Israeltag

Digitale Solidarität

Bei Israelfreunden ist das Datum im Kalender rot markiert: der 14. Mai. An diesem Tag im Jahr 1948 verkündete David Ben-Gurion in Tel Aviv die Gründung des jüdischen Staates. Wegen der Corona-Krise mussten die traditionellen Feiern zum Israeltag in Gemeinden und Städten in diesem Jahr abgesagt werden.

Jedenfalls in ihrer ursprünglichen Form als Familienveranstaltungen mit Kultur- und Musikprogramm mit Hunderten von Besuchern. Gewürdigt wurde Israels 72. Geburtstag trotzdem – im Internet. Der Verein »I Like Israel« (ILI) hatte am vergangenen Donnerstag zum ersten bundesweiten virtuellen Israeltag per Livestream über Facebook und Zoom eingeladen.

»Auch, wenn wir in diesem Jahr nicht wie sonst üblich auf der Straße zusammenkommen können, um Israels Unabhängigkeit zu feiern, wollen wir doch auf diesem Wege Happy Birthday und ein herzliches Masal Tow wünschen«, sagte der ILI-Vorsitzende Sacha Stawski. »Der Staat und das Volk Israel verdienen unsere Solidarität als Freunde des Landes und Bürger eines demokratischen Staates.«

Die Veranstaltung stand unter der Schirmherrschaft von Israels Botschaft Jeremy Issacharoff und Zentralratspräsident Josef Schuster.

Die Veranstaltung, die unter der Schirmherrschaft des israelischen Botschafters in Deutschland, Jeremy Issacharoff, und des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, stand, bot ein Programm mit Interviews und Live-Musik.

Für einen beschwingten Einstieg sorgte der Musiker Roman Kuperschmidt, der mit seiner Klarinette live aus Frankfurt am Main bekannte Lieder wie »Am Israel Chai« und »Halleluja« spielte. Auch die israelische Sängerin Shai Terry sorgte für gute musikalische Unterhaltung. Zum Abschluss des Israeltags sang sie die Hatikwa.

GRUSSWORT In seinem Grußwort dankte Zentralratspräsident Josef Schuster den Organisatoren des virtuellen Israeltags für ihr Engagement. Er bedauerte, dass in diesem Jahr darauf verzichtet werden musste, sich beim Israeltag physisch zu treffen. »Nicht verzichten wollen wir allerdings darauf, ein klares Signal der Solidarität mit Israel in die Welt zu senden«, sagte er.

Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie sei die Unterstützung für den Staat Israel wichtig. Denn auch, wenn das gesellschaftliche Leben und die Politik unter dem Eindruck der Krise stünden, sei doch allerorten zu spüren, dass Antisemitismus und Israelhass weiterlebten, sagte Schuster. Rechtsextremisten, Islamisten und alle weiteren Antisemiten nützten die Situation skrupellos aus.

»Extremisten haben in der Geschichte immer schon versucht, Krisenzeiten für ihre Zwecke zu nutzen«, sagt Josef Schuster.

»Extremisten haben in der Geschichte immer schon versucht, Krisenzeiten für ihre Zwecke zu nutzen.« Daher häuften sich Schusters Ansicht nach im Zusammenhang mit der Pandemie die krudesten Verschwörungsmythen, bei denen auch Israel immer wieder am Pranger stehe. »Lassen Sie es mich klar sagen: Antisemitismus und Israelhass lassen sich nicht rechtfertigen«, sagte er. Gerade in diesen schwierigen Zeiten gelte es, wachsam zu bleiben. »Halle und Hanau dürfen sich nicht wiederholen. Dafür kämpfen wir«, so der Zentralratspräsident.

BEZIEHUNGEN Israels Botschafter Jeremy Issacharoff würdigte im Gespräch mit Sacha Stawski die Beziehungen zwischen den beiden Ländern. »Dass die bilateralen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Israel nun schon seit 55 Jahren so eng und stark sind, ist ein echter Erfolg und angesichts der Geschichte keine Selbstverständlichkeit«, so Issacharoff, der aus der Botschaft in Berlin live zugeschaltet war. Die deutsch-israelischen Beziehungen seien im Jahr 2020 nicht nur die engsten innerhalb Europas, sondern auch in der ganzen Welt.

Auch in der derzeitigen Corona-Krise gebe es einen engen Austausch zwischen den Ländern. So habe sich die Bundesregierung etwa an der Rückholung israelischer Staatsbürger aus entfernten Ländern wie Neuseeland oder Staaten Südamerikas beteiligt. »Israelis wurden dabei von der Bundesregierung wie deutsche Staatsbürger behandelt, das ist ein Ausdruck unserer tiefen Freundschaft und Verbundenheit«, lobte der Botschafter.

Unter guten Freunden gehöre es dazu, dass man in einzelnen Bereichen nicht immer einer Meinung sei. So gebe es zwischen den Regierungen beispielsweise unterschiedliche Einschätzungen mit Blick auf das Regime im Iran und die Gebiete der Palästinenser.

ANTISEMITISMUS Besorgt zeigte sich der Botschafter über den wachsenden Antisemitismus in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Es gebe im Kampf gegen Juden- und Israelhass aber durchaus Fortschritte. »Das kürzlich von der Bundesregierung erlassene Verbot der Terrororganisation Hisbollah ist ein ganz wichtiger Schritt, um antiisraelischen Antisemitismus einzudämmen.«

Er wünsche sich, dass die Bundesregierung auch die Beziehungen zu den Mullahs im Iran überdenke, sagte Uwe Becker.

Auch der Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), Uwe Becker, der aus Frankfurt zugeschaltet war, lobte das Hisbollah-Verbot. Er wünsche sich, dass die Bundesregierung jetzt auch die Beziehungen zu den Mullahs im Iran überdenke. »Wenn die deutsche Regierung es ernst meint, dass Israels Sicherheit Teil der Staatsräson ist, dann muss sie die bilateralen Verbindungen mit dem iranischen Regime umgehend einfrieren«, forderte Becker, der auch Antisemitismusbeauftragter des Landes Hessen und Bürgermeister von Frankfurt ist.

FLAGGE In dieser Funktion hatte Becker das Hissen der israelischen Flagge vor dem Rathaus am 14. Mai veranlasst. Deutschlandweit waren diesem Beispiel wieder viele Städte gefolgt. »Wie stark eine Freundschaft zwischen zwei Ländern ist, hängt neben den Handlungen der Regierungen auch wesentlich vom Engagement der Bürger ab«, sagte Becker. In der Bundes­republik setzten sich bereits viele Menschen mit einer Menge Herzblut für Israel ein. »Unser Anliegen als Freunde Israels in Deutschland ist es, noch mehr Menschen für das Land und seine Menschen zu begeistern.«

Jom Haschoa

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