Interview

Das hilft wirklich gegen zu viel Hitze und Sonne

Die Dermatologin Yael Adler Foto: picture alliance / zb

Interview

Das hilft wirklich gegen zu viel Hitze und Sonne

Yael Adler über die Frage, wie wir uns am besten schützen können und was wir im Sommer von den Israelis lernen können

von Philipp Peyman Engel  02.07.2025 09:08 Uhr Aktualisiert

Frau Adler, was können wir tun, um uns vor den hohen Temperaturen und allzu viel Sonneneinstrahlung zu schützen?
Es gilt das Motto: meiden, kleiden, cremen. Die starke Mittagssonne von 11 bis 15 Uhr sollten wir unbedingt meiden. Das heißt, wir sollten lieber ins Haus gehen oder Schatten aufsuchen. Der beste Schatten ist der Kernschatten. Viele Sonnenschirme sind eben doch ein bisschen UV-durchlässig. Zu empfehlen ist auch dicht gewebte, lockere Kleidung. Ein helles T-Shirt lässt noch eine ganze Menge UV-Strahlung durch. Es gibt übrigens extra Sonnenschutzkleidung nach UV-Standard 801. Ansonsten kann man natürlich noch einen Hut und eine Sonnenbrille tragen. Besonders gut geeignet sind Hüte mit Nackenschutz, damit man keinen Sonnenstich bekommt. Hüte helfen auch, uns vor einem Hitzeschlag zu schützen.

Was sollten wir noch beachten?
Wenn es heiß ist, schwitzt man, und man sollte dem Körper auch diesen Kühlungsmechanismus gönnen und viel trinken, damit man auch viel zum Schwitzen hat. Das verursacht eine Verdunstungskälte und bewahrt den Körper vor Überhitzung.

Schweiß ist also notwendig?
Ja, und damit man gut schwitzt, muss man immer nachtrinken. Die Temperatur des Getränks sollte wie in südlichen Ländern nicht ganz kalt sein, sonst verbraucht der Körper zu viel Energie, um es auf Körpertemperatur zu bringen. Man nimmt da besser ein lauwarmes Getränk, zum Beispiel einen erfrischenden Tee – am besten ohne Zucker – oder stilles Wasser.

Welche Rolle sollten bei diesen Temperaturen Sonnencremes spielen?
Bei Kindern ist das cremen absolut wichtig. Und Sonnencreme trägt man gerade dort auf, wo die anderen Maßnahmen nicht anwendbar sind. Leichtere Texturen sind meist die mit chemischen Filter – und die etwas pastösen oder klebrigeren Cremes haben oft einen mineralischen Filter. Sie weißeln, können uns also blass erscheinen lassen. In manchen Produkten sind die mineralischen Partikel zu Nanogröße klein gemahlen. Sie sind dann für das Auge nicht mehr als weiß zu erkennen. Menschen mit Neurodermitis brauchen eher cremige Grundlagen und Menschen mit fettiger Haut oder Sportler nehmen eher eine ein leichtes Fluid oder ein Gel. Bei Sonnenallergie sollten keinesfalls Duftstoffe oder sich in der Sonne zersetzende Fette enthalten sein, aber ein sehr hoher Lichtschutz.

Wie sieht es mit Sport während der Hitzewelle aus?
Es ist wichtig, sich bei Hitze körperlich nicht zu überanstrengen. Man ist ja mit Schwitzen beschäftigt und hat sowieso einen hohen Salzverlust. Da muss man dann nicht noch zusätzlich die härteste Jogging-Tour des Tages machen. Bewegung ist immer schön, aber nicht in der prallen Sonne.

In Mittelmeerländern wie Israel wird mittags für gewöhnlich eher leicht gegessen. Würden Sie auch hier in Deutschland dazu raten?
Unbedingt. Wir sollten nicht so fette oder schwere Nahrung zu uns nehmen. Ratsam ist es auch, auf Wasser spendende Lebensmittel zurückzugreifen, die gleichzeitig Salze liefern, wie zum Beispiel Wassermelone in Kombination mit Schafskäse. Und vielleicht dazu noch frische Minze-Blätter. Das ist das ideale, leichte Sommeressen.

Was raten Sie in Hinblick auf Alkohol bei diesen Temperaturen?
Hochprozentiges sollte man bei der Hitze nicht trinken, denn das kann Hitzeschlag-Symptome schneller herbeiführen und zu Leichtsinnigkeit beim Baden führen. Dadurch kommt es zu mehr Badeunfällen und schneller zu einem Kälteschock. Falls doch Alkohol konsumiert wird,  dann sollte es höchstens am Abend zum Essen geschehen – wie etwa ein Gläschen Rotwein am Schabbes.

