Gemeindetag

Mini-Machane für Erwachsene

Der Countdown läuft: Zwar sind es noch fünf Monate bis zum nächsten Gemeindetag des Zentralrats der Juden in Deutschland, doch schon jetzt laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Zur Vorfreude gibt es allen Anlass: Vom 21. bis zum 24. November lädt der Zentralrat unter dem Motto »One people, one community« mehr Mitglieder als je zuvor aus allen jüdischen Gemeinden ein – diesmal in das Hotel InterContinental in Berlin. Die Online-Voranmeldung hat bereits begonnen; es gibt insgesamt Plätze für mehrere Hundert Teilnehmer.

Mit der Großveranstaltung an einem verlängerten Wochenende will der Zentralrat an den Erfolg des Gemeindetages vor einem Jahr in Hamburg anknüpfen und so vielen Gemeindemitgliedern wie möglich die Gelegenheit bieten, sich untereinander auszutauschen und neue Impulse zu bekommen. »Wir wollen unsere dynamische jüdische Gemeinschaft festigen, uns noch viel stärker als bisher vernetzen, neue Kontakte knüpfen und dreieinhalb Tage in Berlin den besonderen Spirit unseres Judentums in uns aufnehmen und genießen«, sagte Zentralratspräsident Dieter Graumann.

Fest Anfang Juni 2012 waren etwa 240 Gemeindemitglieder in die Hansestadt gekommen, um gemeinsam zu beten, in Workshops gemeinsam zu lernen und zu diskutieren – und nicht zuletzt zu feiern. Eine positive Erfahrung, von der viele Teilnehmer noch lange zehrten. »Ein Fest mit Sinn und ein Fest für die Sinne« – so hatte Graumanns Bilanz des Gemeindetages in Hamburg gelautet. Besonderen Anklang fanden damals die Workshops, unter anderem zu jüdischer Identität und Kultur.

Dieses Mal soll die Veranstaltung nicht nur größer, sondern inhaltlich noch vielfältiger sein und bewusst für Familien attraktiv gestaltet werden – mit professioneller Kinderbetreuung für die Kleinsten. Ein erweitertes Programm für Young Professionals soll auch jüngere Erwachsene unter den Mitgliedern gezielt ansprechen.

Pro Person fällt eine Eigenbeteiligung von 140 Euro an. Darin enthalten sind drei Übernachtungen im Hotel InterContinental, koschere Mahlzeiten, eine große Auswahl an Workshops mit prominenten Referenten und Gästen, Stadtrundfahrten aus jüdischer Perspektive, eine Schifffahrt auf der Spree, Sport- und Wellnessangebote sowie ein facettenreiches Kultur- und Gedenkprogramm. Für eine Teilnahme ohne Hotelübernachtung werden 70 Euro fällig.

gala »Der Gemeindetag ist auch eine Art Mini-Machane für uns Große. Er ist eine Investition in unser Gemeinschaftsgefühl, in uns selbst«, betonte Graumann. Weder Inhalt noch Spaß sollen zu kurz kommen: »Wir wollen uns inspirieren lassen und uns mit wichtigen und auch schwierigen Themen auseinandersetzen. Aber wir wollen uns auch einmal etwas gönnen – wie die große Gala am Samstagabend mit bekannten Künstlern aus Europa und Israel.« Auch die anderen Abende sollen festlich ausfallen – mit Überraschungen, die die Veranstaltungen abrunden.

Vorläufige Themen der Workshops sind: Israel knapp ein Jahr nach der Wahl, die jüdische Religion zwischen Tradition und Moderne, die katholisch-jüdischen Beziehungen unter dem neuen Papst, der jüdisch-islamische Dialog, die Türkei und Israel, die EU-weit geplante Kennzeichnung von Waren, die im Westjordanland hergestellt wurden, sowie Israel-Bashing und Boykottkampagnen.

