Essen

Kultur kurz und knapp

Die Alte Synagoge Essen Foto: Alexandra Roth

Mehr als drei Milliarden Euro Schulden hat die Stadt Essen. Mit rigiden Sparmaßnahmen kämpft sie um den Erhalt des letzten Restes an finanzieller Selbstbestimmung und streicht, wo sie kann – auch im Kulturbereich: Unter anderem müssen bei der Alten Synagoge, Außenstellen der Volkshochschule und einem Kulturzentrum im Stadtteil Borbeck 2,2 Millionen Euro eingespart werden. 14 Arbeitsstellen sollen wegfallen. Eine Marginalie angesichts der finanziellen Situation der Stadt, aber eine Nebensächlichkeit, wegen der die Bürger der Ruhrgebietsstadt auf die Barrikaden gehen.

Sie sammeln Unterschriften gegen die Pläne der Stadt. 14.000 Unterschriften braucht die Initiative Kulturgut, um den Rat zu zwingen, sich noch einmal mit den Einsparungen zu beschäftigen. Schließt er sich dem Bürgerbegehren nicht an, werden die Essener abstimmen, ob die Beschlüsse rückgängig gemacht werden.

Unterschriften Ob Stadt, Medien oder Initiative – alle sind sich sicher, dass 14.000 Unterschriften zusammenkommen werden. Während Essen in diesem nicht enden wollenden Winter mit dem Wetterchaos ringt, werden unermüdlich und fast jeden Tag vor Kulturveranstaltungen Unterschriften gesammelt.

Von Claudia Jetter zum Beispiel, einer Ratsfrau der Linken, die die Initiative unterstützen. »Kultur ist eine Investition in die Zukunft, die sich immer lohnt. Die Stadt sagt, sie muss sparen, aber sparen bedeutet für mich, Geld wegzulegen. Was die Stadt macht, ist kürzen.«

Essen hätte genug Geld, um die 14 Stellen zu erhalten. »100 Millionen Euro werden von der Stadt als Bürgschaft für die Messe bereitgestellt. Und da soll es an Geld für die paar Stellen fehlen?« Das sieht Kulturdezernent Andreas Bomheuer etwas anders. Das Geld könne eingespart werden, weil die Arbeit durch ein neues Servicecenter der Stadt übernommen wird: »Die Bürger werden keine Einschränkungen erleben, alle Institute sind gesichert und werden ihre Arbeit fortsetzen können.« Auch die Alte Synagoge sei nicht in ihrem Bestand gefährdet. »Die Donnerstagsgespräche bleiben, und die Ausstellung bleibt – es wird keine Einschränkung geben.«

Einsparungen Sollte das Bürgerbegehren durchkommen und die Stadt die Arbeitsplätze nicht streichen, sähe das anders aus: »An dem Volumen wird sich nichts ändern, die Sparvorgaben stehen – nur wir werden sie dann an Stellen ausführen müssen, an denen es zu Leistungseinschränkungen kommen könnte.«

Im Umfeld der Alten Synagoge ist man von dem Bürgerbegehren ohnehin nicht angetan. Dort hat man das Gefühl, die Alte Synagoge werde instrumentalisiert. Auf der Internetseite des Bürgerbegehrens heißt es »Die Alte Synagoge/Haus jüdischer Kultur ist seit den 80er-Jahren eine bedeutende Mahn- und Gedenkstätte für die Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung in Essen während des Nationalsozialismus.«

Das war sie einmal, ist sie aber schon lange nicht mehr. Die ehemalige Leiterin des Hauses, Edna Brocke, hat die Alte Synagoge zu einem Haus der Jüdischen Kultur gemacht – es wird den Opfern der Nazizeit gedacht, aber vor allem wird das jüdische Leben mit seiner Geschichte und all seinen Facetten gezeigt – von der Antike in Israel bis zur bunten Gegenwart in Hollywood.

Immobilie

Das jüdische Monbijou

Deutschlands derzeit teuerste Villa auf dem Markt steht auf Schwanenwerder und soll 80 Millionen Euro kosten. Hinter dem Anwesen verbirgt sich eine wechselvolle Geschichte

von Ralf Balke  28.12.2025

Geburtstag

»Der Tod war etwas Gegebenes«

Der Holocaust-Überlebende Leon Weintraub wird am 1. Januar 100 Jahre alt

von Gabriele Ingenthron  28.12.2025

Dating

Auf Partnersuche

Matchmaking mit Olami Germany – ein Ortsbesuch

von Jan Feldmann  23.12.2025

München

Ein kraftvolles Statement

Beim Gemeindewochenende nahmen zahlreiche Mitglieder an Diskussionen, Workshops und Chanukka-Feierlichkeiten teil

von Esther Martel  23.12.2025

Erfurt

Die Menschen halfen einander

Pepi Ritzmann über ihre Kindheit in der Gemeinde, ihre Familie und Antisemitismus. Ein Besuch vor Ort

von Blanka Weber  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

WerteInitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 24.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025