass seit dem Ukraine-Krieg immer wieder allein reisende Jugendliche nach Hadassim kommen. »Die Musik hilft ihnen dabei, Sorgen, Ängste und Heimweh nach der Familie zu verdrängen.«

hilfsbedürftigkeit Orly Licht, Vizepräsidentin von WIZO Deutschland, betont, dass die »WIZO, die keiner Partei zugehörig ist, insbesondere in den schwierigen Zeiten, die Israel momentan durchlebt, umso mehr die Notwendigkeit erfüllt, hilfsbedürftigen Menschen – egal, welcher Herkunft und Religion – ihre Unterstützung anzubieten«.

Rachel Rado brachte es vor dem begeisterten Publikum beim Schlussvorhang, bei dem alle Künstler und die WIZO-Damen auf jenen Brettern standen, die die Welt bedeuten, auf den Punkt: »Wir alle sind beglückt!«

KZ-Befreiungen

Schüler schreibt über einzige Überlebende einer jüdischen Familie

Der 18-jährige Luke Schaaf schreibt ein Buch über das Schicksal einer Jüdin aus seiner Heimatregion unter dem NS-Terrorregime. Der Schüler will zeigen, »was Hass und Hetze anrichten können«

von Stefanie Walter  29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Berlin

Bebelplatz wird wieder zum »Platz der Hamas-Geiseln«

Das Gedenkprojekt »Platz der Hamas-Geiseln« soll laut DIG die Erinnerung an die 40 in Geiselhaft getöteten Israelis und an die 59 noch verschleppten Geiseln wachhalten

 28.04.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Abschluss der Namenslesung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße ist für den Abend ein Gedenken mit Totengebet und Kranzniederlegung geplant

 28.04.2025

Düsseldorf

Erinnerungen auf der Theaterbühne

»Blindekuh mit dem Tod« am Schauspielhaus stellt auch das Schicksal des Zeitzeugen Herbert Rubinstein vor

von Annette Kanis  27.04.2025

Hanau

Jüdische Gemeinde feiert Jubiläum

»Im Grunde genommen ist es mit das Größte und Schönste, was eine Gemeinde machen kann: eine neue Torarolle nach Hause zu bringen«, sagt Gemeinde-Geschäftsführer Oliver Dainow

 25.04.2025

Begegnung

Raum für das Unvergessene

Jede Woche treffen sich Schoa-Überlebende im Münchner »Café Zelig«, um Gemeinschaft zu finden im Schatten der Geschichte. Ein Ortsbesuch

von Katrin Diehl  23.04.2025

Interview

»Das Gedenken für Jugendliche greifbar machen«

Kurator Pascal Johanssen zur neuen Ausstellung im ehemaligen Jüdischen Waisenhaus in Pankow

von Gerhard Haase-Hindenberg  21.04.2025

Porträt der Woche

Austausch mit Gleichen

Maria Schubert ist Gemeindesekretärin in Magdeburg und tanzt gern

von Alicia Rust  18.04.2025