Bildung

Schritt in die Zukunft

Charlotte Knobloch und Harry Habermann freuen sich über die Entwicklung des jüdischen Gymnasiums. Foto: David Klein

Es ist ein großer Schritt in die Zukunft, den die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern gerade unternimmt. Das Jüdische Gymnasium, das vor fünf Jahren im Gemeindezentrum den Betrieb aufnahm und zuletzt aus allen Nähten platzte, hat ein neues dauerhaftes Zuhause auf dem Gelände der Europäischen Schule in Fasangarten gefunden. Überraschend kommt der Abschied vom Jakobsplatz aber nicht.

Bildung und Erziehung genießen bei der IKG traditionell einen hohen Stellenwert.

Der nächsten Generation das Wissen und die Fähigkeiten an die Hand zu geben, um ihr eigenes Leben und die Zukunft der jüdischen Gemeinschaft selbstbestimmt gestalten zu können, bezeichnet IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch als »die Kernaufgabe jeder jüdischen Gemeinde«.

kernaufgabe Zur Umsetzung dieser Kernaufgabe, die seit vielen Jahren mit Kinderkrippe, Kindertagesstätte und der Sinai-Grundschule auf hohem Niveau erfolgt, gehört seit 2016 auch das Jüdische Gymnasium. Seit dem Frühjahr trägt es den Namen von Helene Habermann sel. A. Sie und ihre Familie haben das »Projekt Gymnasium« maßgeblich unterstützt.

Individuelle Großzügigkeit und Hilfe sind ein wesentlicher Aspekt bei der Weiterentwicklung des Schulsystems in der Gemeinde. Ein anderer ist die dahinterstehende Geschlossenheit der maßgeblichen Repräsentanten der IKG. »Alle haben an einem Strang gezogen, um die Vision von einem eigenen Gymnasium Wirklichkeit werden zu lassen«, stellt Charlotte Knob­loch zufrieden fest.

Bildung genießt in der Gemeinde traditionell einen hohen Stellenwert.
Eine nach außen hin vielleicht nicht ohne Weiteres bemerkbare, aber unschätzbare Rolle bei der Entwicklung des Gymnasiums spielen den Worten von Charlotte Knob­loch zufolge zum einen Vizepräsident Yehoshua Chmiel, zuständig für das Finanzwesen der Gemeinde, vor allem aber auch die Mitglieder der Erziehungs- und Schulkommission: »Ihr Engagement ist beeindruckend.«

Im Vorstand und der Kommission für Schule und Erziehung ist Eugen Alter vertreten. Für ihn ist das Gymnasium eine Herzensangelegenheit und sein Engagement ein Glück für die Gemeinde, wie es Charlotte Knobloch ausdrückt: »Ohne ihn wären wir nicht so weit.« Der aus der Ukraine stammende Informatiker, der als Jugendlicher nach München kam, hier sein Abitur machte und an der Technischen Universität studierte, ist in Bezug auf das Gymnasium so etwas wie ein »Mann der ersten Stunde«. Er selbst erinnert sich noch gut daran, als er im Elternbeirat der Sinai-Schule mit Miriam Geldmacher eine »Seelenverwandte« fand.

Mit ihrer gemeinsam entwickelten Idee, die Möglichkeit zur Realisierung eines gemeindeeigenen Gymnasiums ernsthaft ins Auge zu fassen, rannten sie bei der IKG-Präsidentin offene Türen ein. Es folgten Hunderte intensive Arbeitsstunden, in denen ein umsetzbares Konzept entstand. Wie gut es tatsächlich ist, stellte sich schon wenige Monate nach Eröffnung des Schulbetriebs heraus, als das Gymnasium die staatliche Anerkennung erhielt.

grenzen Zu diesem Zeitpunkt stand bereits fest, dass das Gymnasium im Gemeindezentrum allein aus Platzgründen keine Dauerlösung sein konnte. »Genau genommen begann bereits damals die Suche nach einem geeigneten Objekt«, hält Eugen Alter fest. Deutlich an die Grenzen stieß das Gymnasium mit seinen inzwischen fünf Klassen im vergangenen Schuljahr. Um den Betrieb zu ermöglichen, mussten sogar einige Abteilungen räumlich eingeschränkt werden.
Derartige Probleme gehören mit Beginn des neuen Schuljahres nunmehr der Vergangenheit an.

Nach einer langwierigen, auch von Rückschlägen geprägten Suche, in die Eugen Alter maßgeblich eingebunden war, bieten die Räumlichkeiten auf dem Gelände der Europäischen Schule geradezu ideale Verhältnisse, um den Ansprüchen gerecht zu werden. »Eine möglichst hohe pädagogische Qualität für die Kinder ist ein grundsätzliches Ziel unseres Schulsystems«, beschreibt Charlotte Knobloch diesen Anspruch.

An der Priorisierung digitaler Formate im Rahmen des Unterrichts ändert der Umzug nichts.

In der schwierigen Corona-Krise hat sich die Qualität des Unterrichts, der sich beispielsweise durch ein hohes Maß an Digitalisierung auszeichnet, ganz besonders ausgezahlt. So funktionierte auch das durch die Umstände erzwungene Homeschooling ohne nennenswerte Schwierigkeiten, konnte Miriam Geldmacher, die Leiterin des Gymnasiums, nach kurzer Zeit feststellen.

An der Priorisierung digitaler Unterrichtsformate ändert der Umzug nichts, das Gegenteil ist vielmehr der Fall. Von der 10. Klasse an gehört ab sofort ein iPad für die Schüler zur Grundausstattung. Wie sie mit den Möglichkeiten umgehen, kann Eugen Alter aus allernächster Nähe miterleben. Sein Sohn Marc besucht das Gymnasium von der ersten Stunde an.

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