Berlin

»Einzigartige Plattform«

In Berlin ist am Sonntagvormittag der 3. Deutsche Israelkongress eröffnet worden. Rund 3000 Menschen besuchten die Konferenz unter dem Motto »Connecting for Tomorrow«. Nach Worten des Veranstalters Sacha Stawski vom Verein »I like Israel« ist der Kongress für Menschen aus Politik, Wirtschaft, Religion, Kultur und Wissenschaft »eine europaweit einzigartige Plattform«, um die deutsch-israelischen Beziehungen zu intensivieren.

Nachdem die Konferenz in den vergangenen Jahren in Frankfurt am Main stattfand, sei man nun mit Berlin im »politischen und kulturellen Herzen Deutschlands angekommen«, ergänzte Melody Sucharewicz, die Direktorin des Israelkongresses.

Freunde
Auch für Dieter Graumann, Präsident des Zentralrats der Juden und Schirmherr der Veranstaltung, ist der Israelkongress etwas ganz Besonderes. »Er zeigt: Die Freunde Israels sind zahlreich. Zusammen können wir viel erreichen.« Doch eigentlich, so Graumann weiter, wäre es eine gute Nachricht, wenn es einen solchen Israelkongress nicht mehr geben müsste. »Solange das Israel-Bashing und die Feinde des jüdischen Staates aber Hochkonjunktur haben, sind Veranstaltungen wie der Israelkongress absolut notwendig«, so Graumann.

Israel sei das spirituelle Zentrum aller Juden, betonte er. Im Fall der Fälle sei der jüdische Staat für jeden Juden in der Welt zugleich auch jederzeit ein sicherer Hafen. »Und dass es elementare Angriffe auf das Judentum immer wieder gibt, hat nicht zuletzt die Beschneidungsdebatte im vergangenen Jahr gezeigt«, betonte Graumann. »Erfreulicherweise hat die deutsche Politik entschlossen und verantwortungsvoll gehandelt.«

iran Graumann benannte in seiner Rede die Herausforderungen für den jüdischen Staat, allen voran die nukleare Bedrohung aus dem Iran, der trotz der Charmeoffensive der letzten Zeit noch immer Exportweltmeister in Sachen Terror, Mord und Tod sei.
Mit Verweis auf die EU-Richtlinien prangerte er an, dass Israel immer wieder »der Doppelmoral und der Heuchelei« ausgesetzt sei.

Dabei unterstrich Graumann: »Israel ist eine Oase der Demokratie in einer Wüste der arabischen Despotie. Israel ist ein großartiges Land mit großartigen Menschen, Werten, Ideen und Innovationen!«

An der Eröffnung des Kongresses nahmen auch Verlegerin Friede Springer, KKL/JNF-Weltpräsident Efi Stenzler und Berlins Innensenator Frank Henkel teil. Israels Botschafter Yakov Hadas-Handelsman hob in seiner Rede die »besondere Atmosphäre in Berlin« hervor, die gute Bedingungen für die Start-up-Szene biete. Die deutsche Hauptstadt sei bei jungen israelischen Unternehmern extrem beliebt – und werde in Zukunft noch beliebter werden. »Berlin ist fit fürs deutsch-israelisches Business«, unterstrich Hadas-Handelsman.

Experten Vertieft und diskutiert wurde dieser Aspekt bei der anschließenden Expertenrunde mit dem Titel »Status, Potenzial und Perspektiven der deutsch-israelischen Beziehungen«. An der Diskussion nahmen Avi Primor, früherer Botschafter Israels in Deutschland, Christian Schmidt, Staatssekretär im Verteidigungsministerium, und Markus Löning, Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregierung, teil.

Feierlich wurde es wenig später, als im Rahmen des Kongresses zum ersten Mal der in diesem Jahr ins Leben gerufene Arno-Lustiger-Preis vergeben wurde. Die Auszeichnung erhielt DGB-Chef Michael Sommer »für seine Bemühungen um die deutsch-israelischen Beziehungen«, wie Laudator Jochen Feilcke, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Berlin und Potsdam, ausführte. Den Preis übergab Gila Lustiger, Tochter des 2012 verstorbenen Historikers Arno Lustiger.

labs Am Nachmittag standen die Themen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Religion auf dem Programm. Diese wurden in sogenannten Labs (Labore) von Experten moderiert und unter aktiver Beteiligung der Teilnehmer bearbeitet. Die Ergebnisse der Labs werden im Anschluss als Folgeprojekte von Nichtregierungsorganisationen umgesetzt.

Im Political Lab steht das Thema Immigration und Zukunft der deutsch-israelischen Beziehungen im Fokus. Im Business Lab geht es um die außerordentlich erfolgreiche Start-up-Szene im jüdischen Staat. Wissenschaftliche Kooperationen werden im Science Lab vorgestellt. Gegenstand des Culture Lab ist das verbindende Potenzial von Kunst und Kultur; abschließend erhält der theologische Dialog beider Länder im Religion Lab eine Plattform. An den Labs nehmen unter anderem der israelische Unternehmer Yossi Vardi, TV-Koch Tom Franz, Anetta Kahana von der Amadeu-Antonio-Stiftung und der israelische Diplomat Mordechay Lewy teil.

Den Abschluss des Kongresses bildet ab 19 Uhr das Konzert des deutsch-israelischen Duetts der Gewinner von »The Voice of Germany« und »The Voice of Israel«.

Antisemitismusverdacht

Ermittlung wegen Plakat »Juden haben hier Hausverbot« läuft

Ein antisemitischer Aushang in einem Flensburger Geschäft sorgt für Entsetzen. Politiker und Bürger reagieren deutlich. Die Staatsanwaltschaft schaltet sich ein

 18.09.2025

Nürnberg

Annäherung nach Streit um Menschenrechtspreis-Verleihung

Die Israelitische Kultusgemeinde hatte den diesjährigen Träger des Nürnberger Menschenrechtspreises nach Bekanntgabe des Juryvotums kritisiert. Nach Gesprächen gibt es nun offenbar eine Verständigung

 18.09.2025

Berlin

Zwölf Rabbiner blasen das Schofar

Die Jüdische Gemeinde Chabad Berlin lud zum Neujahrsempfang. Zu Gast war auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner

von Detlef David Kauschke  18.09.2025

Kommentar

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert

Berlin

Zentralrat der Juden begeht sein 75. Jubiläum

Die Dachorganisation der jüdischen Gemeinden lud zahlreiche Gäste aus Politik und Zivilgesellschaft nach Berlin. Der Bundeskanzler hielt die Festrede

von Imanuel Marcus  17.09.2025

München

Knobloch lobt Merz-Rede in Synagoge

Am Montagabend wurde in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Vor Ort war auch der Bundeskanzler, der sich bei seiner Rede berührt zeigte. Von jüdischer Seite kommt nun Lob für ihn - und ein Appell

von Christopher Beschnitt  16.09.2025

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Erinnerung

Eisenach verlegt weitere Stolpersteine

Der Initiator des Kunst- und Gedenkprojekts, Gunter Demnig aus Köln, die Stolpersteine selbst verlegen

 16.09.2025

Porträt der Woche

Passion für Pelze

Anita Schwarz ist Kürschnerin und verdrängte lange das Schicksal ihrer Mutter

von Alicia Rust  16.09.2025