Thüringen

»Das ganze Ensemble ist einmalig«

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: Gregor Zielke

Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sieht in der Bildung einen der Schlüssel im Kampf gegen Antisemitismus. »Für die meisten Bürger ist das Judentum eine unbekannte Welt«, sagte er am Dienstag bei einem Vortrag in der Synagoge im südthüringischen Berkach. Bildung sei nach wie vor das beste Mittel gegen Vorurteile, die mit dafür sorgten, dass Antisemitismus zur Alltagserfahrung von Juden in Deutschland geworden sei.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Bei der Wissensvermittlung seien die jüdischen Gemeinden mit ihren 96.000 Mitgliedern auf Partner angewiesen. »Neben den Schulen zähle ich dabei die beiden großen christlichen Kirchen zu wirklich wichtigen Partnern«, erklärte Schuster und verwies auf die sehr gute und enge Zusammenarbeit in Thüringen.

»Für die meisten ist das Judentum eine unbekannte Welt. Das sollten wir ändern.«

Zentralratspräsident Josef Schuster

Das gelte etwa für die Tage der jüdisch-christlichen Kultur und für das vom Bistum Erfurt und der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) initiierte Themenjahr »900 Jahre jüdisches Lebens in Thüringen«.

UNTERSTÜTZUNG Dafür stünden auch die Synagoge in Berkach und das gesamte jüdische Ensemble in dem Dorf an der Grenze zu Bayern. »Synagoge, Schulhaus, Mikwe und Friedhof - das ist schon einmalig«, sagte Schuster. Der Ort biete wunderbare Voraussetzungen, um Bürger mit dem Judentum in Geschichte und Gegenwart vertraut zu machen und Berührungsängste abzubauen.

Den weiteren Ausbau der Synagoge zu einer Bildungsstätte unterstütze der Zentralrat sehr gerne, sagte Schuster. Symbolisch überreichte er einen Scheck über 5000 Euro aus seinem Präsidialfonds.

Einen großen Raum in Josef Schusters Vortrag nahm die schulische Bildung ein.

Einen großen Raum in seinem Vortrag nahm die schulische Bildung ein. Es gehe um die schwierige Aufgabe, ein historisches Geschehen vermitteln zu müssen, »das für die Schüler so weit weg ist wie das Kaiserreich«. Er fürchte, die Schulen seien dafür nicht gerüstet, um die Lehreraus- und -fortbildung sehe es bei einem Blick auf die Hochschulen »düster« aus.

PATENTREZEPT Dabei sei gerade im Unterricht ein differenzierterer Umgang mit dem Judentum nötig. Das Thema komme überproportional im Zusammenhang mit der Schoa vor, sagte er. Die reiche jüdische Tradition, die Religion an sich und der Beitrag des Judentums zur deutschen Kultur kämen meistens zu kurz. Schulen und Lehrkräfte spielten im Kampf gegen Antisemitismus aber eine Schlüsselrolle.

Ein Patentrezept gebe es dabei nicht. So müsse ein Überdruss verhindert werden, den Schüler entwickeln könnten, wenn sie »zu oft und pädagogisch schlecht vermittelt« mit dem Holocaust konfrontiert würden. Bei einer Vernachlässigung der Auseinandersetzung mit der Schoa machten die Schulen indes Platz für Politiker, die einen Schlussstrich ziehen wollten.

Die neue Tora ist ein Geschenk der Thüringer Christen an die Jüdische Landesgemeinde.

Schuster sprach im Rahmen des Projekts »Tora ist Leben«. Hintergrund ist eine neue Tora-Rolle, die zur Zeit vom Schreiber Reuven Jaacobov in Berlin aufs Pergament gebracht wird. Sie ist ein Geschenk der Thüringer Christen an die Jüdische Landesgemeinde.

Deren Vorsitzender Reinhard Schramm zählte wie die Bischöfe Ulrich Neymeyr (Bistum Erfurt) und Friedrich Kramer (EKM) wie auch Thüringens Kulturminister und Antisemitismus-Beauftragter Benjamin Immanuel Hoff (Linke) zu den pandemiebedingt wenigen geladenen Gästen in Berkach. Die Veranstaltung wurde im Internet live übertragen. epd/ja

Lesen Sie mehr dazu in unserer nächsten Printausgabe.

Nürnberg

Annäherung nach Streit um Menschenrechtspreis-Verleihung

Die Israelitische Kultusgemeinde hatte den diesjährigen Träger des Nürnberger Menschenrechtspreises nach Bekanntgabe des Juryvotums kritisiert. Nach Gesprächen gibt es nun offenbar eine Verständigung

 18.09.2025

Berlin

Zwölf Rabbiner blasen das Schofar

Die Jüdische Gemeinde Chabad Berlin lud zum Neujahrsempfang. Zu Gast war auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner

von Detlef David Kauschke  18.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert

Berlin

Zentralrat der Juden begeht sein 75. Jubiläum

Die Dachorganisation der jüdischen Gemeinden lud zahlreiche Gäste aus Politik und Zivilgesellschaft nach Berlin. Der Bundeskanzler hielt die Festrede

von Imanuel Marcus  17.09.2025

München

Knobloch lobt Merz-Rede in Synagoge

Am Montagabend wurde in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Vor Ort war auch der Bundeskanzler, der sich bei seiner Rede berührt zeigte. Von jüdischer Seite kommt nun Lob für ihn - und ein Appell

von Christopher Beschnitt  16.09.2025

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Erinnerung

Eisenach verlegt weitere Stolpersteine

Der Initiator des Kunst- und Gedenkprojekts, Gunter Demnig aus Köln, die Stolpersteine selbst verlegen

 16.09.2025

Porträt der Woche

Passion für Pelze

Anita Schwarz ist Kürschnerin und verdrängte lange das Schicksal ihrer Mutter

von Alicia Rust  16.09.2025

Bayern

Merz kämpft in Synagoge mit Tränen

In München ist die Synagoge an der Reichenbachstraße feierlich wiedereröffnet worden, die einst von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Der Bundeskanzler zeigte sich gerührt

von Cordula Dieckmann  17.09.2025 Aktualisiert