Thüringen

»Bewahren sie dieses Schmuckstück«

Alexander Nachama, Landesrabbiner, begrüßt die Gäste der Festveranstaltung zum 70-jährigen Bestehen der Neuen Synagoge Erfurt. Foto: picture alliance/dpa

70 Jahre nach der Einweihung der Neuen Synagoge in Erfurt hat die Jüdische Landesgemeinde Thüringen am Mittwoch das Jubiläum gefeiert. Der schlichte Neubau in der Landeshauptstadt ist das einzige jüdische Gotteshaus, das einst in der DDR neu gebaut worden war.

»Es wäre natürlich schön, wenn die Synagoge in den kommenden 70 Jahren häufiger so gut besucht wäre wie heute«, sagte Landesrabbiner Alexander Nachama vor den rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Fest-Gottesdienstes. Dafür setze er sich weiterhin ein. Das brauche aber auch die Unterstützung der Gemeinde.

An einem regulären Gottesdienst nehmen laut Nachama im Schnitt 20 bis 25 Menschen teil. Die Gemeindegröße liege seit vielen Jahren stabil bei knapp 700 Mitgliedern.

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Die Synagoge wurde am 31. August 1952 an dem Platz geweiht, wo bis zur Pogromnacht die von Nationalsozialisten in Brand gesetzte prächtige Große Synagoge stand. Heute bildet sie den Mittelpunkt der knapp 700 Mitglieder starken Thüringer Landesgemeinde.

Zu den Festlichkeiten kamen auch Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke), Innenminister Georg Maier (SPD), der Präsident des Thüringer Landesamtes für Verfassungsschutz, Stephan Kramer, Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) und Landtagspräsidentin Birgit Pommer an der Festveranstaltung.

Ramelow sagte, es sei schön, das jüdische Leben »in Erfurt, in Thüringen, in Deutschland zu sehen und zu erleben - so wie am heutigen Festtag«. 

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Erfurt hat eine lange jüdische Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Um 1100 wurde die erste Synagoge erbaut. Vor Beginn des Zweiten Weltkrieges lebten in der Stadt weit mehr als 1000 Juden. 250 von ihnen konnten während der NS-Zeit flüchten. Rund 1000 wurden deportiert und ermordet - nur 15 kehrten nach der Befreiung zurück nach Erfurt. 

Auch Überlebende aus Schlesien und Osteuropa kamen nach Thüringen, nicht wenige wanderten später nach Israel aus - auch nach dem Bau der Synagoge. Zum Ende der DDR hatte die jüdische Gemeinde in Erfurt nur noch 26 eingetragene Mitglieder.

Die Entwicklung jüdischen Lebens in Thüringen nach dem Holocaust sei von komplizierten ersten Jahren mit tragischen Abschnitten geprägt gewesen, sagte der Vorsitzende der Landesgemeinde, Reinhard Schramm. Die Neue Synagoge gehöre zu den Erfolgen, die den Wiederaufbau der Gemeinde prägten. Darum feiere man stolz den Jahrestag der Einweihung. Dabei sei zu bedenken, dass die Große Synagoge einen 70. Jahrestag leider nicht erlebte, sagte Nachama. »Es ist wichtig, das nicht zu vergessen.«

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Ein dreidimensionales Tastmodell von der Neuen Synagoge gibt es nun im Park gegenüber des Gotteshauses. Erfurts Oberbürgermeister sagte, es solle ein klares Zeichen gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus, für Demokratie, Religionsfreiheit und Menschenrechte sein.

Die ehemalige Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland und Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, sagte, die jüdische Gemeinschaft stehe heute »mehr im Mittelpunkt des öffentlichen Lebens denn je, ist aber gefährdet«.

Antisemitisches Denken bleibe so gefährlich, wie eh und je. Die Neue Synagoge sei ein Juwel. »Bewahren sie dieses Schmuckstück hier auch für die nächsten 70 Jahre - und darüber hinaus«, sagte Knobloch. dpa

Einen ausführlicheren Bericht finden Sie in der kommenden Woche in der Jüdischen Allgemeinen.

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