Sachsen

Gedenken, tanzen, musizieren

Komponisten Hans Gál Foto: picture alliance / dpa

Sachsen

Gedenken, tanzen, musizieren

Zum ersten Mal veranstaltet die Stadt Görlitz jüdische Kulturtage

von Sophie Albers Ben Chamo  09.11.2023 10:14 Uhr

Sie stehen vor allem im Zeichen des Gedenkens an die Pogromnacht 1938, sollen aber auch bei nichtjüdischen Besuchern das Interesse an der jüdischen Kultur wecken: die ersten jüdischen Kulturtage in Görlitz. Bis zum 19. November folgen auf einen ökumenischen Gottesdienst und das offizielle Gedenken der Stadt vor dem Bethaus Konzerte, Lesungen, Kino, Tanztheater und eine Ausstellung. Thematisiert wird zerstörte und vergessene Kultur und die Tatsache, dass Juden in Görlitz einen festen Platz in der Gesellschaft hatten, bis diese sich mit aller Brutalität gegen sie wandte.

An den Abenden des 9. und 10. November geht das Tanztheaterstück »Jawoll!« von Marko E. Weigert und Dan Pelleg auf die Wechselwirkung von Unterdrückung und Untertänigkeit, von Terror und Gewalt ein und will damit den Bogen von damals ins Heute schlagen.

Am 11. November wird die Musik des Komponisten Hans Gál gefeiert, dem 1938 die Flucht nach Großbritannien gelang – und der in Edinburgh in Erinnerung an Wien komponierte. Und eine Lesung aus der intensiven Korrespondenz zwischen Heinrich Heine und Ludwig Börne soll von Freundschaft und Entfremdung im Vormärz zeugen.

Am 12. November ist Karl-Heinz Picks Liederzyklus in Erinnerung an den Aufstand im Warschauer Ghetto zu hören, und die Ausstellung »Meine jüdische Hälfte« des Künstlers und Theologen Andreas Neumann-Nochten wird eröffnet. In Gemälden und Zeichnungen erforscht der Künstler die jüdischen Wurzeln seiner Familie. Im Kino darf gelacht werden, wenn ein orthodoxer Rabbi an einem Tango-Wettbewerb teilnimmt in der US-Komödie Tango Shalom.

Abschließend gibt die Neue Jüdische Kammerphilharmonie Dresden unter der Leitung von Michael Hurshell am 18. November ein Konzert mit selten gespielten Meisterwerken jüdischer Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts, von Marc Lavry bis Ernest Bloch.

Begleitet werden die Kulturtage von Stadtführungen zu Orten des einstigen jüdischen Lebens in Görlitz – unter anderem zur alten Synagoge, die heute ein Literaturhaus ist. Es geht zur Mikwe, deren Entstehung auf das 14. Jahrhundert datiert wird, zum jüdischen Friedhof und zu Stolpersteinen. Konzipiert und veranstaltet werden die Jüdischen Kulturtage von der Görlitzer Kulturservicegesellschaft.

www.kulturforum-goerlitzer-synagoge.de/jüdische-kulturtage

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Israel

Voigt will den Jugendaustausch mit Israel stärken

Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

von Willi Wild  13.11.2025

Karneval

»Ov krüzz oder quer«

Wie in der NRW-Landesvertretung in Berlin die närrische Jahreszeit eingeleitet wurde

von Sören Kittel  13.11.2025

Jüdische Kulturtage Berlin

Broadway am Prenzlauer Berg

Vom Eröffnungskonzert bis zum Dancefloor werden Besucherrekorde erwartet

von Helmut Kuhn  13.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Hessen

Margot Friedländer erhält posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille

Die Zeitzeugin Margot Friedländer erhält posthum die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Sie war eine der wichtigsten Stimme in der deutschen Erinnerungskultur

 12.11.2025

Berlin

Touro University vergibt erstmals »Seid Menschen«-Stipendium

Die Touro University Berlin erinnert mit einem neu geschaffenen Stipendium an die Schoa-Überlebende Margot Friedländer

 12.11.2025

Jubiläum

»Eine Zierde der Stadt«: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in Berlin eröffnet

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin eingeweiht. Am Dienstag würdigt dies ein Festakt

von Gregor Krumpholz, Nina Schmedding  11.11.2025