Berlin

Ehrung für Marcel Reich-Ranicki

Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki (1920-2013) ist am Freitagmittag in Berlin-Wilmersdorf mit einer Gedenktafel geehrt worden. Neben Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit gedachten auch Familie und Freunde des Literaturkritikers. Unter ihnen waren sein Sohn Andrew Ranicki, seine Enkelin Carla Ranicki sowie Hellmuth Karasek, Reich-Ranickis langjähriger Partner im »Literarischen Quartett«.

Der Literaturkritiker lebte mit seinen Eltern von 1934 bis 1938 in der Güntzelstraße 53. Während dieser prägenden Jahre in Berlin entdeckte er seine Liebe zur Literatur und zum Theater. Die Hauptstadt habe Reich-Ranicki viel zu verdanken, betonte Klaus Wowereit. Daher sei es an der Zeit, den Literaturkritiker in der Stadt seiner späten Kindheit und Jugend zu würdigen.

lücke Marcel Reich-Ranicki sei nicht nur Deutschlands größter Literaturkritiker, sondern auch selbst ein Star gewesen, sagte Wowereit. Sein Tod vor einem Jahr habe eine tiefe Lücke gerissen. Neben seinem Charisma, Witz und Verstand sei es vor allem seine »vergebende, aber nicht vergessende« Haltung gewesen, mit der der Literaturkritiker viele Menschen für sich eingenommen habe.

Wowereit pries Berlin als Stadt der Toleranz und Vielfalt, die stolz sei auf ihr jüdisches Leben. Umso eindringlicher mahnte er, vor allem junge Menschen für die Anfänge von Rassismus und Antisemitismus zu sensibilisieren. Denn Berlin sei auch der Ort gewesen, von wo aus der junge Reich-Ranicki und seine Familie nach Polen deportiert worden waren.

Neben der Gedenktafel wurden auch zwei Stolpersteine für Reich-Ranickis in der NS-Zeit ermordeten Eltern Helene und David Reich eingeweiht. Für Andrew Ranicki ein besonders bewegender Moment. »Mein Vater hat seinen Eltern ein Denkmal aus Wörtern gesetzt. Doch die Stolpersteine sind meine Initiative. Das tue ich für mich selbst und für die nachfolgenden Generationen meiner Familie.«

Grosseltern Reich-Ranickis Enkelin Carla stand zum ersten Mal vor dem ehemaligen Wohnhaus ihrer Familie. »Es ist gut zu sehen, dass etwas immer da ist, nicht nur in Frankfurt, sondern auch in Berlin, nicht nur die Gedenktafel für meinen Großvater, sondern auch die Stolpersteine für meine Urgroßeltern.«

Klaus Wowereit machte deutlich, dass Antisemitismus »keinen Platz in unserer demokratischen Gesellschaft« habe. Die Kundgebung am kommenden Sonntag vor dem Brandenburger Tor, die vom Zentralrat der Juden organisiert wird und die zahlreiche prominente Redner und Unterstützer hat, sei dafür ein deutliches Zeichen. »Das sind wir den Eltern von Marcel Reich-Ranicki schuldig«, so der Regierende Bürgermeister. »Ich verneige mich vor ihnen.«

Wittenberg

Judaistin kuratiert Bildungsort zur Schmähplastik

Die Darstellung der sogenannten »Judensau« an der Wittenberger Stadtkirche, der früheren Predigtkirche des Reformators Martin Luther (1483-1546), gehört in Deutschland zu den bekanntesten antisemitischen Darstellungen des Mittelalters

 02.11.2025

Hund, Katze & Co

Beste Freunde

Wenn Tiere Familie werden: Gemeindemitglieder erzählen vom leisen oder lauten Glück, mit Vierbeinern zu leben

von Christine Schmitt  02.11.2025

Berlin

Parfüm mit Geschichte

Das israelische Label Zielinski & Rozen stellte seine Duftkollektion vor, die 1905 in Jaffa kreiert wurde

von Alicia Rust, Erez Zielinski Rozen, Gemeinde Berlin, Parfüm  02.11.2025

Feier

Zusammenhalt und Zuversicht

Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern lud zum Neujahrsempfang in den Hubert-Burda-Saal

von Esther Martel  02.11.2025

Auszeichnung

Die Frau mit den Blumen

Zwei Jahre lang ging Karoline Preisler auf anti-israelische Demonstrationen, um auf das Schicksal der Geiseln aufmerksam zu machen. Jetzt erhält sie den Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden

von Michael Thaidigsmann  02.11.2025

Interview

»Wir hatten keine Verwandten«

Erst seit einigen Jahren spricht sie über ihre jüdischen Wurzeln: Bildungsministerin Karin Prien erzählt, warum ihre Mutter davon abriet und wann sie ihre eigene Familiengeschichte erst begriff

von Julia Kilian  02.11.2025 Aktualisiert

Nachruf

Gestalter mit Weitblick

Für Jacques Marx war die Gemeindearbeit eine Lebensaufgabe. Eine persönliche Erinnerung an den langjährigen ehemaligen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen

von Michael Rubinstein  30.10.2025

Ehrung

Demokratiepreis für Graphic Novel über Schoa-Überlebende

Die Schoa-Überlebenden Emmie Arbel gewährte Zeichnerin Barbara Yelin vier Jahre lang Einblicke in ihr Leben

 30.10.2025

Schwielowsee

Shlomo Afanasev ist erster orthodoxer Militärrabbiner für Berlin und Brandenburg

Militärrabbiner gibt es bereits in Deutschland. Nun steigt der erste orthodoxe Rabbiner bei der Bundeswehr in Brandenburg ein

 29.10.2025