Dank

»Endlich, endlich, endlich!«

Anfang vergangener Woche war es soweit: Die letzten überlebenden Geiseln kehrten nach mehr als zwei Jahren Gefangenschaft nach Israel zurück. Um diesen besonderen Anlass zu begehen, versammelten sich nach Ende der Feiertage am Donnerstagabend zahlreiche Gäste aus Politik, Religion und Zivilgesellschaft zu einer Gedenk- und Dankzeremonie vor der Hauptsynagoge Ohel Jakob. »Endlich, endlich, endlich«, fasste Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, die kollektive Erleichterung in Worte.

Bereits am Montagabend war auf dem Platz kurz gefeiert worden, Guy Katz und die Initiative »Run for Their Lives« hatten vor Beginn von Schemini Azeret zu einer spontanen Party geladen. Das »Nash« steuerte kostenlos Falafel bei.

Die Veranstaltung am Donnerstag war getragener, unter anderem wurden die israelischen Flaggen eingeholt, die zuvor zwei Jahre lang vor der Synagoge geweht hatten. Direkt im Anschluss daran fand im Gemeindezentrum zudem die Eröffnung der Ausstellung »UNBROKEN – Israelischer Sport in Zeiten des Krieges« statt.

Persönliche Gegenstände erinnerten an die Ermordeten

So groß die Freude über die Heimgekehrten war, so durchwirkt war die Zeremonie auch von der Trauer um die Ermordeten. In einem Moment des Gedenkens wurden die Namen jener Geiseln verlesen, deren sterbliche Überreste sich noch immer in der Gewalt der Hamas befanden.

Die Anwesenden hielten dabei Bücher des Ausstellungsprojekts »Coming Home Soon« in Händen, die für je eine am 7. Oktober verschleppte Person stehen. Die Bücher mit ihren zahlreichen Botschaften voller Hoffnung und Mitgefühl werden nach den Worten von IKG-Geschäftsführer Steven Guttmann den befreiten Geiseln oder deren Hinterbliebenen persönlich überreicht.

IKG-Präsidentin Knobloch hob hervor, dass die besondere Verbindung mit dem Staat Israel auch künftig bestehen bleiben würde, selbst wenn dessen Fahnen nicht mehr dauerhaft vor der Gemeinde wehten. Wie alle Redner blickte auch sie auf die letzten zwei schweren Jahre zurück: auf Schmerz, auf Ungewissheit, auf Angst – und auf die Solidarität, die die jüdische Gemeinschaft erfahren hatte. Nur wenige Tage nach dem 7. Oktober 2023 hatten Vertreter der bayerischen Staatsregierung und der Kirchen ebenfalls auf dem St.-Jakobs-Platz an einer gemeinsamen Trauerveranstaltung teilgenommen.

Ilse Aigner, Präsidentin des Bayerischen Landtags, war schon damals dabei. Nun ging sie aktuell auf die Ambivalenz der letzten Tage ein: Erstmals seit zwei Jahren »spüren wir Erleichterung. Erstmals ist Freude wieder möglich.« Zugleich seien aber etliche eben nicht heimgekehrt und hinterließen trauernde Angehörige. Außerdem erinnert Aigner an die gefallenen Soldaten sowie an die zivilen Opfer im Gazastreifen.

Wie sie betonte Florian Herrmann, Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, die klare Haltung des Freistaats und dessen historische Verantwortung. In Herrmanns Worten: »Bayern steht felsenfest an der Seite Israels.« Der Antisemitismusbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Ludwig Spaenle, forderte einen »Solidarpakt mit Israel« und warb für eine weitere Intensivierung der wissenschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Partnerschaft sowie einen verstärkten Jugendaustausch. Alle bestehenden politischen Restriktionen müssten sofort aufgehoben werden.

Monsignore Klaus Peter Franzl, Dompfarrer der Münchner Frauenkirche, und der evangelische Landesbischof Christian Kopp riefen als Vertreter der christlichen Kirchen dazu auf, Hass und Hetze ein Ende zu setzen – und gemeinsam für ein sicheres und sichtbares jüdisches Leben einzutreten.

Charlotte Knobloch hob hervor, die besondere Verbindung mit Israel bleibe bestehen.

Silvia Berladski-Baruch, stellvertretende Generalkonsulin Israels, zeigte sich bewegt von der Solidarität der Münchner: Eine Unterstützung wie hier könne man sich in vielen anderen Teilen Europas nur wünschen, wie sie spontan ausführte. Kfir Cohen, Generaldirektor des israelischen Ministeriums für Kultur und Sport, leitete zum zweiten Teil des Abends über.

Nach Einholen der Fahnen wurde in den Hubert-Burda-Saal des Gemeindezentrums zur Eröffnung der Ausstellung »UNBROKEN – Israelischer Sport in Zeiten des Krieges« eingeladen, gewidmet den Geschichten ermordeter und entführter Sportler des 7. Oktober und Beispiel sportlicher Behauptung während der folgenden Monate.

In die von der Maccabi World Union, dem World Jewish Congress (WJC) und dem israelischen Ministerium für Kultur und Sport im Verbund mit Familien der Athleten erstellte Präsentation führten Roy Hessing , Geschäftsführer der Makkabiade, Sara Friedman vom WJC und Kurator Adi Rubinstein ein.

Persönliche Gegenstände erinnerten an die Ermordeten, darunter das durchlöcherte Fahrrad des Triathleten Lior Waitzman, der während einer Trainingsfahrt erschossen wurde. Ebenfalls zu sehen war das Maccabi-Haifa-Fanshirt der vom Nova-Festival verschleppten und später ermordeten Inbar »Pink« Haiman. Ihre sterblichen Überreste waren erst am Morgen der Ausstellungseröffnung nach Israel zurückgebracht worden.

Besonders eindrücklich war die knappe Rede von Shlomit Sarit Levinson, die an ihren Sohn Shay erinnerte. Shay war Volleyballspieler bei M.S. Eilabun gewesen, einem Verein, in dem jüdische und arabische Spieler gemeinsam aktiv sind. Am 7. Oktober wurde er als Soldat in schwere Kämpfe verwickelt und galt zunächst drei Wochen lang als vermisst, im Januar 2024 war sein Tod traurige Gewissheit geworden. Erst Monate später wurde er beerdigt.

Die Ausstellung »UNBROKEN« ist noch bis zum 30. Oktober montags bis donnerstags jeweils von 10 bis 12 und von 16 bis 18 Uhr im Rahmen von Führungen im Gemeindezentrum zu besichtigen.

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