Premiere

Ein Meer aus Lächeln

Das Licht im Saal flackert kurz auf, und ein Raunen sowie lebhaftes Gemurmel aus den Reihen des Publikums deutet auf Vorfreude hin. Die Atmosphäre scheint elektrisch aufgeladen – kurzum, es liegt Spannung in der Luft. Dabei herrscht fast schon eine familiäre Stimmung, und zwar so, als hätten sich alle zu einem lang ersehnten Wiedersehen versammelt, voller Erwartung auf das, was nun kommen wird.

Die Blicke schweifen über das Publikum, eine bunte Mischung aus Menschen im Alter von über 30 Jahren, wobei vereinzelt auch Jugendliche anwesend sind. Doch noch bleiben die Vorhänge geschlossen und verbergen ein Geheimnis, das nur darauf wartet, gelüftet zu werden.

Eröffnungsreden der Organisatoren

Nach zwei Eröffnungsreden der Organisatoren, die mit Humor und Information auf die Vorführung eingestimmt haben, dimmt sich das Licht, die Vorhänge gehen auf und enthüllen eine Bühne, die in drei Ebenen unterteilt ist. In der Mitte thront eine Live-Band, die die Luft mit dem Klassiker »Fly Me to the Moon« erfüllt, gesungen von der strahlenden Marijke Amado, die – gekleidet in einen weißen Hosenanzug – erhöht über dem Publikum sitzt.

Das bunte Treiben steigert sich zu einem schnellen, aufregenden Tanz.

Der Hintergrund ist ein Spiel aus grünem Licht, das von einem Gestell mit unzähligen Lampen ausgeht. Auf der ersten Ebene der Bühne tummeln sich Menschen in schillernden Kostümen, voller Leben und Energie, sich küssend, tanzend und sogar auf Inlinern fahrend. Ein wahres Spektakel, das die Vorfreude im Publikum nur noch steigert. Die Band wechselt zu einem schnelleren Song, das bunte Treiben steigert sich zu einem schnellen, aufregenden Tanz, begleitet vom enthusiastischen Klatschen der Zuschauer.

Die Geschichte entfaltet sich auf der Bühne, als zwei der Schauspieler sich im gegenseitigen Wechselspiel die Geschichten von Danny Rose, gespielt von Samuel Chaim Nascimento und Jona Kno­ke, erzählen. Danny Rose ist ein Manager mit dem Leitsatz »Strong, Smart, Star«.

Er vermittelt Künstler, die ansonsten niemand vertreten würde, darunter einen einbeinigen Stepptänzer, Vögel, die Songs auf einem Klavier picken können, und einen russischen Sänger namens Lou Canova, gespielt von Michael Vishnevetsky und gesungen von Benjamin Marokko. Es ist Lou, um den sich der größte Teil der Geschichte dreht, seine Affäre mit Tina Vitale, gespielt von Laurence Delambily, die Danny in ein aufregendes Abenteuer, gespickt mit Höhen und Tiefen, verwickelt.

Es geht um die Wiederbelebung von Traditionen und Austausch.

Unter der Regie von Alexandra Bentz werden zwischen gerade einmal acht Schauspielern insgesamt 45 Rollen verteilt und perfekt verkörpert, während zwei Sänger und die Live-Band das Stück von Anfang bis Ende begleiten. Doch die Überraschungen hören damit nicht auf. Die Theaterleiterin Alexandra Bentz betritt unerwartet und eilig die Bühne und entfesselt eine opernreife Gesangseinlage, die das Publikum zu einem Sturm aus Klatschen und Jubel animiert. Als die Vorstellung zu Ende geht, ist die Erleichterung spürbar. Die Premiere ist vorbei, und alle strömen auf die Bühne, um Blumen zu verteilen.

Symbol der Offenheit für die Gemeinschaft

Im Publikum spiegelt sich ein Meer aus Lächeln wider, ein Zeichen dafür, dass an diesem Abend nicht nur ein Bühnenstück gefeiert wurde, sondern auch die Wiedereröffnung des Theaters in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt. Seit 1981 war keine Aufführung mehr im Ignatz-Bubis-Gemeindezentrum zu sehen, doch nun steht das Theater als Symbol der Offenheit für die Gemeinschaft und weit darüber hinaus. Ziel ist es, neue Visionen zu entwickeln, den Austausch zu fördern und einen Einblick zu gewähren – eine Wiederbelebung von Traditionen, die im herkömmlichen Repertoire oft zu kurz kommen.

Die Premiere von Broadway Danny Rose war deshalb nicht nur eine Theaterfeier, sondern zugleich auch ein Zeichen für die Lebendigkeit der jüdischen Gemeinschaft und die Magie des Thea­ters, durch die Menschen aus allen Lebensbereichen zusammengebracht werden können.

Das Theaterstück stammt aus der Feder des legendären Woody Allen, dessen unverwechselbarer Stil und Humor sich auch in dem Theaterstück widerspiegeln. Der Effekt: Die Zuschauer verlassen das Theater mit dem Gefühl, Teil eines besonderen Moments gewesen zu sein.

Immobilie

Das jüdische Monbijou

Deutschlands derzeit teuerste Villa auf dem Markt steht auf Schwanenwerder und soll 80 Millionen Euro kosten. Hinter dem Anwesen verbirgt sich eine wechselvolle Geschichte

von Ralf Balke  25.12.2025

Dating

Auf Partnersuche

Matchmaking mit Olami Germany – ein Ortsbesuch

von Jan Feldmann  23.12.2025

München

Ein kraftvolles Statement

Beim Gemeindewochenende nahmen zahlreiche Mitglieder an Diskussionen, Workshops und Chanukka-Feierlichkeiten teil

von Esther Martel  23.12.2025

Erfurt

Die Menschen halfen einander

Pepi Ritzmann über ihre Kindheit in der Gemeinde, ihre Familie und Antisemitismus. Ein Besuch vor Ort

von Blanka Weber  22.12.2025

Geburtstag

Holocaust-Überlebender Leon Weintraub wird 100 Jahre alt

Dem NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau entkam Leon Weintraub durch eine Augenblicks-Entscheidung. Heute warnt er als Zeitzeuge in Schulklassen vor Rechtsextremismus. Am 1. Januar feiert er seinen 100. Geburtstag

von Norbert Demuth  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

WerteInitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 24.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025