Berlin

»Meilensteine des liberalen Judentums«

Namensgeber: Israel Jacobson Foto: cc

Die Union progressiver Juden in Deutschland (UpJ) vergibt an diesem Donnerstag zum sechsten Mal den Israel-Jacobson-Preis. Er geht an den langjährigen Präsidenten der European Union for Progressive Judaism, Leo Hepner, sowie an Jan Mühlstein, Mitbegründer der liberalen Jüdischen Gemeinde München, Beth Shalom, und langjähriger Vorsitzender der Union progressiver Juden in Deutschland.

Leo Hepner, geboren in Leipzig, wurde von seinen Eltern in der orthodoxen Tradition erzogen. Der Vater leitete eines der für Leipzig einst wichtigen Unternehmen der Pelzindustrie. Dank seiner internationalen Verbindungen gelang der Familie die Flucht aus Nazideutschland nach London. Hepner studierte Chemie, promovierte 1955 und wanderte nach Israel aus, kehrte aber bald nach Großbritannien zurück.

Einsatz »Mit dem Israel-Jacobson-Preis wird er geehrt für seinen Einsatz zur Wiederetablierung des liberalen Judentums in Deutschland«, so die Begründung der UpJ. Dabei sei Hepner seine Erfahrung als langjähriger Präsident einer der renommiertesten Londoner liberalen Synagogen ebenso zustattengekommen wie sein Wirken als Präsident der Europäischen Union für progressives Judentum.

Jan Mühlstein wurde 1949 in der damaligen Tschechoslowakei geboren, emigrierte nach dem Einmarsch der russischen Truppen während des Prager Frühlings nach Deutschland und studierte in München. Als dort wieder eine liberale jüdische Gemeinde aufgebaut wurde, zählte er zu den Gründern und leitet sie – nachdem er von 1999 bis 2011 der Union vorstand – heute wieder.

Generation Die Organisation zeichnet ihn für seine besonderen Verdienste um die Gründung des ersten liberal-jüdischen Dachverbands nach der Schoa aus. Er habe durch sein vielfältiges Engagement das wiederaufkeimende liberal-jüdische Leben in Deutschland während der zwölf Jahre seines Vorsitzes nachhaltig geprägt, heißt es in der Preisbegründung. Mühlsteins besonderes Interesse habe dabei der jungen Generation gegolten. Auf- und Ausbau ihrer Jugendabteilung habe die UpJ Jan Mühlstein zu verdanken.

Der nicht dotierte Israel-Jacobson-Preis wird in der Regel alle zwei Jahre verliehen, um »Meilensteine des liberalen Judentums« zu würdigen. Benannt ist er nach Israel Jacobson, dessen 1801 in Seesen eingerichtete Schule und Synagoge als Geburtsort des liberalen Judentums gilt. Preisträger waren bislang unter anderen der Rektor des Abraham Geiger Kollegs, Rabbiner Walter Homolka, die Rabbiner Henry G. Brandt und William Wolff sowie der 2007 verstorbene Judaist und Historiker Ernst Ludwig Ehrlich. 2010 zeichnete die Union die Ehrenpräsidentin des europäischen Verbandes, Ruth Cohen, aus.

Unter dem Motto »Liberales Judentum heute« hält die liberale jüdische Dachorganisation Deutschlands am Wochenende ihre turnusmäßige Jahrestagung in Berlin ab. Neben zahlreichen Workshops zum liberalen Judentum, Alltag im Gemeindeleben und weiblichem Rollenverständnis in der Religion werde möglicherweise auch das Beschneidungsurteil von Köln am Samstagnachmittag von den Gemeindefunktionären angesprochen, sagte die Vorsitzende der Union, Sonja Guentner.

Urteil

Sicherungsverwahrung nach Brandanschlag auf Oldenburger Synagoge

Der Mann hatte die Tat eingeräumt und von »Stimmen« berichtet, die ihn zu dem Brandanschlag aufgefordert hatten

von Jörg Nielsen  16.06.2025

Thüringen

Gebete im »Salon Goethe«

Rund 130 Menschen kamen zum Schabbaton der Jüdischen Gemeinde Chabad Berlin nach Weimar

 16.06.2025

Berlin

Unter die Haut

Der Künstler Gabriel Wolff malt, formt und tätowiert »jüdische Identität

von Alicia Rust  15.06.2025

Porträt der Woche

Zwischen den Welten

Ruth Peiser aus Berlin war Goldschmiedin, arbeitete bei einer Airline und jobbt nun in einer Boutique

von Gerhard Haase-Hindenberg  15.06.2025

Berlin

»Drastisch und unverhältnismäßig«

Die Jüdische Gemeinde erhöht die Gebühren ab September deutlich. Betroffene Eltern wehren sich mit einer Petition

von Christine Schmitt  12.06.2025

Hamburg

Kafka trifft auf die Realität in Tel Aviv

Ob Krimi, Drama oder Doku – die fünften Jüdischen Filmtage beleuchten hochaktuelle Themen

von Helmut Kuhn  12.06.2025

Weimar

Yiddish Summer blickt auf 25 Jahre Kulturvermittlung zurück

Zwischen dem 12. Juli und 17. August biete die internationale Sommerschule für jiddische Musik, Sprache und Kultur in Weimar diesmal insgesamt über 100 Programmbausteine an

von Matthias Thüsing  11.06.2025

Sachsen

Verdienstorden für Leipziger Küf Kaufmann

Seit vielen Jahren setze er sich für den interreligiösen Dialog und den interkulturellen Austausch von Menschen unterschiedlicher Herkunft ein

 11.06.2025

Oldenburg

Brandanschlag auf Synagoge: Beschuldigter bittet um Entschuldigung

Am 5. April 2024 war ein Brandsatz gegen die massive Tür des jüdischen Gebetshauses in der Leo-Trepp-Straße geworfen worden

 11.06.2025