Umstrittene Fragen wie Konversion und die Diskussion um Patrilinearität sollen nicht ausgespart bleiben. Weitere mögliche Workshopthemen sind Bundeswehr und NS-Traditionen, Frauen in der rechtsextremen Szene, Altersarmut in der jüdischen Gemeinschaft und die Situation der Juden in Ungarn. Ferner ist ein Workshop zu Kindergottesdiensten in der Gemeindearbeit angedacht. Und schließlich soll der »March of the Living« durch Auschwitz-Birkenau thematisiert werden – nicht zuletzt mit der Hoffnung, im nächsten Jahr wieder eine Gruppe aus Deutschland zu formieren.

Leo-Baeck-Preis Zum ersten Mal wird der Leo-Baeck-Preis, den der Zentralrat der Juden seit 1957 vergibt, im Rahmen des Gemeindetages verliehen. Zentralratspräsident Graumann lädt alle Teilnehmer des Treffens herzlich zur feierlichen Preisverleihung ein: »Wir wollen, dass das Andenken an Leo Baeck – ohne Zweifel die wichtigste Persönlichkeit des deutschen Judentums in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – bei unseren Gemeindemitgliedern präsent bleibt.«

Der diesjährige Preisträger Nikolaus Schneider, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, habe sich stets im Geiste von Rabbiner Leo Baeck für einen konstruktiven jüdisch-christlichen Dialog eingesetzt, gegen Israelfeindschaft Stellung bezogen »und uns während der Beschneidungsdebatte vorbildlich unterstützt«, so Graumann.

Im Anschluss an den Gemeindetag wird am 24. November die Ratstagung zusammenkommen – das oberste Entscheidungsgremium des Zentralrats. Die Teilnehmer des Gemeindetages können dann noch den Sonntag in Berlin genießen oder sich schon auf den Heimweg machen. Und hoffentlich werden sie, wie beim Gemeindetag in Hamburg, Inspiration und produktive Erfahrungen mit nach Hause nehmen.

Informationen und Voranmeldung unter https://gemeindetag.zentralratdjuden.de

München

Knobloch lobt Merz-Rede in Synagoge

Am Montagabend wurde in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Vor Ort war auch der Bundeskanzler, der sich bei seiner Rede berührt zeigte. Von jüdischer Seite kommt nun Lob für ihn - und ein Appell

von Christopher Beschnitt  16.09.2025

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Erinnerung

Eisenach verlegt weitere Stolpersteine

Der Initiator des Kunst- und Gedenkprojekts, Gunter Demnig aus Köln, die Stolpersteine selbst verlegen

 16.09.2025

Porträt der Woche

Passion für Pelze

Anita Schwarz ist Kürschnerin und verdrängte lange das Schicksal ihrer Mutter

von Alicia Rust  16.09.2025

Bayern

Merz kämpft in wiedereröffneter Synagoge mit Tränen

In München ist die Synagoge an der Reichenbachstraße feierlich wiedereröffnet worden, die einst von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Der Bundeskanzler zeigte sich gerührt

von Cordula Dieckmann  16.09.2025 Aktualisiert

Sachsen-Anhalt

Erstes Konzert in Magdeburger Synagoge

Die Synagoge war im Dezember 2023 eröffnet worden

 15.09.2025

Thüringen

Jüdisches Bildungsprojekt »Tacheles mit Simson« geht erneut auf Tour

Ziel des Projektes sei es, dem Aufkommen von Antisemitismus durch Bildung vorzubeugen, sagte Projektleiter Johannes Gräser

 15.09.2025

Essen

Festival jüdischer Musik mit Igor Levit und Lahav Shani

Der Festivalname »TIKWAH« (hebräisch für »Hoffnung«) solle »ein wichtiges Signal in schwierigen Zeiten« setzen, hieß es

 15.09.2025

Berlin

Margot Friedländer Preis wird verliehen

Die mit insgesamt 25.000 Euro dotierte Auszeichnung gehe an Personen, die sich für Toleranz, Menschlichkeit, Freiheit und Demokratie einsetzen

 15.09.2025