München

Spenden für Israel

»Wenn es die WIZO nicht bereits gäbe, dann müsste man sie erfinden«: Mit diesen Worten hatte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern und einst Gründungsmitglied des deutschen Ablegers der Women’s International Zio­nist Organization, Charlotte Knobloch, schon vor langer Zeit den Nagel auf den Kopf getroffen.

In den aktuell dramatischen Zeiten gilt dieses Bonmot umso mehr. Nicht nur, aber vor allem infolge des Terrorangriffs auf Israel am 7. Oktober waren WIZO-Mitglieder in aller Welt gefordert, und die Münchner Sektion um Gaby Grüngras, Dora Malina-Harman, Manuela Nothdurft, Sara Schmerz und Yael Sznajder nahm diese Herausforderung an.

Seit dem Terrorangriff des 7. Oktober ist die WIZO mehr denn je gefordert.

In den schwierigen Wochen im Herbst bedeutete das, auch nach dem ersten Schrecken weiter zu helfen und die Not der Menschen in Israel im Blick zu behalten. Zu diesem Zweck luden die Münchner WIZO-Frauen Mitte November zu einem großen Solidaritätsabend ins Gemeinde­res­taurant »Einstein« ein. Unter den Ehrengästen an diesem besonderen Abend war auch der bayerische Justizminister Georg Eisenreich. Er wandte sich in seiner kurzen Ansprache klar gegen die antisemitischen Exzesse auf deutschen Straßen und kündigte für Bayern eine konsequente Verfolgung der inzwischen strafbaren Parole »From the River to the Sea« an.

Die ebenfalls anwesende stellvertretende Generalkonsulin des Staates Israel, Kasa Bainesai-Harbor, stellte den israelischen Abwehrkampf gegen die terroristische Hamas in den größeren Kontext der Auseinandersetzung westlicher Gesellschaften mit ihren autoritären Feinden. Schließlich ordnete der Leiter der Sicherheitsabteilung der IKG München und Oberbayern, Guy Fränkel, vor den 120 Gästen die veränderte Sicherheitslage ein. Als besonderes Highlight des Abends muss der Beitrag von Mirna Funk gelten, die zum wachsenden Antisemitismus nicht nur infolge des Angriffs der Hamas unmissverständliche Worte fand. Die Journalistin und Autorin sprach auch über ihr eigenes Leben und Erleben zwischen Berlin und Tel Aviv, wobei der Kontrast zwischen beiden Orten sehr deutlich zum Ausdruck kam.

Im Mittelpunkt des Abends standen die Erlebnisse der Menschen in Israel

Im Mittelpunkt des Abends standen aber die Erlebnisse der Menschen in Israel. Sara Schmerz hatte bereits in ihrer Begrüßung daran erinnert, dass die Ereignisse des 7. Oktober »nicht der Beginn eines Krieges« gewesen seien, sondern »ein geplantes und grausam durchgeführtes Gemetzel«. Die Anwesenden gedachten daher in einer Schweigeminute der Ermordeten und sangen gemeinsam die Hatikwa, gleichsam als hörbares Zeichen der Hoffnung. Zum Abschluss des Abends sprach außerdem der Vater eines israelischen Soldaten, der zurzeit in Gaza im Einsatz ist. Eine filmische Darstellung der zu diesem Zeitpunkt noch 40 israelischen Geiseln rief deren Not erneut ins Bewusstsein.

Neben vielen bewegten Gästen stand im Ergebnis ein beeindruckendes Spendenaufkommen, mit dem die Münchner WIZO die Aktivitäten des Weltverbandes in Israel unterstützen kann. Der hatte bereits unmittelbar nach dem Angriff Hilfe für aus dem Süden Israels evakuierte Familien organisiert, bei der Wohnungssuche unter die Arme gegriffen, Hilfspakete geschnürt und Sofortmaßnahmen zur Ausstattung von Schutzbunkern im ganzen Land auf den Weg gebracht – all das zusätzlich zum Betrieb der ohnehin bestehenden Kindertagesstätten, Jugendklubs, Seniorenzentren, Frauenhäuser und Jugenddörfer.

