Initiative

»Das jüdische Leben von seinen positiven Seiten zeigen«

Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland Foto: Thomas Lohnes/Zentralrat der Juden

Initiative

»Das jüdische Leben von seinen positiven Seiten zeigen«

Zentralrats-Vize Lehrer: Jubiläumsjahr »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« hat große Signalwirkung

 11.01.2021 11:59 Uhr

Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, erhofft sich vom bundesweiten Jubiläumsjahr »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« eine Signalwirkung. »Wenn wir im Laufe des Jahres erreichen, dass den Leuten der jüdische Anteil an der Historie ihrer Region bewusst wird, dann können wir diese Menschen auch gegen rechte Rattenfänger und Verschwörungstheoretiker leichter impfen oder imprägnieren, als uns das bisher gelungen ist«, sagte Lehrer.

2021 jährt sich der erste offizielle Nachweis jüdischen Lebens in Deutschland zum 1700. Mal. Eine am 11. Dezember 321 vom römischen Kaiser Konstantin ausgestellte Urkunde an die Stadt Köln belegt, dass Juden bereits seit der Spätantike ein wichtiger Bestandteil der mitteleuropäischen Kultur waren.

Das Jubiläum wird mit rund 1000 Veranstaltungen bundesweit gefeiert. Geplant sind etwa Ausstellungen, Konzerte oder Theateraufführungen. Wesentliches Ziel sei es, die vielen Facetten jüdischen Lebens in Deutschland darzustellen, sagte Lehrer, Mitgründer des Vereins »321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland«, der das Programm des Themenjahres organisiert.

Der Festakt am 21. Februar in Köln mit einer Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird in der ARD live übertragen.

Äußerungen von Vertretern der jüdischen Gemeinde würden vielfach als »erhobener Zeigefinger« wahrgenommen. Vor allem in den vergangenen Jahren habe dieser Eindruck durch den Anstieg antisemitischer Anschläge unvermeidlich zugenommen. »Wir kommen normalerweise nicht dazu, das jüdische Leben von seinen positiven Seiten zu zeigen«, sagte Lehrer, der auch Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln ist. Das Jubiläumsjahr biete nun die Möglichkeit, das zu ändern.

»Wenn wir der jüngeren Generation vermitteln wollen, dass Judentum sich nicht immer nur durch Schoa oder Attentate definiert, dann müssen wir es anders darstellen.« Im Jubiläumsjahr gehe es darum zu verdeutlichen, dass Juden ein integrierter Bestandteil der deutschen Gesellschaft und Geschichte waren und sind. »Es gibt kaum einen Bereich des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens, an dem Juden keinen Anteil hatten.«

Die Planungen für das Jubiläumsjahr hätten bereits 2014 begonnen, also vor der erneuten starken Zunahme des Antisemitismus in Deutschland, sagte Lehrer. »Dass es jetzt erst recht eine Art Gegenmittel sein kann, ist absolut in unserem Sinne.«

Er hoffe, dass die bundesweiten Veranstaltungsangebote angenommen würden. Sie sollten das Bewusstsein dafür wecken »was es bedeutet, dass heute noch Juden in Deutschland leben.« Ein erstes Signal erwartet Lehrer von der Eröffnung des Jubiläumsjahrs am 21. Februar. Der Festakt in Köln mit einer Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird in der ARD übertragen. epd

Essay

Nach 53 Jahren erstmals wieder in Israel

Unser Redakteur ist israelischer Staatsbürger, doch das letzte Mal war er in den 1970ern im jüdischen Staat. Für eine Konferenz flog er nun erneut in das Land. Ein persönlicher Bericht

von Imanuel Marcus  30.05.2025

Jewrovision

Spannung in der Luft

Wie bereiten sich die Teilnehmer auf die Acts vor – und worauf freuen sie sich am meisten? Wir haben einige dazu befragt

von Christine Schmitt  30.05.2025

Dortmund

1000 Wege zur Jewro

Viele Sänger und Tänzer nehmen weite Entfernungen in Kauf, um auf der Bühne zu stehen

von Christine Schmitt  30.05.2025

Jubiläum

»Wir sind eine Familie«

Mit rund 1000 Mitgliedern aus über 40 Nationen versteht sich der TSV Maccabi als gesellschaftlicher Brückenbauer. Nun feierte der Sportverein sein 60-jähriges Bestehen

von Luis Gruhler  28.05.2025

Medien

Presseschau zur Debatte um Deborah Feldmans »Weltbühne«-Artikel

In dem Blatt des umstrittenen Verlegers Holger Friedrich zieht die Autorin die Jüdischkeit des Chefredakteurs der Jüdischen Allgemeinen in Zweifel. In Zeitungskommentaren wird nun vernichtende Kritik an ihrem Text geübt

 26.05.2025

Philipp Peyman Engel bei der Preisverleihung in Berlin

Hintergrund

Diffamierungskampagne von Deborah Feldman: »Hier soll ein Kollege als Person diskreditiert werden«

Der Zentralrat der Juden, die WerteInitiative und der Verband Jüdischer Journalistinnen und Journalisten weisen die Unterstellungen der Autorin über JA-Chefredakteur Philipp Peyman Engel zurück

 26.05.2025

Berlin

»Ein Stück Heimat«

Was blieb übrig nach den NS-Verbrechen? Und was hatte es lange vorher gegeben? Das Leo-Baeck-Institut sammelt seit 70 Jahren Briefe, Tagebücher und Co. Und ist mit seinen Themen Einwanderung und Flucht brandaktuell

von Leticia Witte  26.05.2025

Porträt der Woche

Fußball bestimmt sein Leben

Claudio Offenberg musste die Spielerkarriere abrupt beenden – und wurde Trainer

von Frank Toebs  25.05.2025

Nachrufe

»Ein Nürnberger Bub«

Der Deutsch-Israeli Yaron Lischinsky ist eines der beiden Opfer des Attentats von Washington D.C. Er sei ein herzlicher, lieber Mensch gewesen, sagen die, die ihn kannten. Freunde und Bekannte nehmen Abschied

 22.05.2025