#EyalGiladNaftali

Bundesweite Gedenkaktionen

Rund 200 Menschen haben am Mittwochabend in Frankfurt am Main öffentlich ihrer Trauer über die Ermordung der drei israelischen Jugendlichen Gilad Shaar, Naftali Frenkel und Eyal Yifrach Ausdruck verliehen. Schweigend und langsamen Schrittes zogen die Teilnehmer des Trauermarsches ab 18 Uhr über die Einkaufsmeile Zeil.

Viele Teilnehmer des Treffens zeigten die israelische Flagge oder hielten Kerzen in den Händen. »Wir möchten ein Zeichen gegen den Terror setzen«, sagte Organisatorin Elishewa Patterson am Rande des Trauermarsches. Die Nachricht des Todes der drei Israelis habe der jüdischen Gemeinschaft schwer zugesetzt.

Geworben hatte Patterson für den kurzfristig angesetzten Schweigemarsch vor allem über Facebook. Der Einladung folgten neben zahlreichen Frankfurtern auch Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Offenbach sowie auch der Evangelischen Marienschwestern Darmstadt. »Wir möchten heute unsere Trauer zeigen und für Toleranz beten«, erklärte der Offenbacher Rabbiner Mendel Gurewitz.

In die Trauer einbezogen wurde von Organisatorin Patterson ausdrücklich auch der am Mittwochmorgen in Jerusalem tot aufgefundene palästinensische Jugendliche Mohammed Abu Khedir. Man wisse noch nicht, wie und durch wen der 16-Jährige ums Leben gekommen sei, unterstrich die Frankfurterin.

Respekt »Klar ist aber: Wir respektieren als Juden jedes Leben und lehnen Rachetaten entschieden ab«, so die Organisatorin. Teilnehmer zeigten deshalb an der Spitze der Demonstration neben Schildern mit den Namen Gilad, Naftali und Eyal auch eines mit dem Namen Mohammed.

Allerdings wurde der Schweigemarsch mehrfach von Passanten mit aggressiven antiisraelischen und antisemitischen Beschimpfungen wie »Scheiß auf alle Juden!« und »Ganz Frankfurt hasst euch!« gestört. Die Polizei war nur mit wenigen Beamten vor Ort und ließ die Störer gewähren.

Die Trauernden ließen sich indes weder provozieren noch beeindrucken. Sie beendeten ihre friedliche und leise Demonstration nach eineinhalb Stunden an der Konstablerwache mit dem Kaddisch und der Hatikva.

Hamburg Rund 500 Kilometer weiter nördlich kamen am Mittwochabend zur selben Zeit in Hamburg etwa 50 Menschen ebenfalls zu einer Mahnwache für die ermordeten Jugendlichen zusammen. Noch in der vergangenen Woche hatten die Teilnehmer der Gruppe »Hamburg für Israel« mit einer Solidaritätsaktion auf die Entführung von Gilad, Naftali und Eyal aufmerksam gemacht. Nach der traurigen Gewissheit, dass die Jugendlichen nicht mehr am Leben sind, versammelten sich die Teilnehmer nun an der Alster, um ihrer zu gedenken.

Auch Mitveranstalter Roberto Lehmann war es wichtig zu betonen, wie schrecklich der Tod des palästinensischen Jugendlichen sei. Zeitlich sei es aber leider nicht mehr möglich gewesen, um den Todesfall auch noch in die Gedenkplakate mit einzubeziehen. »Es ist immer furchtbar, wenn Menschen umkommen, besonders, wenn es Jugendliche oder Kinder sind«, sagte Lehmann. Deshalb hatte er noch rasch Flyer gedruckt, die auf den Tod des 16-Jährigen Bezug nahmen.

In der vergangenen Woche war es bei der Mahnwache in Hamburg zu handgreiflichen Auseinandersetzungen gekommen, bei denen ein 86-jähriger Mann verletzt worden war. Ein Gegendemonstrant hatte den über 80 Jahre alten Mann so stark attackiert, dass er eine Wunde am Kopf erlitt und im Krankenhaus behandelt werden musste. Noch vor Ort wurde Strafanzeige gestellt.

Still Diesmal blieb es ruhig an der Alster. »Wir haben allen Teilnehmern gesagt, sich keinesfalls auf Auseinandersetzungen einzulassen«, sagte Veranstalter Lehmann. »Es geht uns nicht um eine Demonstration, wir wollen lediglich hier in der Innenstadt still um die israelischen Jugendlichen trauern.«

Wie in Hamburg und Frankfurt hielten am Mittwoch auch in mehreren anderen deutschen Städten Menschen Mahnwachen und Schweigemärsche ab. In Köln etwa trafen sich über 100 Teilnehmer auf dem Rudolfplatz. Aufgerufen zu der Veranstaltung hatten die Organisatoren hauptsächlich über Facebook.

In München fand eine Mahnwache am Isartorplatz statt, auf der die Teilnehmer ihre Solidarität mit den Familien der ermordeten Jugendlichen bekannten.

Gemeinsam mit jüdischen Organisationen weltweit schließt sich der Zentralrat einer Initiative des World Jewish Congress an: Am Donnerstagabend wird er seine Website www.zentralratdjuden.de um 21.25 Uhr, der Zeit der Entführung der drei israelischen Jungen am 12. Juni, für drei Stunden schwärzen.

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Israel

Voigt will den Jugendaustausch mit Israel stärken

Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

von Willi Wild  13.11.2025

Karneval

»Ov krüzz oder quer«

Wie in der NRW-Landesvertretung in Berlin die närrische Jahreszeit eingeleitet wurde

von Sören Kittel  13.11.2025

Jüdische Kulturtage Berlin

Broadway am Prenzlauer Berg

Vom Eröffnungskonzert bis zum Dancefloor werden Besucherrekorde erwartet

von Helmut Kuhn  13.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Hessen

Margot Friedländer erhält posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille

Die Zeitzeugin Margot Friedländer erhält posthum die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Sie war eine der wichtigsten Stimme in der deutschen Erinnerungskultur

 12.11.2025

Berlin

Touro University vergibt erstmals »Seid Menschen«-Stipendium

Die Touro University Berlin erinnert mit einem neu geschaffenen Stipendium an die Schoa-Überlebende Margot Friedländer

 12.11.2025

Jubiläum

»Eine Zierde der Stadt«: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in Berlin eröffnet

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin eingeweiht. Am Dienstag würdigt dies ein Festakt

von Gregor Krumpholz, Nina Schmedding  11.11.2025