Kompakt

Gedenken, Brücke, Geburtstag

Düsseldorf

Anlässlich des Jahrestags des Novemberpogroms hat der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf Wachsamkeit angemahnt. »82 Jahre später müssen wir nur nach Frankreich oder, wie in der vergangenen Woche geschehen, nach Wien schauen, und wir sehen, dass Antisemitismus, dass Rassismus und Terrorismus nie weg waren«, sagte Oded Horowitz. »Jüdische Menschen können nicht mehr sicher leben. Ist das die Zukunft, in der unsere Kinder und Enkelkinder leben sollen? Die Entwicklungen sind mehr als besorgniserregend und machen mich zutiefst betroffen«, sagte Horowitz. Die Mehrheit der Gesellschaft lehne Antisemitismus zwar ab, doch das allein reiche nicht aus. »Diese Mehrheit darf nicht mehr länger schweigen. Wir müssen alle gemeinsam dafür sorgen, dass so etwas nie wieder passiert«, so Horowitz. Wegen der Pandemie fielen in vielen Städten die Gedenkfeiern aus oder wurden digital übertragen. ja

Kassel

Ein besonderes Zeichen der jüdisch-christlichen Verbundenheit hat die Jüdische Gemeinde Kassel mit einer Sonderausgabe ihrer Gemeindezeitung gesetzt. Eine Ausgabe der »Brücke«, die Texte aus jüdischer und christlicher Feder trägt, hatte es bislang noch nicht gegeben, heißt es im Aufmachertext. Ein Grund, diesen Schritt zu unternehmen, sei der Anschlag in Halle an Jom Kippur 5780 gewesen. Damals hatten viele Christen die Synagoge während der Schabbatgottesdienste mithilfe einer Menschenkette geschützt. Die Pandemie habe darüber hinaus dazu beigetragen, noch näherzurücken. Leere Synagogen, leere Kirchen seien zum stillen Zeichen für das gesamte öffentliche Leben geworden. Die Texte in der Sonderausgabe spiegeln die Erfahrungen der vergangenen Monate aus christlicher und jüdischer Sicht wider. ja

Melbourne

Der Fotograf und Zeitzeuge Horst P. Eisfelder feiert am 14. November in Melbourne seinen 95. Geburtstag. 1925 in Berlin geboren, widmete er sich früh autodidaktisch der Fotografie und erlebte die Olympischen Spiele 1936 in Berlin. Zu seinen Vorfahren gehörte Rabbiner Israel Lichtenstätter, der 1763 die erste »Israelitische Waisenanstalt« zu Fürth gründete. Eisfelders Eltern erkannten die Gefahr des Nationalsozialismus und wanderten nach Shanghai aus, für das keine Erlaubnis vonnöten war. Dort lernte Eisfelder W. Michael Blumenthal kennen, den späteren Gründungsdirektor des Jüdischen Museums Berlin. Sein Hobby machte Eisfelder schließlich 1944 zum Beruf und ging bei einem Fotografen in die Lehre. Später wurden seine Bilder unter anderem in »The Age« und »Le Monde«, veröffentlicht. Als Zeitzeuge und Buchautor sowie in Fernsehdokus erzählte er von seiner »Flucht nach Shanghai«. eis

Ehrung

»Gräben aufgerissen«

Der Preis Augsburger Friedensfest ehrt Personen, die sich um ein friedvolles Miteinander der Religionen bemühen. Jetzt ging er an Josef Schuster vom Zentralrat der Juden. Er äußert sich bei der Verleihung kritisch

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Leipzig

Henriette Goldschmidt: Feministin der ersten Stunde

Sie wollte Frauen durch Bildung und Erwerbstätigkeit mehr Unabhängigkeit ermöglichen: Henriette Goldschmidt eröffnete in Leipzig die erste »Hochschule für Frauen«. Vor 200 Jahren wurde sie geboren

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Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

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Porträt der Woche

Bühne und Heimweh

Emiliia Kivelevich inszeniert Theater zwischen Kunst, Glaube und Migration

von Christine Schmitt  16.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Israel

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Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

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Karneval

»Ov krüzz oder quer«

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von Sören Kittel  13.11.2025

Jüdische Kulturtage Berlin

Broadway am Prenzlauer Berg

Vom Eröffnungskonzert bis zum Dancefloor werden Besucherrekorde erwartet

von Helmut Kuhn  13.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025