Gemeindetag 2016

»Anecken, laut sein, sich einmischen«

Die Gründungsmitglieder des neuen jüdischen Studentenverbandes JSUD

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Das trifft auch auf die Gründung des neuen jüdischen Studentenverbandes »Jüdische Studierenden Union Deutschland« (JSUD) zu, der am Rande des Gemeindetages feierlich seine Satzung beschloss. Fast ehrfürchtig setzten die fünf Gründungsmitglieder aus ganz Deutschland – Benjamin Fischer, Arthur Bondarev, Lionel Reich, Dalia Grinfeld und Mike Delberg – am Donnerstagabend der Reihe nach ihre Unterschriften unter das vierseitige Dokument.

Es ist ein großer Schritt und ein längst überfälliger dazu. Denn die bisherige Vertretung, der Bund Jüdischer Studenten in Deutschland (BJSD), existiert de facto nur noch auf dem Papier. So haben schon seit Jahren keine Wahlen stattgefunden; jüdische Studierende haben damit weder in Deutschland noch europaweit und international eine Stimme.

vertretung Das will der Gründungsvorstand des JSUD ändern. »Junge jüdische Studierende zwischen 18 und 35 Jahren brauchen eine demokratisch legitimierte Vertretung – genau die hat bisher gefehlt«, sagt Benjamin Fischer, Präsident der European Union of Jewish Students (EUJS) in Brüssel und nun auch frisch gewählter JSUD-Gründungspräsident.

Die Ziele der neu gegründeten Studentenorganisation sind ehrgeizig: man wolle sowohl nach außen in die Gesellschaft hineinwirken als auch nach innen in die jüdische Gemeinschaft.

Der JSUD will bisherige, oftmals regional engagierte Studentenaktivitäten bündeln. Damit haben alle fünf Gründungsmitglieder Erfahrung: Arthur Bondarev als Sprecher des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks (ELES), Dalia Grinberg als Präsidentin des jüdischen Studentenverbandes in Heidelberg und Mike Delberg als Repräsentant der Jüdischen Gemeinde zu Berlin sowie als langjähriger Leiter des Jüdischen Studentenzentrums Berlin.

gemeindeleben »Der Grundgedanke ist: von jungen Leuten für junge Leute«, bringt Benjamin Fischer das Anliegen des JSUD auf den Punkt. »Wir verstehen uns als progressive, eigenständige, starke Stimme und als Anregung für das Gemeindeleben, denn wir wollen jungen Menschen die Möglichkeit geben, sich aktiv in den Gemeinden einzubringen«, betont Fischer.

Das sei auch eine Reaktion auf die Altersstruktur in den Gemeinden. So will der JSUD junge Leute ermutigen, schon früh Verantwortung zu übernehmen und Gemeindeleben mitzugestalten – und damit die Zukunft der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland.

Bei JSUD ist jeder willkommen – alle Denominationen, genderübergreifend. Der JSUD will »anecken, laut sein, sich einmischen in politische Debatten, vor allem aber wollen wir sichtbar sein«, sagt Mike Delberg.

Im März soll der Vorstand auf einer Urwahl demokratisch gewählt und legitimiert werden. Die fünf Gründer hoffen, dass es dann die Mitglieder sein werden, die weitere Themen und Ziele weiter konkretisieren.

 

Berlin

Für Sichtbarkeit

Wenzel Michalski wird Geschäftsführer des Freundeskreises Yad Vashem. Eine Begegnung

von Christine Schmitt  30.04.2025

Hanau

Das zarte Bäumchen, fest verwurzelt

Vor 20 Jahren gründete sich die jüdische Gemeinde – zum Jubiläum wurde eine neue Torarolle eingebracht

von Emil Kermann  30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

 30.04.2025

KZ-Befreiungen

Schüler schreibt über einzige Überlebende einer jüdischen Familie

Der 18-jährige Luke Schaaf schreibt ein Buch über das Schicksal einer Jüdin aus seiner Heimatregion unter dem NS-Terrorregime. Der Schüler will zeigen, »was Hass und Hetze anrichten können«

von Stefanie Walter  29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Berlin

Bebelplatz wird wieder zum »Platz der Hamas-Geiseln«

Das Gedenkprojekt »Platz der Hamas-Geiseln« soll laut DIG die Erinnerung an die 40 in Geiselhaft getöteten Israelis und an die 59 noch verschleppten Geiseln wachhalten

 28.04.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Abschluss der Namenslesung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße ist für den Abend ein Gedenken mit Totengebet und Kranzniederlegung geplant

 28.04.2025

Düsseldorf

Erinnerungen auf der Theaterbühne

»Blindekuh mit dem Tod« am Schauspielhaus stellt auch das Schicksal des Zeitzeugen Herbert Rubinstein vor

von Annette Kanis  27.04.2025

Hanau

Jüdische Gemeinde feiert Jubiläum

»Im Grunde genommen ist es mit das Größte und Schönste, was eine Gemeinde machen kann: eine neue Torarolle nach Hause zu bringen«, sagt Gemeinde-Geschäftsführer Oliver Dainow

 25.04.2025