Bildungsabteilung I

»Jeder ist gefordert«

Von links: Uwe Becker (Hessens Antisemitismusbeauftragter), Doron Kiesel (wissenschaftlicher Direktor der Bildungsabteilung des Zentralrats), Felix Klein (Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung), Sabena Donath (Leiterin der Bildungsabteilung im Zentralrat), Harry Schnabel (Zentralrat der Juden) und Salomon Korn (Jüdische Gemeinde Frankfurt) Foto: Rafael Herlich

Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung, hat die Reaktion von Eintracht Frankfurt auf antisemitische Zwischenrufe während eines Spiels gewürdigt. Der Kampf gegen Antisemitismus sei nicht nur Aufgabe des Staates, sondern auch der Zivilgesellschaft, sagte Klein am Mittwoch in Frankfurt am Main zum Auftakt einer Veranstaltung der Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden in Deutschland.

Die dreitägige Konferenz trägt den Titel »Antisemitismus-Studien und ihre pädagogischen Konsequenzen«. Noch bis zum 6. September kommen Experten aus Politik, Pädagogik und Wissenschaft im Ignatz Bubis-Gemeindezentrum der Jüdischen Gemeinde im Frankfurter Westend zusammen, um über Impulse zur Veränderung der deutschen Bildungslandschaft zu sprechen.

STRAFEN  Am vergangenen Wochenende hatten einige Fußball-Fans den israelischen Schiedsrichter Orel Grinfeld als »Drecksjude« beschimpft. Der Verein hatte daraufhin mehrere Personen des Stadions verwiesen. »Weitergehende rechtliche Maßnahmen strafrechtlicher und zivilrechtlicher Art - von der Kündigung der Dauerkarte, der Verhängung von Hausverboten bis hin zur Einleitung eines Vereinsausschluss-Verfahrens - sind bereits veranlasst», teilte der Verein mit.

Auch Harry Schnabel vom Zentralrat der Juden in Deutschland, der selbst bei dem Spiel im Stadion war, lobte den Fußballverein. Er forderte jeden Einzelnen auf, Haltung zu zeigen. »Jeder ist gefordert«, betonte Schnabel.

Klein kritisierte zudem, dass in Schulen oftmals nur das Judentum der Jahre 1939 bis 1945 eine Rolle im Unterricht spiele. Das sei zwar weiterhin Pflichtprogramm, aber zu wenig, sagte der Bundesbeauftragte.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

BILDUNG Der Antisemitismusbeauftragte der hessischen Landesregierung, Uwe Becker (CDU), sprach sich dafür aus, Lehrer im Umgang mit Judenfeindlichkeit zu sensibilisieren. Pädagogen müssten Signale wahrnehmen und sprechfähig sein, forderte der Bürgermeister der Stadt Frankfurt. »Antisemitismus ist das Gift, das gesellschaftliches Miteinander zerstört«, warnte der Politiker.

An dem Seminar der Bildungsabteilung nehmen unter anderem folgende Referenten und Vortragende teil: Julia Bernstein (Professorin in Frankfurt), Salomon Korn (Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main), Harry Schnabel (Zentralrat der Juden), Marina Chernivsky (ZWST), Deborah Krieg (Bildungsstätte Anne Frank), Ben Salomo (Autor und Rapper), Michael Blume (Antisemitismusbeauftragter Baden-Württemberg), Manfred Levy (Jüdisches Museum Frankfurt am Main) und Derviș Hızarcı (Antidiskriminierungsbeauftragter der Stadt Berlin).

Lesen Sie nächste Woche in unserer Printausgabe einen ausführlichen Bericht über die Konferenz.

KZ-Befreiungen

Schüler schreibt über einzige Überlebende einer jüdischen Familie

Der 18-jährige Luke Schaaf schreibt ein Buch über das Schicksal einer Jüdin aus seiner Heimatregion unter dem NS-Terrorregime. Der Schüler will zeigen, »was Hass und Hetze anrichten können«

von Stefanie Walter  29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Berlin

Bebelplatz wird wieder zum »Platz der Hamas-Geiseln«

Das Gedenkprojekt »Platz der Hamas-Geiseln« soll laut DIG die Erinnerung an die 40 in Geiselhaft getöteten Israelis und an die 59 noch verschleppten Geiseln wachhalten

 28.04.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Abschluss der Namenslesung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße ist für den Abend ein Gedenken mit Totengebet und Kranzniederlegung geplant

 28.04.2025

Düsseldorf

Erinnerungen auf der Theaterbühne

»Blindekuh mit dem Tod« am Schauspielhaus stellt auch das Schicksal des Zeitzeugen Herbert Rubinstein vor

von Annette Kanis  27.04.2025

Hanau

Jüdische Gemeinde feiert Jubiläum

»Im Grunde genommen ist es mit das Größte und Schönste, was eine Gemeinde machen kann: eine neue Torarolle nach Hause zu bringen«, sagt Gemeinde-Geschäftsführer Oliver Dainow

 25.04.2025

Begegnung

Raum für das Unvergessene

Jede Woche treffen sich Schoa-Überlebende im Münchner »Café Zelig«, um Gemeinschaft zu finden im Schatten der Geschichte. Ein Ortsbesuch

von Katrin Diehl  23.04.2025

Interview

»Das Gedenken für Jugendliche greifbar machen«

Kurator Pascal Johanssen zur neuen Ausstellung im ehemaligen Jüdischen Waisenhaus in Pankow

von Gerhard Haase-Hindenberg  21.04.2025

Porträt der Woche

Austausch mit Gleichen

Maria Schubert ist Gemeindesekretärin in Magdeburg und tanzt gern

von Alicia Rust  18.04.2025