München

Für Leib und Seele

Sie packen an, wo andere wegschauen. Sie geben Kindern eine Zukunft – damit sie die Kraft und die Möglichkeit haben, unsere Zukunft zu sein.» Mit diesen Worten begrüßte Präsidentin Charlotte Knobloch ihre Mitgastgeber sowie die Sponsoren und Gäste beim Dinner zugunsten der Arbeit von «Meir Panim».

Die Freunde der Hilfszentren von «Meir Panim» in Israel waren im Gemeinderestaurant Einstein zusammengekommen, um bei einem gemeinsamen Abend mit anregenden Gesprächen den Aufbau von Jugendklubs im jüdischen Staat zu unterstützen. Über diese Arbeit informierten der Hauptsponsor des Dinners, Michael Keller, und die Präsidentin von Meir Panim, Goldie Sternbuch, die Gäste.

Vertrauen Die Kinder, die in diesen Klubs Zuflucht zum Beispiel vor Misshandlung und Missbrauch finden, bekommen hier nicht nur ein warmes Essen. Sie finden hier darüber hinaus auch wieder Vertrauen zu Menschen, berichtete Michael Keller. Dabei hilft auch ein kleiner Haustier-Zoo. Jedes der Kinder und Jugendlichen ist hier verantwortlich für «sein» Tier. Im Kontakt mit ihm gelingt es, dass traumatisierte Kinder sich wieder öffnen und sprechen, allmählich auch mit den Betreuern. «Wir sind noch eine junge Organisation», sagte Keller. «Wir brauchen Helfer und Botschafter.»

Dass nicht nur misshandelte Kinder Hilfe brauchen, sondern auch viele andere, zeigte Goldie Sternbuch auf. Gerade am Rand der Gesellschaft leben viele, die bei Meir Panim ein zweites Zuhause finden. Da ist zum Beispiel eine heute 16-Jährige, die sich als Älteste von sechs Kindern um ihre Geschwister und den Haushalt kümmern muss, während die Mutter mit Putzen das Geld verdient, das meist nicht einmal zum Leben reicht. Da ist das Mädchen froh, wenn es bei der Hilfsorganisation ein warmes Essen bekommt, zu Hause verzichtet sie oft für die Geschwister darauf.

In einem sozialen Umfeld, in dem unterprivilegierte Jugendliche Angst unter Gleichaltrigen verbreiten, ist der Jugendklub von Meir Panim eine hilfreiche Anlaufstelle. Nach der Schule können sie hierherkommen, lernen, aber auch attraktive Freizeitangebote in Anspruch nehmen. Zudem finden sie hier vor allem auch einen Ansprechpartner für ihre Anliegen. Viele der jungen Menschen haben daheim niemanden, mit dem sie über Probleme sprechen und dem sie sich anvertrauen können.

Zukunft Zu den Erfolgen, über die sich Goldie Sternbuch besonders freut, zählt die positive Entwicklung, die sich nicht nur auf die Schulleistungen der Kinder auswirkt. Sie bekommen durch die Angebote von Meir Panim ein gutes Selbstwertgefühl und sehen positiv in die Zukunft. Am Ende ihres Vortrags zitierte sie eine der Jugendlichen: «In dem After School Club hat mich jeder ermuntert zu träumen. Träumen von meinem Leben, meiner Zukunft – das zeigt mir, wie glücklich mein Leben sein kann.»

«Wenn du ein Leben rettest, bedeutet das so viel, als wenn du die ganze Welt gerettet hättest.» Diese Weisheit des Talmud hatte passend dazu nicht nur Goldie Sternbuch ihrer Rede vorangestellt. Dieses Zitat war auch ein Leitfaden in der Ansprache von Charlotte Knobloch.

Die IKG-Präsidentin begrüßte die Gäste – darunter unter anderem auch die Gastgeber Joram Scher sowie David Roth vom Vorstand der «Freunde von Meir Panim e.V.». Das Motto des Vereins, «Die Kraft des Gebens – helfen ist einfach», führe vor Augen, dass alle helfen könnten, so Knobloch. «Wir stehen – auch wenn uns das im Alltag nicht immer gegenwärtig ist – auf der Sonnenseite des Lebens. Ein Weg, Gott dafür zu danken, ist: anderen zu helfen.»

