Hamburg

Der Jugendkongress 2025 hat begonnen

Auf dem Eröffnungspodium: Bianca Nissim, Abraham Lehrer, Ron Prosor und Hanna Veiler (v. l. n. r.) Foto: Joshua Schultheis

Sie kommen aus Berlin oder München, Chemnitz oder Trier, Bremen oder Halle. 400 junge Jüdinnen und Juden haben sich am Donnerstagabend zum Jugendkongress in Hamburg zusammengefunden - um sich kennenzulernen, auszutauschen und miteinander zu diskutieren.

Der Jugendkongress wird von der Zentralwohlfahrtsstelle (ZWST) in Zusammenarbeit mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland organisiert. Er ist die größte Veranstaltung für junge jüdische Erwachsene zwischen 18 und 35 Jahren in Deutschland.

Hanna Veiler, Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD), eröffnete den Jugendkongress im Festsaal eines Hotels in Hamburg-Bergedorf mit einer Podiumsdiskussion. Es nahmen Ron Prosor, Botschafter Israels in Berlin, Abraham Lehrer, Präsident der ZWST, und Bianca Nissim aus dem Präsidium des Zentralrats teil.

Prosor lobt die junge Generation Israels. Diese könne »euch allen hier im Raum als Vorbild dienen«, so der Diplomat. Als junge Israelis, die gerade ihre Zeit nach dem Militärdienst an den Stränden Goas oder in den Bergen des Himalajas verbrachten, am 7. Oktober 2023 hörten, was passiert war, hätten sie nicht gezögert. »Sie sind alle zurückgekehrt.«

ZWST-Präsident Abraham Lehrer ist begeistert von dem, was die JSUD in den vergangenen Jahren für die junge jüdische Community in Deutschland erreicht hat. »Darauf bin ich stolz«, sagt Lehrer. Er hofft, dass künftig mehr junge Menschen in den Vorständen der jüdischen Gemeinden vertreten sind.

Lesen Sie auch

Präsidiumsmitglied Nissim merkt an, wie politisiert die junge Generation heute sei. Über ihre eigene Teilnahme an vergangenen Jugendkongressen sagt sie: »Das Wichtigste war für mich die Party am Samstagabend.« Das erntet Applaus.

Im Anschluss stellt sich der Star-Pianist Igor Levit den Fragen von Hanna Veiler. Der 1987 in Nischni Nowgorod geborene Pianist, der im Alter von acht Jahren nach Deutschland kam, ist nicht nur für seine preisgekrönten Interpretationen klassischer Musik bekannt. Sein entschiedenes Engagement gegen Antisemitismus und für Menschenrechte macht ihn zu einer wichtigen öffentlichen Stimme. Es sei »ein schönes Gefühl, unter den meinen zu sein«, sagt Levit den Anwesenden. »Das habe ich auch nicht so oft.«

Workshops, Vorträge, Ausflüge und die JSUD-Vollversammlung

Dieses Jahr steht der Jugendkongress unter dem Motto »Our Turn«. Er soll »der jungen Generation gesellschaftliche Perspektiven und Teilhabemöglichkeiten eröffnen, ihre Interessen und Bedürfnisse in den Mittelpunkt politischen Handelns zu stellen«, wie es auf der Seite der ZWST heißt.

Die Veranstalter haben ein umfangreiches Programm auf die Beine gestellt. Es werden Workshops, Diskussionsrunden und Ausflüge geboten. Eines der Highlights wird die gemeinsame Schabbat-Feier sein. Für den Jugendkongress konnten zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Medien und Gesellschaft als Referenten gewonnen werden.

Darunter ist etwa der arabisch-israelische Journalist Yoseph Haddad. Der in Nazareth geborene Christ diente in der Golani-Brigade der israelischen Armee und wurde im Libanonkrieg 2006 schwer verwundet. Nach seiner Genesung gründete er die Organisation »Together – Vouch for Each Other«, die sich für die Integration arabischer Israelis in die israelische Gesellschaft einsetzt.

Lesen Sie auch

Mit Aleeza Ben Shalom wird eine Expertin für moderne jüdische Beziehungskultur erwartet. Die amerikanisch-israelische Heiratsvermittlerin, bekannt aus der Netflix-Serie Jewish Matchmaking, hat bereits über 200 Paare erfolgreich zusammengeführt.

Am Sonntag findet im Rahmen des Jugendkongress auch die Vollversammlung der Jüdischen Studierendenunion Deutschland statt. Dabei wird der neue Vorstand für die kommenden zwei Jahre neu gewählt. Hanna Veiler tritt nicht erneut an.

Neben der Präsidentschaft werden vier weitere Posten neu besetzt: zwei Vizepräsidenten, ein Schatzmeister und ein Beauftragter für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Neun Kandidatinnen und Kandidaten treten an. ja

Kompakt

SchUM, Haifa, WhatsApp

Kurzmeldungen aus den Gemeinden

 27.07.2025

Düsseldorf

27. Juli 2000, 15.04 Uhr

Bei einem Rohrbombenanschlag am S-Bahnhof Wehrhahn wurden zehn Menschen teils schwer verletzt, ein ungeborenes Kind getötet. Der Angeklagte wurde freigesprochen. Auch nach 25 Jahren bleiben Ohnmacht und Sprachlosigkeit

von Katrin Richter  27.07.2025

Erziehung

Es ist schön, jüdisch zu sein!

Wie wir unsere Kinder gerade in schwierigen Zeiten in ihrer Identität bestärken können

von Daniela Fabian  25.07.2025

Portrait der Woche

Städte, die bleiben

Josef l. Ronel ist Architekt und malt Erinnerungen an Orte, an denen er nie war

von Katrin Diehl  24.07.2025

Judith Kessler

Die Geschichtenjägerin

Viele Jahrzehnte war Judith Kessler Redakteurin beim »jüdischen berlin«, hat Menschen zusammengebracht, vergessene Storys recherchiert. Jetzt geht sie in Rente – und hat eine neue Mission

von Christine Schmitt  24.07.2025

Meinung

Rothenburgs jüdische Geschichte ist in Gefahr

In dem bayerischen Ort wurde die mittelalterliche Synagoge freigelegt – und soll nun wieder zugeschüttet werden. Ein skandalöser Umgang mit dem historisch bedeutenden Ort

von Johannes Heil  24.07.2025

Hamburg

Schule als Zufluchtsort

Die neue Dauerausstellung »Jüdische Kinderwelten« zeigt den Alltag und die Ausgrenzung von Mädchen

von Heike Linde-Lembke  24.07.2025

Interview

»Viele queere Räume sind für uns mittlerweile verschlossen«

Ariel Elbert über die Pride Shabbatot von Keshet Deutschland, Hamas-Glorifizierung in der LGBTIQ-Szene und die schwierige Situation queerer Jüdinnen und Juden

von Joshua Schultheis  23.07.2025

Porträt der Woche

Die Sprachlehrerin

Julia Steinberg arbeitete als Dolmetscherin vor Gericht, heute unterrichtet sie Deutsch

von Gerhard Haase-Hindenberg  22.07.2025