Keren Hayesod

Bekenntnis zu Israel

Sara Zoabi ist gläubige Muslimin, israelische Araberin, Zionistin – und stolz. Beherzt hält sie die israelische Fahne hoch – der Schlusspunkt ihrer Rede über ihr Zuhause, über Israel. Die rund 150 Gäste im Gemeindesaal der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW) applaudieren dieser außergewöhnlichen Frau, die am vergangenen Samstagabend als Ehrengast zur Magbit-Eröffnung gekommen war. Martin Widerker, Vorsitzender des Keren Hayesod Württemberg, sagte mit einem Augenzwinkern: »Wir sollten sie vor den Vereinten Nationen sprechen lassen. Sie macht das besser als Netanjahu.«

Zoabi ist definitiv ein Aushängeschild für Israel, und ihre Rede ist ein glühendes Bekenntnis zu dem Staat, den sie als Demokratie, in der Minderheiten alle Rechte haben, tagtäglich erlebt. »Die eine Million Araber, die in Israel leben, leiden dort nicht wie in den von Arabern regierten Ländern«, erläutert Zoabi.

Staat »Es gibt keine Diskriminierung von Frauen und keinen religiösen Zwang. Im Gegensatz zu Christen oder Muslimen versuchen die Juden auch niemanden zu missionieren.« In Israel lebten alle Ethnien und Glaubensrichtungen unter den gleichen rechtlichen Voraussetzungen. Schon deshalb sei es falsch, dem Staat Apartheid vorzuwerfen, erst recht aber, weil der Begriff speziell auf die einstige Rassentrennung in Südafrika gemünzt sei.

Muslimin und Zionistin zu sein, ist für die Frau aus Nazareth kein Widerspruch. »Zionismus bedeutet für mich, das Recht auf einen unabhängigen Staat Israel einzufordern«, betont sie. »Als Recht, nicht als Gnade.« Das schließe auch die Befugnis ein, sich zu verteidigen. »Obwohl mein Land unter muslimischem Terror leidet, umarmt mich Israel«, gibt sie zu verstehen. »Das Volk und der Staat Israel sind friedliebend«, sagt Zoabi.

Syrien Dass Israel alles unternimmt, um den Frieden zu erhalten, zeige auch Keren Hayesod. Denn die Gelder, die für die Hilfsorganisation gespendet werden, kommen für alle Menschen zum Einsatz, erklärt Martin Widerker.

So fördere man beispielsweise die medizinische Versorgung verwundeter Syrer, die an der Grenze zu Israel aufgefunden werden. Dabei geht es nicht nur um die Bereitstellung von Grundversorgung. »In einem Fall wurde ein Mann eingeliefert, der keinen Kiefer mehr hatte«, beschreibt Widerker die Arbeit der israelischen Ärzte. Durch komplizierte Transplantationen konnte sein Gesicht wiederhergestellt werden. »Die Behandlung der Verwundeten kostet durchschnittlich 3500 Dollar«, schildert der in Tel Aviv geborene Unternehmer. »Auch für dieses Projekt sammeln wir weltweit Spenden.«

Die Hoffnung auf Frieden und Sicherheit wird keiner aufgeben. »Ich würde mir die Gewissheit wünschen, dass meine Enkel in Israel aufwachsen können, ohne der ständigen Gefahr ausgesetzt zu sein, dass die Situation kippt«, verleiht IRGW-Vorstand Michael Kashi seiner Hoffnung auf eine Entspannung der Lage Ausdruck.

Gleichzeitig stellt er aber auch bedauernd fest, dass sich in die größte Freude stets die bittere Erkenntnis mische, dass sich das Land von einem Tag auf den anderen in einem Existenzkampf wiederfinden könnte.

Auch Widerkers Analyse der Kräfteverhältnisse im Nahen Osten, die insbesondere die Rolle des erstarkten Iran problematisiert, bietet in dieser Hinsicht wenig Anlass zu Optimismus. Er skizziert das Szenario einer geplanten Achse zwischen Teheran und Beirut, mit der sich die Islamische Republik den Zugang zum Mittelmeer sichern wolle.

Äthiopien Ganz unpolitisch, dafür mit jeder Menge Gefühl und Seele trat die Sängerin Adi Adonia am Samstagabend auf die Bühne. Adonia, die Mitte der 80er-Jahre als Kind äthiopischer Juden im Zuge der Operation Moses nach Israel kam, traf mit »Jeruschalajim schel sahaw« den Nerv des Publikums. Viele stimmen in den Refrain des beliebten Liedes ein. Eine Frau, die mit ihren drei Kindern zum festlichen Auftakt der Spendenaktion gekommen war, hat sogar Tränen in den Augen.

Berührt von den vielen Gästen ist auch Udi Lehavi, der Repräsentant des Keren Hayesod in Süddeutschland. Er ist an diesem Abend überall, begrüßt Bekannte, erkundigt sich nach dem Wohlbefinden von Magbit-Neulingen und beantwortet Fragen von Spendern. Lehavi ist auch dabei, als die IRGW einen Scheck über 12.000 Euro überreicht. Das Geld soll Projekten in Israel zugutekommen. Auch die 40.000 Euro, die an diesem Abend insgesamt gespendet wurden, werden für den guten Zweck verwendet.

Die Bandbreite der Hilfe bei Keren Hayesod ist groß. Sie reicht von der Renovierung von Schutzräumen über die Förderung alter Menschen bis zur Unterstützung benachteiligter Kinder. Vor allem aber: Keren Hayesod hilft Bedürftigen unabhängig von ihrer Herkunft.

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Israel

Voigt will den Jugendaustausch mit Israel stärken

Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

von Willi Wild  13.11.2025

Karneval

»Ov krüzz oder quer«

Wie in der NRW-Landesvertretung in Berlin die närrische Jahreszeit eingeleitet wurde

von Sören Kittel  13.11.2025

Jüdische Kulturtage Berlin

Broadway am Prenzlauer Berg

Vom Eröffnungskonzert bis zum Dancefloor werden Besucherrekorde erwartet

von Helmut Kuhn  13.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Hessen

Margot Friedländer erhält posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille

Die Zeitzeugin Margot Friedländer erhält posthum die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Sie war eine der wichtigsten Stimme in der deutschen Erinnerungskultur

 12.11.2025

Berlin

Touro University vergibt erstmals »Seid Menschen«-Stipendium

Die Touro University Berlin erinnert mit einem neu geschaffenen Stipendium an die Schoa-Überlebende Margot Friedländer

 12.11.2025

Jubiläum

»Eine Zierde der Stadt«: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in Berlin eröffnet

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin eingeweiht. Am Dienstag würdigt dies ein Festakt

von Gregor Krumpholz, Nina Schmedding  11.11.2025