In Ländern wie Israel stehen Klimaanlagen hoch im Kurs. Viele Menschen in Deutschland sehen sie dagegen sehr skeptisch. Was sagen Sie: Segen oder Fluch?
Eine Klimaanlage verursacht kalten Wind. Da kann man sich auch mal einen Zug holen. Man ist ja im Sommer oft leicht angezogen, und dann ist diese kalte, kühle Klimaanlagenluft eher ungünstig. Die Schleimhäute können austrocknen und sie somit anfälliger werden für Infekte. Man kann Muskelverspannungen und Nervenreizungen im Nacken, Schulterbereich oder Rücken bekommen. So weit wie möglich ist es besser, mit kühlender Architektur und Pflanzen zu arbeiten. Auch ist es empfehlenswert, bei der Hitze eher in die Natur zu gehen, wo es Laub gibt, das Schatten spendet, als in Häuserschluchten. Einen Ventilator kann man natürlich zur Umwälzung der Luft und für leichten Wind einsetzen. Das hilft auch.

Haben Sie noch einen Geheimtipp für Situationen, in denen man meint, dass die Hitze eigentlich nicht mehr zu ertragen ist?
Trinken Sie täglich ein Glas Möhrensaft mit einem Tropfen Öl, es hilft die Haut von innen diskret zu färben, verlängert den Eigenschutz gegen die Sonne um das 2-3 fache und hilft bei der Reparatur von sonnenbedingten Hautschäden. Außerdem macht es einen frischen Hautton. Wenn man sich erfrischen will, kann man zum Beispiel die Füße in kühles Wasser halten oder sich lauwarm abduschen und dann das Wasser nicht abtrocknen. Dies hilft dann wiederum als Verdunstungskälte, so, als hätte man dort schönen Schweiß. Und wenn man abends nicht gut schlafen kann, dann kann man sich eine Bettflasche machen, die mit kühlem oder kaltem Wasser, vielleicht auch mit ein paar Eiswürfeln, gefüllt ist. Das wirkt Wunder.

Mit der Berliner Ärztin und Bestsellerautorin sprach Philipp Peyman Engel.

Berlin

Chanukkia am Brandenburger Tor leuchtet ab Freitag

Zum zentralen Lichterzünden wird Bundestagspräsidentin Julia Klöckner erwartet

von Karin Wollschläger  09.12.2025

Frankfurt

Buzzer, Beats und Bonusrunden

Die Lokalmatadore des Jugendzentrums Amichai konnten das Jewish Quiz für sich entscheiden

von Leon Stork  09.12.2025

Thüringen

Jüdische Landesgemeinde und Erfurt feiern Chanukka

Die Zeremonie markiert den Auftakt der inzwischen 17. öffentlichen Chanukka-Begehung in der Thüringer Landeshauptstadt

 08.12.2025

Berlin

Jüdisches Krankenhaus muss Insolvenz anmelden

Viele Krankenhäuser stehen unter enormem wirtschaftlichem Druck. Ein Berliner Haus mit fast 270-jähriger Geschichte musste nun Insolvenz anmelden: Das Jüdische Krankenhaus will damit einen Sanierungsprozess starten

 08.12.2025

Chabad

»Eine neue Offenheit«

Seit 20 Jahren ist Heike Michalak Leiterin der Jüdischen Traditionsschule. Ein Gespräch über Neugier, das Abenteuer Lernen und die Ängste der Eltern

von Christine Schmitt  05.12.2025

WIZO

Tatkraft und Humanität

Die Gala »One Night for Children« der Spendenorganisation sammelte Patenschaften für bedürftige Kinder in Israel

von Ellen Presser  05.12.2025

Porträt der Woche

Mit Fingerspitzengefühl

Hans Schulz repariert Fahrräder und spricht mit seinen Kunden auch über Israel

von Alicia Rust  05.12.2025

Ratsversammlung

»Die Gemeinden sind das Rückgrat der jüdischen Gemeinschaft«

In Frankfurt kamen 90 Delegierte aus den Landesverbänden zusammen, um aktuelle Anliegen und Sorgen zu besprechen. Gastredner war Kulturstaatsminister Wolfram Weimer

von Katrin Richter  03.12.2025

Jewish Quiz

»Fast wie bei den Samstagabend-Shows«

Am Wochenende raten in Frankfurt über 500 Jugendliche um die Wette. Dabei geht es um mehr als bloße Wissensabfrage, betonen die Organisatoren der Veranstaltung

von Helmut Kuhn  03.12.2025