Köln

Alles auf Stillstand

Zaun an der Baustelle zum geplanten Jüdischen Museum in Köln Foto: Constantin Graf von Hoenbroech

Köln

Alles auf Stillstand

Der Bau des Jüdischen Museums verzögert sich erneut

von Constantin von Hoensbroech  13.01.2022 09:49 Uhr

»Köln als Karrierestation?«, so lautet einer der plakativen Hinweise auf dem ebenso informativ wie bildlich ansprechend gestalteten Bauzaun in der Kölner Innenstadt. Dahinter verbirgt sich ein seit 2015 wachsendes und weit über die Rheinmetropole hinaus beachtetes Vorhaben: die Errichtung eines Jüdischen Museums genau über jenem Areal, wo sich nachweislich erstmals vor 1700 Jahren die älteste jüdische Gemeinde nördlich der Alpen befand.

Doch das »MiQua« genannte »LVR– Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln«, zu dem auch eine weitläufig begehbare unterirdische archäologische Zone mit Relikten aus 2000 Jahren Kölner Stadtgeschichte gehören wird, hat einen schweren Rückschlag erlitten.

Mit der Kündigung lässt sich der Eröffnungstermin 2025 nicht halten.

Wieder einmal. Denn am 27. Dezember verbreitete die Stadt Köln unter dem Titel »Stadt Köln muss sich von Stahlbauunternehmen trennen« eine Pressemitteilung, die es in sich hat. Die Stadt als Bauherrin des Museumsvorhabens sieht sich zu »neuerlichem Eingreifen« gezwungen und mache von ihrem Kündigungsrecht Gebrauch.

Nachforderungen Die Vorwürfe wiegen schwer: stetige Unzuverlässigkeit, überzogene Nachforderungen, unlauteres Verhalten, maßlose Forderungen des Stahlbauunternehmens nach finanziellen und terminlichen Zugeständnissen. »Sein nachhaltig grob vertragswidriges Verhalten machte der Stadt Köln ein Festhalten am Vertrag unzumutbar, sodass die jetzt ausgesprochene außerordentliche Kündigung des Vertrags alternativlos war.«

Die Stadt betont, dass mit dieser Entscheidung »finanzieller Schaden von der Stadt Köln und allen Steuerzahlerinnen und -zahlern abgewendet« werde. Man habe zwar von Schwierigkeiten gewusst, sei aber von der Kündigung sehr unangenehm überrascht, zumal es noch im März 2020 zu einem Kompromiss zwischen Stadt und Unternehmen gekommen sei, sagt ein Förderer des Projekts der Jüdischen Allgemeinen, der nicht genannt werden möchte.

Mit der Kündigung droht dem Museum eine erneute Verschiebung des zuletzt für das Jahr 2025 avisierten Eröffnungstermins. Denn das Gewerk Stahlbau ist eines der drei Schlüsselgewerke, an dem beispielsweise die ohnehin schon sehr eng gefassten Terminvorgaben für fünf weitere Gewerke hängen.

Terminsicherheit 18 Firmen sind betroffen; und die Ausschreibungen für weitere Auftragnehmer können nicht erfolgen, solange keine Terminsicherheit gewährleistet ist. Es ist offenkundig, dass der Termin 2025 kaum zu halten sein wird. Das Stahlbauunternehmen hat bereits angekündigt, sich gegen die Kündigung zu wehren.

Damit dürfte es zu einem langwierigen Gerichtsverfahren kommen. Die Folge: monatelanger Stillstand auf der seit 2015 bestehenden Baustelle einerseits, vermutlich eine Neuausschreibung des Gewerks Stahlbau, weitere Kostensteigerungen. Aktuell werden die Baukosten mit 127 Millionen Euro ausgewiesen. Ursprünglich waren knapp 50 Millionen Euro veranschlagt.

Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg sowie weitere archäologische Funde hatten schon einmal den Bau verzögert.

Kampfmittel und weitere archäologische Funde verzögerten den Bau.
Bereits zweimal musste die Fertigstellung und Inbetriebnahme des Jüdischen Museums verschoben werden. Gründe dafür waren Kampfmittelfunde im Baugrund, Anpassungen an die Sicherheit sowie Verzögerungen im Rohbau. Außerdem haben immer wieder neue archäologische Funde den Baufortschritt gehemmt.

tragfähigkeit Zudem stellt sich eine weitere Frage: Werden nach einem langen Stillstand bei einer Wiederaufnahme der Bauarbeiten die bereits zwei von vier errichteten Stahlbau-Abschnitte dann überhaupt noch tragfähig sein? Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) als künftiger Betreiber des Museums will sich nicht zu den Vorgängen äußern und erklärte auf Nachfrage der Jüdischen Allgemeinen lediglich: »Das ist eine Angelegenheit der Bauherrin.«

»Entdecken Sie die Stadt unter der Stadt«, lautet ein anderer plakativer Spruch auf dem Bauzaun. Doch wieder einmal stellt sich die Frage: Wann?

Berlin

Es braucht nur Mut

Das Netzwerk ELNET hat zwei Projekte und einen Journalisten für ihr Engagement gegen Antisemitismus ausgezeichnet. Auch einen Ehrenpreis gab es

von Katrin Richter  26.11.2025

Feiertage

Chanukka-Geschenke für Kinder: Augen auf beim Kauf

Gaming-Konsole, Teddybär oder Carrera-Bahn - Spielzeug dürfte bei vielen Kindern auf dem Wunschzettel stehen. Worauf zu achten ist - und wann schon der Geruch stutzig machen sollte

 26.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025

Entscheidung

Berlin benennt Platz nach Margot Friedländer

Jahrzehntelang engagierte sich die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer für Aussöhnung. Nun erfährt die Berlinerin nach ihrem Tod eine besondere Ehrung

 26.11.2025 Aktualisiert

Hanau

Rabbiner antisemitisch beleidigt

Für die Gemeinde ist die Pöbel-Attacke kein Einzelfall

 25.11.2025

Jüdische Kulturtage

Musikfestival folgt Spuren jüdischen Lebens

Nach dem Festival-Eröffnungskonzert »Stimmen aus Theresienstadt« am 14. Dezember im Seebad Heringsdorf folgen weitere Konzerte in Berlin, Essen und Chemnitz

 25.11.2025

Digitales Gedenken

App soll alle Stolpersteine Deutschlands erfassen

Nach dem Start in Schleswig-Holstein soll eine App in Zukunft alle Stolpersteine in Deutschland erfassen. In der App können Biografien der Opfer abgerufen werden

 24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

München

Nicht zu überhören

Klare Botschaften und eindrucksvolle Musik: Die 39. Jüdischen Kulturtage sind eröffnet

von Esther Martel  23.11.2025