Ferien

Auf die Plätze!

Sonne und Spaß: Die ZWSt hat 770 Ferienplätze in diesem Jahr anzubieten. Foto: Fotolia

Her mit den Zeugnissen – und ab in die Ferien. Für jüdische Kinder und Jugendliche besteht der Sommer meist nicht nur aus Urlaub mit den Eltern, sondern auch aus Daycamps und Reisen, die von jüdischen Organisationen angeboten werden. Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, kurz ZWSt, bietet zum Beispiel nach Altersgruppen gestaffelte Ferienfreizeiten an, die jeweils 14 Tage dauern und ins hessische Bad Sondernheim und nach Italien führen.

platz »So langsam wird’s Zeit«, sagt Nachumi Rosenblatt von der ZWSt, »wer mitfahren möchte, sollte sich so schnell wie möglich anmelden, denn es gibt insgesamt 770 Plätze, wenn die ausgebucht sind, ist Schluss – im letzten Jahr mussten wir einige Kinder leider abweisen.« Beschwerden über gestiegene Preise sind Rosenblatt noch nicht zu Ohren gekommen, auch wenn sich hinter vorgehaltener Hand einige Eltern über die höheren Kosten beklagten. »Einen Tick teurer« sei es in diesem Jahr, erklärt er, »wie eben alles in den letzten 12 Monaten etwas teurer geworden ist, siehe zum Beispiel die Spritpreise.«

Der Selbstkostenbeitrag für 14 Tage in Bad Sobernheim beträgt 575 Euro, der Mindestanteil liegt bei 250 Euro. Darin ist im Prinzip alles enthalten – »nur Internet gibt es keins«, lacht Rosenblatt – auch wenn die Kinder am liebsten alles digitalisiert hätten. »Aber das ist gar nicht notwendig, denn sie sind ja den ganzen Tag über beschäftigt – klar, wenn wir in die Stadt gehen, dann laufen sie natürlich schnell ins Internetcafe, um ihren Status bei Facebook zu aktualisieren.«

Die Ferienfreizeiten gehören für die meisten Eltern dazu, wie auch Wolfgang Nossen von der Erfurter Gemeinde beobachtet hat. Allerdings nicht automatisch auch in jeder Jahreszeit: »Zu den Winter-Machanot fahren nicht so viele«, sagt er und lacht: »Wahrscheinlich haben wir einfach nicht so viele Skiläufer. Nein, zwei Reisen im Jahr können sich einfach nicht alle leisten, deswegen sind die Ferienfreizeiten, die die ZWSt im Sommer anbietet, natürlich die gefragtesten.«

Unterstützung In Wiesbaden hat man noch keine Klagen über zu teure Feriencamps gehört, wie Steve Landau, Geschäftsführer der dortigen Gemeinde, sagt. »Es musste aber auch bisher noch kein Kind zu Hause bleiben, weil sich die Eltern die Teilnahme nicht leisten konnten.« Dass ein jüdisches Kind nicht zu einem Sommercamp fahren kann, weil zu wenig Geld vorhanden ist, sollte nicht sein – in solchen Fällen würde es Unterstützung geben.

In Hessen beginnen die Sommerferien in diesem Jahr bereits sehr früh: Ab dem 23. Juni ist schulfrei. Die Wiesbadener Gemeinde bietet mit Unterstützung des Landesverbandes wie in den Jahren zuvor am kommenden Wochenende ein »Wochenende für junge Familien« in Bad Sobernheim an, an dem auch Eltern und Kinder aus dem benachbarten Darmstadt teilnehmen können. »Die Einladungen sind noch nicht verschickt, aber wir haben schon einige Anfragen«, freut sich Landau – »für bis zu 120 Leute haben wir Platz, und in aller Regel sind wir ausgebucht.« Kurz darauf, am 5. Juli, beginnt dann auch schon der erste Turnus der bis zum 18. August dauernden ZWSt-Sommerferienlager, »da fahren unsere Kinder erfahrungsgemäß gern mit – natürlich gibt es auch andere Anbieter, aber die meisten nutzen das Angebot der Zentralen Wohlfahrtsstelle.«

termine Während die hessischen Kinder schon den Sommer genießen, sitzen ihre Altersgenossen aus dem Bundesland Baden-Württemberg noch im Unterricht, denn dort beginnen die Sommerferien meistens sehr spät und sind dann auch, wie in diesem Jahr, erst Mitte September zu Ende. »Manchmal trifft unser Ferienkalender die Termine der ZWSt-Freizeiten nicht«, bedauert Binah Rosencrantz, für die Kinder und Jugendlichen ist die Teilnahme dann unmöglich. Für die kleineren Kinder im Alter zwischen fünf und zehn Jahren bietet die Gemeinde in Zusammenarbeit mit Chabad Lubawitsch ein Sommerferienlager an, für die Größeren gibt es dagegen keine speziellen Angebote. Berufstätige Eltern müssen sich in Stuttgart und Umgebung nach anderen Möglichkeiten umsehen.

