European Maccabi Games

Mit dem Rad durch Budapest

Jonah Sievers Foto: privat

European Maccabi Games

Mit dem Rad durch Budapest

Rabbiner Jonah Sievers über Trainingsmethoden, Abnehmen und Gemeinschaftsgefühl

von Heide Sobotka  07.07.2019 10:58 Uhr

Herr Rabbiner Sievers, Sie nehmen als Radrennfahrer an den European Maccabi Games (EMG) in Budapest teil, wie kam es dazu?
Ich habe innerhalb meines Fitnessprogramms mit dem Radfahren begonnen und dann über Bekannte gehört, dass es eine Makkabi-Radsportgruppe gibt, die von Freddy Ries in Baden-Baden organisiert wird. Ich habe mich mit ihm in Verbindung gesetzt, und Freddy überzeugte mich, schon jetzt in Budapest mitzumachen. Seitdem trainiere ich nicht nur für meine private Fitness, sondern eben auch, um an den EMG teilzunehmen.

Trainieren Sie regelmäßig oder nur, wenn es mal passt?
Ich versuche, fünfmal in der Woche zu trainieren, am liebsten morgens. Nicht zwischendurch. Ich kann nicht langsam fahren, also muss ich danach duschen und mich umziehen. Wenn das Wetter schlecht ist, fahre ich lieber auf der Rolle mit einem Simulationscomputer zu Hause.

Sie sagten, Grund für das Radfahren war ein privates Fitnessprogramm. Was hat es bewirkt, und haben Sie auch die Ernährung umgestellt?
Ein Grund, so viel Sport zu treiben, war ja auch, dass ich nicht auf meine geliebten Nudeln verzichten wollte. Aber ich esse jetzt doch etwas kontrollierter. Es ist nicht mehr so wie früher, als ich spätabends noch eine Pizza gegessen habe (lacht). Ich fahre jetzt seit knapp einem Jahr und habe 20 Kilo abgenommen.

Was für ein Gefühl vermittelt Ihnen das Radfahren eher: Jetzt powere ich mich aus? Oder: Kopf frei bekommen?
Das Ziel beim Ausdauersport ist ja 80 Prozent im Grundlagenausdauerbereich zu trainieren, das heißt, nur 20 Prozent geht wirklich in die Spitze. Bei den Ausfahrten versuche ich deswegen schon, meinen Puls niedrig zu halten. Es streiten dann natürlich dennoch zwei Seelen in mir, die eine möchte eine gute hohe Durchschnittsgeschwindigkeit haben, und die andere sagt, pass auf deinen Puls auf. Aber es gelingt mir schon recht gut, mich im Ausdauerbereich zu halten.

Was gibt Ihnen das Radfahren außer Fitness?
Ich bin inzwischen so weit, dass ich mich nicht mehr durch Musik pushen muss, und so kann ich gut über Probleme nachdenken, überlegen, was so vor mir liegt.

Haben Sie sich in Vorbereitung auf die EMG dann auch entsprechendes Equipment zugelegt?
Das verlief in mehreren Schritten. Nachdem ich mit dem Radfahren begonnen hatte, dachte ich mir, dass Rennradfahren auch schick ist, und habe mir ein Einsteigerrennrad gekauft. Aber als ich dann wusste, ich fahre nach Budapest, fühlte ich mich noch weniger konkurrenzfähig, also habe ich mir doch noch ein zweites Rennrad gekauft. Außerdem ist natürlich auch die richtige Rennbekleidung wichtig.

Sind Sie schon bei Velo-Veranstaltungen gestartet, oder wird Budapest Ihr erster offizieller Wettkampf sein?
Das wird der erste Wettkampf sein. Vor fünf Wochen gab es den ersten Lehrgang von den EMG in Baden-Baden auch mit einem kleinen Zeitfahrrennen. Eine Gruppe von uns ist bei »Rund um Köln« mitgefahren. Vor Budapest treffen wir uns dann hier in Berlin noch einmal zu einem Lehrgang.

Was haben Sie sich für Budapest vorgenommen?
Die Maßgabe ist, mich nicht zu blamieren. Gegen Gewinnen hätte ich natürlich nichts einzuwenden. Ich wünsche mir aber vor allem, dass wir als Team gut abschneiden, das ist für mich das Wichtigste. Ich freue mich, wenn ich gut durchkomme und der Mannschaft helfen kann. Niederlande, Großbritannien, Israel, die Vereinigten Staaten haben sich auch angemeldet, das werden unsere stärksten Gegner sein.

Und Sie freuen sich auf Budapest?
Ich war vor einigen Jahren mit der Rabbinerkonferenz schon einmal dort. Ich freue mich schon wirklich sehr, ja. Das ist wie Machane.

Mit dem Berliner Rabbiner sprach Heide Sobotka.

Berlin

Unter die Haut

Der Künstler Gabriel Wolff malt, formt und tätowiert »jüdische Identität

von Alicia Rust  15.06.2025

Porträt der Woche

Zwischen den Welten

Ruth Peiser aus Berlin war Goldschmiedin, arbeitete bei einer Airline und jobbt nun in einer Boutique

von Gerhard Haase-Hindenberg  15.06.2025

Berlin

»Drastisch und unverhältnismäßig«

Die Jüdische Gemeinde erhöht die Gebühren ab September deutlich. Betroffene Eltern wehren sich mit einer Petition

von Christine Schmitt  12.06.2025

Hamburg

Kafka trifft auf die Realität in Tel Aviv

Ob Krimi, Drama oder Doku – die fünften Jüdischen Filmtage beleuchten hochaktuelle Themen

von Helmut Kuhn  12.06.2025

Weimar

Yiddish Summer blickt auf 25 Jahre Kulturvermittlung zurück

Zwischen dem 12. Juli und 17. August biete die internationale Sommerschule für jiddische Musik, Sprache und Kultur in Weimar diesmal insgesamt über 100 Programmbausteine an

von Matthias Thüsing  11.06.2025

Sachsen

Verdienstorden für Leipziger Küf Kaufmann

Seit vielen Jahren setze er sich für den interreligiösen Dialog und den interkulturellen Austausch von Menschen unterschiedlicher Herkunft ein

 11.06.2025

Oldenburg

Brandanschlag auf Synagoge: Beschuldigter bittet um Entschuldigung

Am 5. April 2024 war ein Brandsatz gegen die massive Tür des jüdischen Gebetshauses in der Leo-Trepp-Straße geworfen worden

 11.06.2025

Erinnerung

731 Schulen erinnern an Anne Frank

Der Aktionstag findet seit 2017 jährlich am 12. Juni, dem Geburtstag des Holocaust-Opfers Anne Frank (1929-1945), statt

 11.06.2025

Grand Schabbaton

Eine 260-köpfige Familie

In Potsdam brachte der»Bund traditioneller Juden« mehrere Generationen zusammen

von Mascha Malburg  11.06.2025