Problemlage Dann stellte sie die Organisation vor: Meir Panim wurde im Jahr 2000 gegründet. Ziel war und ist es, einer dramatisch wachsenden Zahl von Menschen in Israel – vor allem Kindern – in sozialen Problemlagen tatkräftig zu helfen. Seit 2008 hilft der Verein «Freunde von Meir Panim» in Deutschland, Kinder in Israel zu unterstützen.

«Es ist traurig», sagte Knobloch, «wie viele junge Menschen unterhalb der Armutsgrenze leben müssen. Ohne Hilfe haben sie keine Perspektive, keine Chance auf ein gutes Leben, wie wir es hier kennen und wie es in einer idealen Welt jedem Menschen vergönnt sein sollte.» Maßstab für die Hilfe durch Meir Panim sei deshalb Humanität überall da, wo sie geboten ist, zupacken immer dann wichtig, wenn es notwendig ist. Meir Panim initiiert Jugend- und Bildungsprogramme – die Basis für ein selbstbestimmtes Leben.

Damit auch die Helfer und Unterstützer aus München an diesem Abend Freude hatten, gab es nicht nur ein schmackhaftes Abendessen. Für ein außerordentlich gelungenes musikalisches Programm sorgten Bavat Marom und Ady Cohen. Die Opernsängerin Marom trug zunächst klassische Partien vor.

Später präsentierte sie zusammen mit ihrem Mann, der sie mit der Gitarre begleitete, auch moderne Stücke und eigene Arrangements. Cohen ist Vollblutmusiker und erhielt in Israel zahlreiche wichtige Preise. Mit guten Gesprächen und «offenen Spenderherzen» ließen die Gäste den gelungenen Abend ausklingen.

Bayern

Merz kämpft in wiedereröffneter Synagoge mit Tränen

In München ist die Synagoge an der Reichenbachstraße feierlich wiedereröffnet worden, die einst von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Der Bundeskanzler zeigte sich gerührt

von Cordula Dieckmann  15.09.2025 Aktualisiert

Sachsen-Anhalt

Erstes Konzert in Magdeburger Synagoge

Die Synagoge war im Dezember 2023 eröffnet worden

 15.09.2025

Thüringen

Jüdisches Bildungsprojekt »Tacheles mit Simson« geht erneut auf Tour

Ziel des Projektes sei es, dem Aufkommen von Antisemitismus durch Bildung vorzubeugen, sagte Projektleiter Johannes Gräser

 15.09.2025

Essen

Festival jüdischer Musik mit Igor Levit und Lahav Shani

Der Festivalname »TIKWAH« (hebräisch für »Hoffnung«) solle »ein wichtiges Signal in schwierigen Zeiten« setzen, hieß es

 15.09.2025

Berlin

Margot Friedländer Preis wird verliehen

Die mit insgesamt 25.000 Euro dotierte Auszeichnung gehe an Personen, die sich für Toleranz, Menschlichkeit, Freiheit und Demokratie einsetzen

 15.09.2025

München

»In unserer Verantwortung«

Als Rachel Salamander den Verfall der Synagoge Reichenbachstraße sah, musste sie etwas unternehmen. Sie gründete einen Verein, das Haus wurde saniert, am 15. September ist nun die Eröffnung. Ein Gespräch über einen Lebenstraum, Farbenspiele und Denkmalschutz

von Katrin Richter  14.09.2025

Hamburg

»An einem Ort getrennt vereint«

In der Hansestadt soll die Bornplatzsynagoge, die in der Pogromnacht von den Nazis verwüstet wurde, wiederaufgebaut werden. Ein Gespräch mit dem Stiftungsvorsitzenden Daniel Sheffer über Architektur, Bürokratie und Räume für traditionelles und liberales Judentum

von Edgar S. Hasse  13.09.2025

Meinung

»Als Jude bin ich lieber im Krieg in der Ukraine als im Frieden in Berlin«

Andreas Tölke verbringt viel Zeit in Kyjiw und Odessa – wo man den Davidstern offen tragen kann und jüdisches Leben zum Alltag gehört. Hier schreibt er, warum Deutschland ihm fremd geworden ist

von Andreas Tölke  13.09.2025

Porträt der Woche

Das Geheimnis

Susanne Hanshold war Werbetexterin, Flugbegleiterin und denkt über Alija nach

von Gerhard Haase-Hindenberg  13.09.2025