Berlin

Den Takt angeben

Mehr als 350 junge jüdische Erwachsene kommen beim diesjährigen Jugendkongress zusammen. Foto: Gregor Zielke

»Die Welt im Umbruch«: Vier Tage lang beschäftigen sich unter diesem Motto mehr als 350 junge jüdische Erwachsene mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen. Sie sind aus ganz Deutschland zum diesjährigen Jugendkongress der Zentralwohlfahrtsstelle (ZWST) und des Zentralrats der Juden in Deutschland nach Berlin gekommen.

Zum Auftakt am Donnerstagabend widmete sich Zentralratspräsident Josef Schuster dem Thema des Kongresses. Er sagte, die aktuelle Weltlage löse Unsicherheiten aus: »Es sind Umbrüche, die uns zweifeln lassen, ob wir einer guten Zukunft entgegengehen.« Zugleich hänge viel von jedem Einzelnen ab, wie sehr Veränderungen ins eigene Leben eindringen.

WURZELN Schuster verwies auf den wöchentlichen Ruhetag. Am Schabbat offline zu gehen und eine vorübergehende Zeit nicht für die Welt erreichbar zu sein, könne einem Burn-out vorbeugen, der Suchtbekämpfung dienen und zwischenmenschliche Beziehungen retten. »Manchmal erscheint es mir, als sei der Schabbat in weiser Voraussicht für unsere digitalisierte Welt geschaffen worden.«

Wer im Judentum verwurzelt ist, lasse sich weniger von Globalisierungsängsten lenken. Er sei sich sicher, so Schuster, »dass die jüdische Gemeinschaft diese Umbruchzeiten nicht nur übersteht, sondern auch positiv zu gestalten vermag«.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Sich an der Gestaltung der digitalen Zukunft zu beteiligen, dazu rief auch Staatsministerin Dorothee Bär (CSU) auf. Die Veränderungen seien extrem tiefgreifend. »Die Digitalisierung verändert alle unsere Lebensbereiche.« Dies eröffne viele Chancen, habe aber auch einige negative Begleiterscheinungen. Im Netz sinke die Hemmschwelle, brutale Aggressionen würden sich leider auch gegen Juden richten. »Ich kann nur alle auffordern, die Entwicklung positiv zu gestalten und auf Missstände hinzuweisen.«

Anschließend stellte sie sich den Fragen der Teilnehmer, ebenso wie nach ihr Israels Botschafter Jeremy Issacharoff. Dabei würdigte er die Bedeutung und Besonderheit der deutsch-israelischen Beziehungen und sprach über die aktuelle Lage im Nahen Osten.

ISRAEL Unterdessen machte die Meldung die Runde, dass am Abend zwei Raketen aus dem Gazastreifen auf den Großraum Tel Aviv abgefeuert worden waren. Issacharoff sagte, dass man in Israel ständig mit ernsten Bedrohungen der nationalen Sicherheit lebe. Gleichzeitig suche man aber auch immer nach Möglichkeiten, die Beziehungen zu den arabischen Nachbarn zu verbessern.

https://twitter.com/RubenGerczi/status/1106220072681521152

Um aktuelle Politik geht es auch am Freitag bei einer Diskussion mit »Bild«-Chef Julian Reichelt. Die Journalisten Amos Harel und Amit Segal werden die israelische Sicht der Dinge schildern. Und Avraham Infeld, ehemaliger Präsident von Hillel International, wird seine Perspektive auf das jüdische Leben der Zukunft darstellen.

Zum Abschluss am Sonntag diskutieren Mitglieder des Europaparlaments mit Vertretern jüdisch-europäischer Organisationen über die Zukunft in Europa und die anstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament. Darüber hinaus wird die Jüdische Studierendenunion Deutschland (JSUD) ihre Vollversammlung abhalten und einen neuen Vorstand wählen.

PARTY Auf dem Programm des Jugendkongresses stehen auch Erkundungen Berlins, sportliche Aktivitäten, gemeinsame Schabbatfeiern und die traditionelle große Party am Samstagabend.

ZWST-Präsident Abraham Lehrer wünschte den Teilnehmern viel Vergnügen und jede Menge neue Informationen. Wichtig sei jedoch nicht nur der politische und kulturelle Teil des Jugendkongresses. »Ich wünsche euch auch viele Gespräche untereinander.« Diese seien enorm wichtig, so Lehrer. Und lächelnd fügte er noch hinzu: »Ich wünsche euch, dass dabei viele Beziehungen herauskommen.« ddk

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025

Porträt

Am richtigen Ort

Arie Oshri ist Koch, Dragqueen und lebt in seiner Wahlheimat Berlin

von Alicia Rust  20.12.2025

Umbenennung

Yad-Vashem-Straße in Berlin: Wegner will schnelle Umsetzung

Nach der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem soll ein Straßenabschnitt im Herzen von Berlin benannt werden. Der Regierende Bürgermeister hofft auf eine schnelle Umsetzung

von Jonas Grimm  18.12.2025

Fachtagung

Ein geschützter Raum

Was passiert, wenn alte Traumata angesichts neuen Terrors wieder hochkommen? In Frankfurt tauschten sich Therapeuten, Sozialarbeiter und Schoa-Überlebende aus

von Mascha Malburg  18.12.2025

Neuerscheinung

Mit Emre und Marie Chanukka feiern

Ein Pixi-Buch erzählt von einem jüdischen Jungen, der durch religiöse Feiertage Verständnis und Offenheit lernt

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Zahl der Woche

1437

Funfacts & Wissenswertes

 18.12.2025

Bildungsministerkonferenz

Publizist Friedman: Leben jüdischer Kinder schlecht wie nie seit 1945

Schulen als Bildungsorte für Demokratie und Menschenrechte, gegen Hass und Antisemitismus: Der Publizist Michel Friedman sieht hier große Defizite in Deutschland

 18.12.2025

Безопасность

»Ни одно еврейское мероприятие не должно быть отменено«

После трагедии в Сиднее президент Центрального совета евреев Германии Йозеф Шустер обращается с личным посланием ко всем евреям Германии: не позволяйте отнять у вас радость Хануки

von Йозеф Шустер  18.12.2025