Magdeburg

Die Weichen sind gestellt

Bei der Übergabe des Bewilligungsbescheides: Reiner Haseloff (l.) und Wadim Laiter Foto: Alexander Pisetzki


»Der Prozess läuft, sagt Wadim Laiter, der Vorsitzende der Synagogen-Gemeinde zu Magdeburg. «Die Weichen sind gestellt.» Ein langer Prozess des Wartens und Aushandelns aller Rahmenbedingungen ist beendet. Jetzt sucht eine Jury den besten Entwurf für den Synagogenneubau. Spätestens Ende 2023 soll alles fertig sein.

Geplant sind eine Mikwe, ein Betsaal für rund 100 Personen sowie Räume zum Feiern mit angeschlossener Küche und ein Büro. «Mit dem Neubau wird jüdisches Leben, das traditionell mitten im Zentrum von Magdeburg seinen Platz hatte, dorthin zurückgeholt, wo es hingehört: deutlich sichtbar mitten in die Stadt», erklärt Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff.

Erwähnung Die neue Adresse in der Julius-Bremer-Straße 3 liegt unweit jenes Ortes, an dem bis 1938 die frühere prächtige Synagoge stand. Magdeburg gehört in Mitteldeutschland zu jenen Städten, in denen sehr früh eine jüdische Gemeinde erwähnt worden ist. Hier war um 965, in der Zeit von Kaiser Otto I., die Rede von Juden, um 973 räumte ihnen Otto II. Privilegien ein. Jüdische Händler siedelten und nutzten die Wasserwege der Elbe als Handelsrouten.

Geplant sind eine Mikwe, ein Betsaal für rund 100 Personen sowie Räume zum Feiern mit angeschlossener Küche und ein Büro.

Auch heute gibt es wieder jüdisches Leben in der Stadt. «Alle Formalitäten sind geklärt», sagt Laiter, auch die Einträge im Grundbuch und damit die Eigentumsfragen von Grundstück und Gebäude. Die Stadt Magdeburg wird 700.000 Euro geben, das Land Sachsen-Anhalt 2,8 Millionen Euro.

«Die jüdische Gemeinschaft erhält endlich ein modernes Gotteshaus, das sie für ihre weitere Entwicklung dringend benötigt. Aber auch das Land und die Stadt, die gesamte Bürgergesellschaft ›brauchen‹ diese neue Synagoge», sagt Reiner Haseloff.

Gemeinden Genau in diesem Satz steckt auch ein winziges Problem. Denn in Magdeburg gibt es zwei jüdische Gemeinden. Jene mit Wadim Laiter als Vorsitzenden und etwa 415 Mitgliedern, die eher modern-orthodox ausgerichtet ist. Und jene, die sich liberal verortet und als «Jüdische Gemeinde zu Magdeburg e.V.» 110 Mitglieder hat. Larissa Koshevnyuk ist hier die Vorsitzende. Sie bedauert, dass am Neubau der Synagoge ihr Verein derzeit nicht beteiligt ist, weder inhaltlich noch logistisch. Man habe sich nicht verständigen können, heißt es im Hintergrund.

Laiter sieht keinen Konflikt: «Wir reichen allen Juden dieser Stadt die Hand.» Seine Gemeinde freue sich auf den Neubau. Die Gesamtkosten werden rund 3,4 Millionen Euro betragen. Man sei auf weitere Spenden angewiesen. «Ich bin Deutschland dankbar, weil mir die Möglichkeit gegeben wurde, hier meine Religion auszuüben, ich komme aus einer traditionellen jüdischen Familie», betont er.

In der Staatskanzlei ist man sich der Diskrepanzen bewusst und versucht, die Streitigkeiten beizulegen mit einem Ziel: «Die neue Synagoge soll nach dem Willen aller Beteiligten ein Ort der Begegnung werden, auch zwischen den Religionen und auch zwischen den unterschiedlichen Ausprägungen jüdischen Lebens, die es heute zum Glück auch in Magdeburg wieder gibt.»

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Israel

Voigt will den Jugendaustausch mit Israel stärken

Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

von Willi Wild  13.11.2025

Karneval

»Ov krüzz oder quer«

Wie in der NRW-Landesvertretung in Berlin die närrische Jahreszeit eingeleitet wurde

von Sören Kittel  13.11.2025

Jüdische Kulturtage Berlin

Broadway am Prenzlauer Berg

Vom Eröffnungskonzert bis zum Dancefloor werden Besucherrekorde erwartet

von Helmut Kuhn  13.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Hessen

Margot Friedländer erhält posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille

Die Zeitzeugin Margot Friedländer erhält posthum die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Sie war eine der wichtigsten Stimme in der deutschen Erinnerungskultur

 12.11.2025

Berlin

Touro University vergibt erstmals »Seid Menschen«-Stipendium

Die Touro University Berlin erinnert mit einem neu geschaffenen Stipendium an die Schoa-Überlebende Margot Friedländer

 12.11.2025

Jubiläum

»Eine Zierde der Stadt«: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in Berlin eröffnet

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin eingeweiht. Am Dienstag würdigt dies ein Festakt

von Gregor Krumpholz, Nina Schmedding  11.11.2025