Aber auch wenn die Ferienzeiten zu den ZWSt-Terminen passten, ergibt sich zuweilen ein Problem, wie Rosencrantz beobachtet hat: »Oft sind bei den Kindern Ängste da, dass sie niemanden kennen – bei uns sind nicht so viele in der gleichen Altersstufe. In großen Städten wie Frankfurt/ Main oder München haben die Kinder und Jugendlichen dagegen den Vorteil, dass es eben viel mehr Altersgenossen gibt und sie sich entsprechend auch schon kennen. Dazu kommt, dass diejenigen, die regelmäßig an den ZWSt-Freizeiten teilnehmen, natürlich auch schon Kontakte zu den Teilnehmern aus anderen Städten geknüpft haben.«

Identität »Neulich gab es eine Statistik der ZWSt darüber, wie die einzelnen Gemeinden deren Angebote nutzen – da waren wir ganz vorne mit dabei«, sagt German Djanatliev, Religionslehrer und Jugendleiter der Jüdischen Gemeinde zu Nürnberg ein bisschen stolz. »Wir freuen uns, dass die Kinder und Jugendlichen so begeistert dabei sind, denn die jüdische Identität, die sie auf diesem Weg erhalten, ist der Garant der jüdischen Zukunft, auch der Gemeinden.« Dazu strengt man sich in Nürnberg sehr an: Im Sommer bietet die Gemeinde Eltern und Kindern Mini-Machanot, Reisen und Tagestouren. »Das ist schon viel Arbeit, aber wir machen sie gern«, sagt er, »denn das ist ein guter Weg, dass alle mehr über das Judentum lernen.«

www.zwst.org
Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland bietet drei Termine zu drei Urlaubszielen an: Bad Sobernheim (Alter 8-11), Gatteo a Mare (Alter 12-15), Bellaria (Alter 16-19).

Termin 5. bis 18. Juli für die Gemeinden in: Berlin, Brandenburg, Frankfurt/M., Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Saarland, Schleswig-Holstein

Termin 20. Juli bis 2. August für die Gemeinden in: Berlin, Frankfurt/M., Hessen, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen

Termin 4. bis 18. August für die Gemeinden in: Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Köln, München, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt

www.lauderfoundation.com
Die Ronald S. Lauder Foundation bietet in ihren Stützpunkten Lauder Nord Haus – Hamburg, Lauder Tora Zentrum – Leipzig,
Lauder Chorev Center – Würzburg, Day-Camps für Kinder und Jugendliche an.

www.zentralratdjuden.de
Einzelne Gemeinden veranstalten in den Sommerferien eigene Minimachanot für Tage oder eine Woche. Kontakte sind aus der Mitgliederliste zu entnehmen.

www.chabadgermany.com
Termine von Minimachanot und Angebote sind der Website zu entnehmen.

München

Knobloch lobt Merz-Rede in Synagoge

Am Montagabend wurde in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Vor Ort war auch der Bundeskanzler, der sich bei seiner Rede berührt zeigte. Von jüdischer Seite kommt nun Lob für ihn - und ein Appell

von Christopher Beschnitt  16.09.2025

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Erinnerung

Eisenach verlegt weitere Stolpersteine

Der Initiator des Kunst- und Gedenkprojekts, Gunter Demnig aus Köln, die Stolpersteine selbst verlegen

 16.09.2025

Porträt der Woche

Passion für Pelze

Anita Schwarz ist Kürschnerin und verdrängte lange das Schicksal ihrer Mutter

von Alicia Rust  16.09.2025

Bayern

Merz kämpft in wiedereröffneter Synagoge mit Tränen

In München ist die Synagoge an der Reichenbachstraße feierlich wiedereröffnet worden, die einst von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Der Bundeskanzler zeigte sich gerührt

von Cordula Dieckmann  16.09.2025 Aktualisiert

Sachsen-Anhalt

Erstes Konzert in Magdeburger Synagoge

Die Synagoge war im Dezember 2023 eröffnet worden

 15.09.2025

Thüringen

Jüdisches Bildungsprojekt »Tacheles mit Simson« geht erneut auf Tour

Ziel des Projektes sei es, dem Aufkommen von Antisemitismus durch Bildung vorzubeugen, sagte Projektleiter Johannes Gräser

 15.09.2025

Essen

Festival jüdischer Musik mit Igor Levit und Lahav Shani

Der Festivalname »TIKWAH« (hebräisch für »Hoffnung«) solle »ein wichtiges Signal in schwierigen Zeiten« setzen, hieß es

 15.09.2025

Berlin

Margot Friedländer Preis wird verliehen

Die mit insgesamt 25.000 Euro dotierte Auszeichnung gehe an Personen, die sich für Toleranz, Menschlichkeit, Freiheit und Demokratie einsetzen

 15.09.2025