Dagesh

Kunst gegen Diskriminierung

Sketch über rassistische Omas Foto: Chris Hartung

Dagesh

Kunst gegen Diskriminierung

Mit Workshops gegen Hass engagiert sich das jüdische Künstler-Programm DAGESH an Schulen

von Joshua Schultheis  15.03.2022 13:52 Uhr

Zwei Jungs verprügeln einen dritten, einfach, weil ihnen sein Aussehen nicht passt. Plötzlich greift ein vierter Junge beherzt ein, überwältigt die beiden und weist sie scharf zurecht. Die sehen letztlich ein, dass sie im Unrecht sind, und zum Schluss spielen alle vier zusammen Fußball.

So einfach wie in dieser Spielszene, aufgeführt von Schülern der Nelson-Mandela-Schule in Berlin-Wilmersdorf, lassen sich solche Konflikte im echten Leben vermutlich selten lösen. Die dem Kurzstück zugrunde liegenden Erfahrungen müssen aber auch Kinder tatsächlich immer wieder machen: Ausgrenzung, Mobbing und Gewalt.

On Tour Das sind auch die Themen, die in der Workshop-Reihe von »DAGESH on Tour« in verschiedenen Schulen im ganzen Bundesgebiet thematisiert werden. Seit Juni 2020 verfolgt das Bildungsprogramm, das vom Bundesbildungsministerium gefördert wird, das Ziel, Kinder und Jugendliche für verschiedene Formen der Diskriminierung zu sensibilisieren. Der Kampf gegen Antisemitismus und das Kennenlernen jüdischer Lebenswirklichkeiten bilden dabei einen Schwerpunkt.

»Unser Programm ermöglicht im direkten Austausch mit den Künstlern und uns, jüdische Biografien kennenzulernen. Die Jugendlichen haben so viele Fragen, sie sind neugierig. Das überrascht und freut uns immer wieder«, erklärt Yana Lember­ska, Referentin von DAGESH.

An mehreren Tagen erarbeitet das Team von »DAGESH on Tour«, darunter immer ein Künstler oder eine Künstlerin, mit den Kindern einer Klasse auf spielerische und künstlerische Weise, wie vorurteilsbasierte Diskriminierung aussieht und wie man sich dagegen wehren kann.

Der Träger der Workshops gegen Diskriminierung und für Zivilcourage ist DAGESH, ein Programm der Leo Baeck Foundation (LFB), das jüdische Künstler unterstützt und jüdische Perspektiven auf Kunst und Kultur entwickelt und verbreitet. Aus dem Pool von DAGESH kommen auch die Künstler, die bei der Umsetzung des hauseigenen Bildungsprogramms helfen.

Herkunft In der vergangenen Woche war die Schauspielerin Elina Schkolnik in der Nelson-Mandela-Schule zu Gast. Sie steht kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung an der Filmuniversität Babelsberg. »Als ich gefragt wurde, ob ich mithelfen möchte, war ich von der Idee sofort begeistert«, erzählt die 27-Jährige. Als Schülerin habe sie aus Angst, von ihren Mitschülern angefeindet zu werden, ihre jüdische Herkunft lange verschwiegen. »Als Kind hätte ich mir einen solchen Workshop, wie wir ihn jetzt machen, auch gewünscht!«

Am ersten Tag des Workshops ging es darum, dass sich das DAGESH-Team und die 25 Jugendlichen der Klasse 7d miteinander vertraut machen, schließlich sollte es auch um sensible Themen gehen. Mit Spielen wie »Identitätstorte« oder »Eisberg« wurden die verschiedenen Dimensionen von Identität und Vorurteilen gegen Menschen, die andersartig wirken, erarbeitet.

Dabei zeigte sich, dass die Oberfläche oft trügt: Von der äußeren Erscheinung der Menschen kann man nicht auf deren Charakter und innere Einstellung schließen – und auf deren Wert schon gar nicht.

Workshop Der nächste Tag war der Projektphase gewidmet, in der die Schüler einen eigenen, künstlerischen Ausdruck für das Thema des Workshops finden sollten. Da mit Elina Schkolnik eine Theater-Expertin anwesend war, lag der Schwerpunkt dabei auf den Performance-Künsten. In der Vergangenheit hat »DAGESH on Tour« auch schon mit bildenden Künstlern oder Filmemachern gearbeitet, an deren Arbeitsfeld der Workshop entsprechend angepasst wurde.

Zum Finale der beiden Tage konnten schließlich fünf Stücke auf die Bühne gebracht werden, darunter ein kurzes Kriegsdrama, eine Capoeira-Einlage und ein Sketch über rassistische Omas.

Die eingangs beschriebene Szene geht auf ein Ereignis zurück, das der 13-jährige Oisin selbst erlebt hat. Er glaubt: »Unter Jugendlichen fehlt leider oft die Sensibilität gegenüber Mobbing.« Bei dem Workshop von »DAGESH on Tour« habe er viel gelernt, unter anderem, wie man noch besser deeskalierend auf eine Gewaltsituation einwirken kann.

Dortmund

Jachad Köln und Kavanah Aachen gewinnen die Jewro 2025

Den zweiten Platz belegt JuJuBa, Amichai aus Frankfurt ist Drittplatzierter

von Katrin Richter  08.06.2025

Dortmund

Herzen in der Halle

Die erste Hälfte der Jewrovision zeigte, was in den Jugendzentren steckt

von Katrin Richter  08.06.2025

Jewrovision

Los geht’s

In Dortmund treffen sich über 1200 Jugendliche zum Gesangs- und Tanzwettbewerb unter dem Motto »United in Hearts«

von Katrin Richter  08.06.2025

München

Trauerspiel und Risches

Der Literaturwissenschaftler Ernst Osterkamp sprach im Gemeindezentrum über den in Vergessenheit geratenen Dichter Michael Beer

von Luis Gruhler  08.06.2025

Kundgebung

»Israel braucht uns«

Auf dem Odeonsplatz zeigten die Menschen Solidarität mit dem jüdischen Staat

von Luis Gruhler  08.06.2025

Berlin

Dokumentarfilm »Don’t Call It Heimweh« über Margot Friedländer

Die Dokumentation von Regisseur Thomas Halaczinsky zeigt Friedländers erste Reise aus New York nach Berlin im Jahre 2003. Es war ihre erste Fahrt in die Heimatstadt nach 60 Jahren

 05.06.2025

Dortmund

»United in Hearts«

Bald ist es so weit, dann beginnt die Jewrovision mit dem dazugehörenden Mini-Machane

 05.06.2025

Rückblick

»Es war nur ein kleiner Anschubser nötig«

Avi Toubiana über eine weitreichende Idee, die Anfänge der Jewrovision und unvergessene Momente

von Christine Schmitt  05.06.2025

Gedenktag

Bundesweiter Anne-Frank-Tag am 12. Juni - 731 Schulen beteiligt

Am Anne-Frank-Tag beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler mit dem Leben des berühmten Holocaust-Opfers. In diesem Jahr lautet das Thema des bundesweiten Schulaktionstags »Erinnern und engagieren digital«

von Karin Wollschläger  04.06.2025