Oranienburg

21.913 Namen im Internet

Namensliste Foto: screenshot JA

Am vergangenen Freitag haben Brandenburgs Kulturstaatssekretär Martin Gorholt, Stiftungsdirektor Günter Morsch und Jonny Valentin, Überlebender des KZ Sachsenhausen, das Online-Totenbuch mit den Namen von 21.913 Opfern des Konzentrationslagers freigeschaltet. Aufgelistet werden auch Geburtsdatum und -ort, Sterbedatum und Häftlingsnummer. Das Online-Totenbuch bietet darüber hinaus eine Suchfunktion sowie Informationen zu den Sterbeorten an, bei denen es sich meist um Außenlager des KZ Sachsenhausen handelt.

Gorholt erklärte, die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit könne junge Menschen motivieren, sich als mündige Bürger eigenverantwortlich in das Gemeinwesen einzubringen. Er wünsche sich, dass es gelingen werde, »bisher unbekannte Opfer des Konzentrationslagers Sachsenhausen zu ermitteln«.

quellenforschung Man habe sich in Abstimmung mit dem Internationalen Sachsenhausen-Komitee auch deshalb entschlossen, das Totenbuch mit den Namen identifizierter Opfer im Internet zu veröffentlichen, um Angehörigen und Forschern die Möglichkeit zu geben, diese Quelle zur Geschichte des KZ weltweit nutzen zu können, sagte Stiftungsdirektor Günter Morsch.

Zeitzeuge Jonny Valentin befürwortet die digitale Verfügbarkeit des Totenbuches: »Ich finde es ganz großartig, dass die Namen von so vielen Kameraden, deren Asche namenlos verscharrt wurde, dem Vergessen entrissen werden konnten und überall auf der Welt verfügbar sind.« Da es der SS gelungen sei, viele Häftlinge nicht nur zu ermorden, sondern ihre Spuren auszulöschen, bliebe ihnen ein ehrendes Gedenken im Totenbuch verwehrt. Insofern freue er sich, dass die Mitarbeiter der Gedenkstätte dennoch weitere Namen ermitteln wollen, sagte Valentin.

Später Zugang Erst 63 Jahre nach der Befreiung der Häftlinge konnte die Gedenkstätte 2008 ein Verzeichnis mit den Namen von mehr als 20.000 Opfern des »Konzentrationslagers bei der Reichshauptstadt« vorlegen. Seitdem wurde die Liste mithilfe internationaler Häftlingsverbände um etwa 1400 Namen ergänzt.

Das Totenbuch beruht im Wesentlichen auf der Auswertung der überlieferten SS-Dokumente aus der Kommandantur des KZ. Sie waren von der Roten Armee beschlagnahmt und nach Moskau gebracht worden. Erst in den vergangenen Jahren sind sie auf Hunderten CDs als digitale Kopien aus dem Archiv des Sicherheitsdienstes der Russischen Föderation, aber auch aus zahlreichen anderen Sammlungen (Yad Vashem, Public Records Office Washington) in das Archiv der Gedenkstätte gelangt. Es sind die Namen von Häftlingen, die zwischen 1936 und 1945 starben. ja

www.totenbuch.buchenwald.de

Begegnung

Yotams Haus

Bei »Resilience Through Music« in Berlin erzählte Tuval Haim aus dem Leben seines Bruders, des Schlagzeugers Yotam, der am 7. Oktober 2023 aus Kfar Aza entführt wurde

von Katrin Richter  12.05.2025

Berlin

Margot Friedländer wird auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee beerdigt

Das nichtöffentliche Begräbnis ist für Donnerstag geplant

 12.05.2025

Margot Friedländer

Holocaust-Überlebende war Stimme gegen das Vergessen

Gegen das Vergessen - Margot Friedländer überlebte das Grauen des Holocausts und hat dazu nie geschwiegen. Als eine der letzten Stimmen für die Erinnerung ist sie nun im Alter von 103 Jahren gestorben

von Leticia Witte  12.05.2025

Berlin

Kondolenzbuch für Margot Friedländer im Roten Rathaus

Die Holocaust-Überlebende wird nach ihrem Tod geehrt

 12.05.2025

Nachruf

Danke, liebe Frau Friedländer!

Die Schoa-Überlebende tanzte mit dem Regierenden Bürgermeister, sprach jungen Menschen Mut zu und war auf etlichen Terminen anzutreffen. Unsere Redakteurin lässt einige Begegnungen Revue passieren

von Christine Schmitt  11.05.2025

Umfrage

Zwischen Skepsis und Hoffnung

Wie erlebten Jüdinnen und Juden die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Berlin und Jerusalem vor 60 Jahren? Wir haben uns umgehört

von Christine Schmitt  11.05.2025

Reaktionen

»Ihr Vermächtnis ist Mahnung und Verpflichtung«

Der Tod der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer ist in Politik und Gesellschaft mit großer Trauer aufgenommen worden

 11.05.2025

Porträt der Woche

Der Motorenflüsterer

Shaul Yaakoby ist Israeli und entwickelt einen neuen Antrieb für Fahrzeuge

von Lorenz Hartwig  11.05.2025

Trauer

Margot Friedländer wird in Berlin beigesetzt

Die Zeitzeugin und Ehrenbürgerin der Stadt starb am Freitag mit 103 Jahren in Berlin

 10.05.2025