Wahl Berlin

Gideon Joffe liegt vorn

Bei der Wahl am Sonntag entfielen 1629 Stimmen auf den amtierenden Vorsitzenden Gideon Joffe. Foto: dpa

Das vorläufige amtliche Ergebnis der Wahl zur 18. Repräsentantenversammlung (RV) der Jüdischen Gemeinde zu Berlin steht fest. Demnach entfielen bei der Wahl am Sonntag 1629 Stimmen auf den amtierenden Vorsitzenden Gideon Joffe, der mit dem Wahlbündnis Koach angetreten war. Insgesamt sollen 13 Kandidaten seines Bündnisses den Einzug in die RV geschafft haben, darunter die bisherige Bildungsdezernentin Natalija Apt, der amtierende Finanzdezernent Eduard Datel und die Pädagogin Assia Gorban.

Sergey Lagodinsky, Spitzenkandidat des Bündnisses Emet, hat 1542 Stimmen für sich gewinnen können und liegt somit nur knapp hinter dem erstplatzierten Gideon Joffe. Sein Bündnis wird, sollte es bei dem vorläufigen Ergebnis bleiben, in der nächsten Legislaturperiode acht Repräsentanten stellen, darunter bisherige RV-Mitglieder wie den Arzt Nathan Del und den Jurastudenten Mike Delberg, aber auch Gemeindepolitik-Neulinge wie Igor Bender und Alan Menaker. Somit hätte Koach die einfache Mehrheit, verfügt aber nicht über die Zwei-Drittel-Mehrheit, die beispielsweise für Satzungsänderungen notwendig wäre.

In einem am Dienstag veröffentlichten Statement bedankte sich Gideon Joffe bei den »Gemeindemitgliedern für ihre rege Beteiligung an der Wahl und all unseren Wählern und Mitstreitern für die großartige Unterstützung.« Es freue ihn sehr, »dass die Koach-Fraktion künftig mit 13 Repräsentanten im Gemeindeparlament vertreten sein wird. Trotz eines harten Kopf-an-Kopf-Rennens aller Kandidaten verfügen wir nun über eine deutliche Mehrheit in der Repräsentantenversammlung, die eine konstruktive Arbeit zum Wohle der Gemeinde wieder ermöglicht.«

auszählung Etwa 9000 wahlberechtigte Gemeindemitglieder waren am Sonntag aufgerufen, das neue Gemeindeparlament zu wählen. Die Auszählung dauerte bis etwa sieben Uhr morgens. Wie hoch die Wahlbeteiligung war, wurde bislang noch nicht offiziell bekannt gegeben. Bei der letzten Wahl vor vier Jahren hatte sie bei weniger als 30 Prozent gelegen. Damals wählten von 9114 Gemeindemitgliedern 2465.

Die ersten 21 Kandidaten errangen allesamt mehr als 1300 Stimmen – eine höhere Stimmenanzahl als bei früheren Wahlen. So kamen etwa Alexander Brenner bei der Wahl 2011 auf 1078, Gideon Joffe auf 1042 und Sergey Lagodinsky auf 1032 Stimmen. Ob dieser Stimmenanteil auf eine höhere Wahlbeteiligung als 2011/12 schließen lässt, ist derzeit noch offen.

Nach Schließung der Wahllokale um 18 Uhr waren die Wahlurnen zur Stimmauszählung in die Oranienburger Straße gebracht worden. Emet-Spitzenkandidat Sergey Lagodinsky beschreibt die Auszählung der Stimmen als »Wechselbad der Gefühle«. So habe Emet nach der Auswertung der Urnen von elf Wahllokalen »haushoch« vorne gelegen.

unerwartet Sogar nach der Briefwahl, die laut ersten Schätzungen von Emet-Mitgliedern, die mitgezählt hatten, rund 1000 Wähler in Anspruch nahmen, habe Emet »immer noch mehr Repräsentanten stellen können als Koach«, sagte Lagodinsky – mit zwölf Emet- und neun Koach-Kandidaten in der RV.

Doch dann seien unerwartet die Stimmzettel einer Wahlurne aus einem ihnen bis dahin unbekannten Wahllokal hinzugekommen. Diese Stimmen hätten zum vorläufigen Ergebnis geführt. »Das hat uns umgehauen«, sagte Lagodinsky in einer ersten Reaktion am Montagmorgen. Die Auszählung der Stimmergebnisse dieser Wahlurne sei »völlig an Emets Beobachtern vorbei« geschehen.

Zudem sei es, so die offizielle Stellungnahme auf Emets Facebook-Seite, bei der Briefwahl »wie befürchtet zu massiv verschobenen Stimmverhältnissen« gekommen.

briefwahl Vor vier Jahren hatten sich 639 Wähler für die Abstimmung per Briefwahl entschieden, davon waren 83 Stimmen als ungültig gewertet worden. Bei der Wiederholungswahl im Januar 2012 war die Anzahl der Briefwähler auf 918 Stimmen angestiegen.

»Wir haben alles versucht und alles gegeben«, fasst Lagodinsky vorläufig zusammen. »Positiv sehen wir es, dass wir es geschafft haben, in so kurzer Zeit bekannt zu werden und so viele Gemeindemitglieder zu motivieren, zur Wahl zu gehen.« Der 40-jährige Jurist hält es nicht für ausgeschlossen, die Wahl anzufechten. Das letzte Wort sei noch nicht gesprochen.

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