Berlin

»Ich wollte einfach wieder laufen«

In Berlin will Eitan Hermon unter die Marke von zwei Stunden und 57 Minuten kommen. Foto: thinkstock

Am Sonntag findet der 42. Berlin-Marathon statt. Mit mehr als 55.000 Teilnehmern im letzten Jahr zählt der Lauf in der deutschen Hauptstadt neben New York, London und Paris zu den größten der Welt – und er ist bekannt dafür, dass die Läufer auf den 42,195 Kilometern häufig Rekorde brechen.

»Das ist mein Ziel«, sagt der Israeli Eitan Hermon. »Ich will unter die Marke von zwei Stunden und 57 Minuten kommen.« Damit würde er einen Rekord brechen, und zwar den für Läufer mit einer Beinprothese. Als israelischer Soldat wurde Hermon 2006 während des Libanonkriegs verwundet, ihm wurde sein rechtes Bein ab dem Knie amputiert. »Ich wollte einfach wieder laufen«, sagt Hermon zu seiner Motivation, am Marathon teilzunehmen.

leidenschaft Vor seinem Kriegseinsatz und seiner Beinamputation sah der 1974 geborene Israeli den Laufsport vor allem als Hobby, erst später entwickelte sich daraus eine Leidenschaft. Es hat drei Jahre gedauert, bis er wieder bei einem Wettkampf antreten konnte, zehn Kilometer schaffte er damals in Tel Aviv. Es folgten Marathonläufe unter anderem in London, Paris, Rotterdam – und eben in Berlin.

Dieses Jahr tritt Hermon schon zum fünften Mal an. Er sei immer wieder gerne in Berlin, er liebe die Stadt, sagt der Israeli, dessen Großeltern aus Deutschland stammen. »Mir gefällt, dass hier so viele Menschen mitlaufen«, erzählt er. »Darüber hinaus ist das Wetter hier angenehmer, in Israel kann das Training einem schon zusetzen. Es ist eben heiß.«

Das Wetter dürfte für Hermon auch in London nicht allzu unangenehm gewesen sein. Dort nämlich hat er dieses Jahr bereits am großen Marathon teilgenommen und mit einer Laufzeit von drei Stunden, sieben Minuten und zehn Sekunden den 34. Platz belegt. Sein Ziel sei es, bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio 2020 dabei zu sein.

tikvot Unterstützt wird der Läufer von Tikvot, einer israelischen Non-Profit-Organisation, die verwundeten Soldaten mittels Sport hilft, ins Leben zurückzufinden. Derzeit arbeitet Tikvot mit rund 600 Menschen zusammen. Die Organisation ist für Hermons Therapie und für sein Training aufgekommen, wofür er sehr dankbar sei, wie er betont. »Wir unterstützen Eitan, so gut wir können«, sagt Simone Farbstein, eine Tikvot-Managerin, die gemeinsam mit ihm nach Berlin gereist ist. »Und es freut mich sehr, dass so viele Menschen kommen, um ihm zuzujubeln und ihn auf diesem Weg zu unterstützen«, erzählt Farbstein weiter.

Mehrere jüdische Organisationen in Berlin werden Eitan Hermon am Sonntag empfangen und ihm vom Straßenrand aus zujubeln. Rabbiner Afanasev hat sogar einen Banner für ihn vorbereitet. Bei all diesem Engagement muss er den aktuellen Rekord brechen. Und wenn es nicht klappt, dann gibt es ja immer noch die Olympischen Spiele.

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Israel

Voigt will den Jugendaustausch mit Israel stärken

Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

von Willi Wild  13.11.2025

Karneval

»Ov krüzz oder quer«

Wie in der NRW-Landesvertretung in Berlin die närrische Jahreszeit eingeleitet wurde

von Sören Kittel  13.11.2025

Jüdische Kulturtage Berlin

Broadway am Prenzlauer Berg

Vom Eröffnungskonzert bis zum Dancefloor werden Besucherrekorde erwartet

von Helmut Kuhn  13.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Hessen

Margot Friedländer erhält posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille

Die Zeitzeugin Margot Friedländer erhält posthum die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Sie war eine der wichtigsten Stimme in der deutschen Erinnerungskultur

 12.11.2025

Berlin

Touro University vergibt erstmals »Seid Menschen«-Stipendium

Die Touro University Berlin erinnert mit einem neu geschaffenen Stipendium an die Schoa-Überlebende Margot Friedländer

 12.11.2025

Jubiläum

»Eine Zierde der Stadt«: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in Berlin eröffnet

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin eingeweiht. Am Dienstag würdigt dies ein Festakt

von Gregor Krumpholz, Nina Schmedding  11.11.2025