Die Münchner WIZO-Frauen waren deshalb auch im zurückliegenden Jahr, vor der jüngsten Eskalation, eifrig unterwegs gewesen. So konnte die Wohltätigkeitsorganisation als Signal für Chancengleichheit in der Bildung zahlreiche gespendete Laptops an sozial benachteiligte Schüler der Sinai-Grundschule und des Helene-Habermann-Gymnasiums weitergeben, darunter auch solche Kinder, die aus der Ukraine geflohen waren. Amnon Harman sammelte mit seiner bereits zweiten Radtour über die Alpen genügend Spenden, um im WIZO-Jugenddorf Hadassim bei Netanya ein neues Musikstudio mitzufinanzieren, das im Bedarfsfall auch als Schutzbunker fungieren kann; Harman wurde dafür vor Ort mit einer eigenen Plakette geehrt.

Bei der »Dinner und Dance Gala« kamen zahlreiche Patenschaften zustande.

Bei der »Dinner und Dance Gala«, die im März nach drei Jahren Zwangspause erstmals wieder stattfand, kamen in Anwesenheit von Moderatorin Esther Sedlaczek, IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch und der deutschen WIZO-Präsidentin Nicole Faktor zahlreiche Patenschaften für Israel zustande. Und auch der »Wine and Arts«-Sommerabend in den Räumlichkeiten der Münchner Filiale der UBS wurde ein großer Erfolg, da mit Gartenparty und Kunstausstellung viele neue Kontakte für die WIZO gewonnen werden konnten.

Und trotzdem: Am Ende sehr ereignisreicher Monate bleibt nach Ansicht von Sara Schmerz der Solidaritätsabend im November »die bewegendste und wichtigste Veranstaltung dieses ganzen Jahres. Die enorme Großzügigkeit der Gäste an diesem Abend hat für uns viel akute und dauerhafte Hilfe in Israel möglich gemacht«.

Für die Zukunft gelte es deshalb, weiter aktiv zu bleiben, denn »wer sich mit dem Erreichten zufriedengibt, der ist bei der WIZO falsch«. Ähnlich sieht das die langjährige Unterstützerin Charlotte Knob­loch: »Es ist ein Glück und ein Segen, dass wir die WIZO haben. Was die Damen hier in München leisten, ist großartig – das sieht man gerade in dieser schweren Zeit ganz deutlich.« Und worauf hoffen die so Gelobten für das neue bürgerliche Jahr? »Wir wünschen uns, was sich alle wünschen: Frieden und Sicherheit für Israel und ein menschenwürdiges Leben für alle.«

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

München

Nicht zu überhören

Klare Botschaften und eindrucksvolle Musik: Die 39. Jüdischen Kulturtage sind eröffnet

von Esther Martel  23.11.2025

Berlin

Gegen den Strom

Wie der Ruderklub »Welle-Poseidon« in der NS-Zeit Widerstand leistete und bis heute Verbindung zu Nachfahren seiner jüdischen Mitglieder pflegt

von Alicia Rust  23.11.2025

Porträt

Glücklich über die Befreiung

Yael Front ist Dirigentin, Sängerin, Komponistin und engagierte sich für die Geiseln

von Alicia Rust  22.11.2025

Berufung

Schau mal, wer da hämmert

Sie reparieren, organisieren, helfen – und hören zu: Hausmeister von Gemeinden erzählen, warum ihre Arbeit als »gute Seelen« weit mehr ist als ein Job

von Christine Schmitt  21.11.2025

Spremberg

Gegen rechtsextreme Gesinnung - Bürgermeisterin bekommt Preis

Rechtsextreme sprechen im ostdeutschen Spremberg vor Schulen Jugendliche an. Die Schüler schütten ihrer Bürgermeisterin ihr Herz aus - und diese macht das Problem öffentlich. Für ihren Mut bekommt sie jetzt einen Preis

von Nina Schmedding  21.11.2025

Mitzvah Day

Im Handumdrehen

Schon vor dem eigentlichen Tag der guten Taten halfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentralrats bei der Berliner Tafel, Lebensmittel zu prüfen

von Sören Kittel  20.11.2025

Interview

»Selbst vielen Juden ist unsere Kultur unbekannt«

Ihre Familien kommen aus Marokko, Libyen, Irak und Aserbaidschan. Was beschäftigt Misrachim in Deutschland? Ein Gespräch über vergessene Vertreibungsgeschichten, sefardische Synagogen und orientalische Gewürze

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  20.11.2025

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025