Hamburg

»Bewiesen und bestätigt«

Von der ORD rehabilitiert: Andreas Wankum möchte gern in die Gemeindepolitik zurückkehren. Foto: Gesche Cordes

Der ehemalige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Hamburg, Andreas Wankum, ist jüdisch. Dies bestätigte ihm das Beit Din der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschlands (ORD) durch Birur Jahadut, einer erneuten Überprüfung seiner Jüdischkeit. Wankum hatte die Geschicke der Gemeinde von 2003 bis 2007 geleitet und war im April 2009 aus der Gemeinde mit der Begründung ausgeschlossen worden, es gäbe Zweifel an seiner Zugehörigkeit zum Judentum. Diese war ihm zuvor vom damaligen Landesrabbiner Dov-Levy Barsilay bestätigt worden, der seinerseits ebenfalls mit der Gemeindeführung in Streit lag. Erst vor Kurzem hatte man sich außergerichtlich geeinigt, nicht mehr zusammenzuarbeiten.

Rückkehr Wankum selbst zeigte sich erfreut über die jetzige Bestätigung seines Judentums und hofft nun, dass sein Ausschluss rückgängig gemacht wird. »Ich sehe keinen Grund mehr, warum ich nicht als Mitglied am Gemeindeleben teilnehmen und wieder meine Ämter in der Gemeinde aufnehmen sollte. Die Grundlagen für den Ausschluss sind nun nicht mehr gegeben«, sagte Wankum der Jüdischen Allgemeinen.

Rabbiner Avichai Apel von der ORD bestätigt das Urteil. Der Jüdischen Allgemeinen sagte er: »Es gibt die Entscheidung des Beit Din, nach der Herr Wankum jüdisch ist. Er hat alle Beweise geliefert, und es wurden die üblichen Fragen des Gerichts gestellt. Wir verhalten uns loyal zu dem Mandanten, dessen Judentum wir eindeutig bestätigt haben. Weiter möchten wir das Urteil in der Öffentlichkeit nicht kommentieren.«

Ruben Herzberg, seit 2007 Nachfolger von Wankum im Amt, zeigt sich überrascht. »Wir wissen auch nur, was in der Zeitung zu lesen war«, sagt Herzberg. »Herr Wankum hat sich bisher nicht selbst an die Gemeinde gewendet. Wir haben ihm gesagt, dass er gerne mit einem geeigneten Nachweis eine Wiedervorlage seines Antrags auf Aufnahme beantragen kann. Dies ist aber bisher nicht geschehen.«

Nachweis Der Gemeinde hatte Wankum vor seinem Ausschluss auch auf mehrfache Anfrage keine weiteren Dokumente über seine Herkunft vorgelegt. Daher hatte diese sich bei ihrem Ausschlussverfahren auf Dokumente des Hamburger Staatsarchivs und des Archivs des Kirchenkreises Stormarn berufen, nach denen Wankum mütterlicherseits evangelisch beziehungsweise glaubenslos sei und eine Übertrittsurkunde nicht vorliege. Auch jetzt habe das Beit Din der ORD sich nicht an die Gemeinde gewandt, um die Dokumente einzusehen, sagte Herzberg. Er selbst sieht die Gemeinde nicht in der Pflicht, eine weitere Überprüfung vorzunehmen. Man warte nun ab, ob Wankum einen offiziellen Antrag stellt und erwartet die Vorlage der Ergebnisse des Birur Jahadut.

Gedenken

Neues Denkmal für jüdische Häftlinge in Gedenkstätte Ravensbrück

Etwa 20.000 Jüdinnen und Juden sind im ehemaligen Konzentrationslager Ravensbrück in Brandenburg inhaftiert gewesen. Die heutige Gedenkstätte hat nun ein neues Denkmal enthüllt - im Beisein von Überlebenden

von Daniel Zander  06.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

 06.11.2025 Aktualisiert

Reaktionen

Zohran Mamdanis Sieg spaltet die jüdische Gemeinschaft

Während ein Drittel der New Yorker Juden den neuen Bürgermeister gewählt hat, haben andere Angst, dass dessen Antizionismus ihre Sicherheit gefährdet

 06.11.2025

Hamburg

Viel mehr als Klezmer

In der Hansestadt haben die zweiten Jüdischen Kulturtage begonnen. Bis Mitte Dezember erwartet die Besucher ein breit gefächertes Programm – inklusive einer jiddisch-hebräischen Oper

von Heike Linde-Lembke  06.11.2025

Düsseldorf

»Eine Stimme, wo andere schwiegen«

Die Gemeinde zeichnet Wolfgang Rolshoven mit der Josef-Neuberger-Medaille aus

von Stefan Laurin  06.11.2025

Berlin

Andacht für Margot Friedländer: »Du lebst weiter«

Sie war Holocaustüberlebende, Berliner Ehrenbürgerin und eine eindrucksvolle Persönlichkeit. Gestern wäre Margot Friedländer 104 Jahre alt geworden. An ihrem Grab erinnern Freunde und Bekannte an sie

von Andreas Heimann  06.11.2025

Laudatio

»Wie hält man so etwas aus?«

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner hielt die Laudatio auf Karoline Preisler anlässlich der Verleihung des Paul-Spiegel-Preises in Berlin. Eine Dokumentation

von Julia Klöckner  05.11.2025

Potsdam

Abraham-Geiger-Kolleg ordiniert zwei Rabbinerinnen

In Deutschlands größter Synagoge Rykestraße in Berlin-Prenzlauer Berg werden an diesem Donnerstag zwei Rabbinerinnen ordiniert. Zu der Feier wird auch Polit-Prominenz erwartet

 05.11.2025

Berlin

Davidstern-Gemälde an East Side Gallery beschmiert

Der Tatverdächtige konnte gefasst werden. Bei der Begehung seines Wohnhauses fand die Polizei mehrere Hakenkreuze

 05.11.2025