Interview

»Eine logistische Mammutaufgabe«

Aron Schuster, Direktor der ZWST Foto: Uwe Steinert

Interview

»Eine logistische Mammutaufgabe«

Aron Schuster über die Wiederaufnahme von Bildungsangeboten der ZWST

von Ayala Goldmann  20.05.2020 09:22 Uhr

Herr Schuster, die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden (ZWST) will bis Anfang Juni ihre Bildungsstätten in Bad Sobernheim und Bad Kissingen wieder öffnen. Ist das nicht sehr früh?
Wir orientieren uns an den landesspezifischen Regelungen für Rheinland-Pfalz und Bayern, die noch frühere Öffnungsszenarien vorsehen. Wir halten uns streng an die Rahmenbedingungen. Außerdem verstärken sich durch die Corona-Krise soziale Schieflagen, gerade die ZWST als Wohlfahrtsverband muss Angebote für vulnerable Zielgruppen auch in der Krise vorhalten.

Welche Zielgruppen sind das?
Die ersten Seminare richten sich an Familien mit erhöhtem Betreuungsaufwand und Senioren, die lange ohne jegliche sozialen Kontakte waren.

Wie sieht das Hygienekonzept aus?
Die Konzepte sehen unter anderem Regelungen zur persönlichen Hygiene, Zutrittskontrollen, Nachverfolgbarkeit, Raumhygie­ne, Infektionsschutz in den Pausen und Wegeführungen vor. Auch das verpflichtende Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes gehört dazu. Die Verpflegung erfolgt ausschließlich durch Bedienservice. Wichtig ist: Personen, die Krankheitsanzeichen bemerken, sollen gar nicht erst anreisen.

Die Menschen werden im Abstand von 1,5 Metern zueinander im Speisesaal sitzen?
Wir haben für alle Gemeinschaftsräume maximale Bestuhlungsgrenzen definiert, das gilt natürlich auch für die Speisesäle. Sofern es notwendig ist, werden die Gäste im Schichtbetrieb versorgt. Familien dürfen gemeinsam an einem Tisch sitzen. Für alle anderen gilt auch während der Mahlzeiten die Einhaltung der Abstandsregelung. Zimmer werden zukünftig nicht mehr am gleichen Tag neu belegt. Hier erwarten wir noch detaillierte Regelungen zu erforderlichen Leerphasen. Die Obergrenze für die Belegung im Max-Willner-Heim liegt vorübergehend bei 50 Personen, im Kurheim Beni Bloch bei 25 Personen.

In diesem Jahr werden keine Machanot in Italien stattfinden. Die ZWST hat zu der Solidaritätsaktion #Help4Italy aufgerufen. An wen geht diese Hilfe?
Zusammen mit JDC, dem Joint Distribution Committee, wollen wir die Spenden zweckgebunden an die jüdischen Gemeinden in Mailand und Rom weiterleiten.

Wann wird klar, in welcher Form es Sommermachanot in Deutschland gibt?
Wir bereiten uns weiterhin auf drei Szenarien vor: digital, Day Camps und Machanot ausschließlich in Deutschland. Wir wollen Eltern und Jugendlichen spätestens einen Monat vor Beginn des ersten Turnus am 5. Juli Planungssicherheit geben und eine Aussage darüber treffen, welches dieser drei Szenarien eintrifft. Es bleibt in jedem Fall eine logistische Mammutaufgabe.

Mit dem Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) sprach Ayala Goldmann.

Immobilie

Das jüdische Monbijou

Deutschlands derzeit teuerste Villa auf dem Markt steht auf Schwanenwerder und soll 80 Millionen Euro kosten. Hinter dem Anwesen verbirgt sich eine wechselvolle Geschichte

von Ralf Balke  28.12.2025

Geburtstag

»Der Tod war etwas Gegebenes«

Der Holocaust-Überlebende Leon Weintraub wird am 1. Januar 100 Jahre alt

von Gabriele Ingenthron  28.12.2025

Dating

Auf Partnersuche

Matchmaking mit Olami Germany – ein Ortsbesuch

von Jan Feldmann  23.12.2025

München

Ein kraftvolles Statement

Beim Gemeindewochenende nahmen zahlreiche Mitglieder an Diskussionen, Workshops und Chanukka-Feierlichkeiten teil

von Esther Martel  23.12.2025

Erfurt

Die Menschen halfen einander

Pepi Ritzmann über ihre Kindheit in der Gemeinde, ihre Familie und Antisemitismus. Ein Besuch vor Ort

von Blanka Weber  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

WerteInitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 24.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025