Berlin

»Wer Juden hasst, ist herzlich eingeladen, unser Land zu verlassen«

Zentralratspräsident Josef Schuster am Donnerstagabend bei seiner Eröffnungsrede des Gemeindetages Foto: STEPHAN PRAMME

Trotz Antisemitismus und Hetze werden sich Juden nach Worten des Präsidenten des Zentralrats, Josef Schuster, nicht aus Deutschland vertreiben lassen. »Wir Juden werden uns nicht unterkriegen lassen«, sagte Schuster laut Redemanuskript zur Eröffnung des 5. Gemeindetags des Zentralrats der Juden am Donnerstagabend in Berlin.

»Wer Juden hasst, ist herzlich eingeladen, unser Land – Deutschland – zu verlassen. Wir treten ganz sicher nicht zur Seite.« Juden träten für ihr Recht ein, in Frieden, Freiheit und ohne Angst zu leben. Sie würden sich nicht verkriechen und verstecken: »Nein, wir sind stolze Juden.«

Es gäre in Deutschland, und zugleich habe das Land ein »unfassbares Potenzial«, betonte Schuster. »Ich will nicht glauben, dass es uns im Stich gelassen hat, aber wir brauchen dafür mehr als das, was wir sehen.« Bekenntnisse reichten nicht, und Relativierungen seien schmerzhaft. Um Werte müsse gekämpft werden. »Das müssen wir nach mehr als zwei Monaten des offenen Judenhasses auf deutschen Straßen ohne Wenn und Aber feststellen. Deutschland darf daran nicht scheitern. Deutschland darf nicht an sich selbst scheitern.«

Gäste und Podiumsdiskussionen

Zum Gemeindetag wurden 1300 Mitglieder der jüdischen Gemeinden bundesweit erwartet. Er dauert bis Sonntag und steht unter dem Leitgedanken »Zusammen leben«. Zur Eröffnung waren auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, gekommen.

In den nächsten Tagen sind auch Beiträge unter anderem von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) geplant. Hinzu kommen zahlreiche Podien zu Themen wie Israel nach dem Terror der Hamas, Antisemitismus, Situation in den Gemeinden und religionsgesetzlichen Fragen.

Die Teilnehmer wollten die Tage nutzen, um Orientierung zu finden. »Für uns Juden ist es in den vergangenen Wochen zunehmend schwer geworden, sich in unserem Land, in Deutschland, zugehörig zu fühlen«, sagte Schuster. Jüdinnen und Juden eine der Wunsch, frei zu sein. In diesen Tagen sei der Zusammenhalt daher besonders wichtig. kna/ja

Deutschland

Shahak Shapira »superverbittert« über Antisemitismus

Shahak Shapira spricht offen über seinen Frust angesichts von Antisemitismus in Deutschland – und wie er mit politischer Comedy darauf reagiert

 29.12.2025

Analyse

Warum die Anerkennung Somalilands so viel Aufsehen erregt

Das kleine Land am Horn von Afrika hat plötzlich eine große geopolitische Bedeutung. Dafür gibt es gute Gründe

von Ralf Balke  29.12.2025

Kommentar

Wer Glaubenssymbole angreift, will Gläubige angreifen

Egal ob abgerissene Mesusot, beschmierte Moscheen oder verwüstete Kirchen: Politik und Religion werden zurzeit wieder zu einem hochexplosiven Gemisch. Dabei sollte man beides streng trennen

 29.12.2025

Großbritannien

Freigelassener Demokratie-Aktivist rief zum Mord an »Zionisten« auf

Der Brite Alaa Abdel Fattah galt als Held der ägyptischen Demokratiebewegung. Doch nach seiner Freilassung und Ankunft in London kamen judenfeindliche Tweets ans Licht. Jetzt wird seine Abschiebung gefordert

von Christoph Meyer, Johannes Sadek  29.12.2025

Teheran

Iran schießt mit russischer Hilfe drei Satelliten ins All

Im Mullah-Staat machen Gerüchte über einen möglichen neuen Militärkonflikt mit Israel die Runde. Mit Raumfahrtprojekten will das Land Stärke demonstrieren

 28.12.2025

Berlin

Mehr Demonstrationen mit Nahost-Bezug

Auf den Straßen der Hauptstadt ist 2025 weniger demonstriert worden, die Kundgebungen mit Bezug zum Nahen Osten haben jedoch zugenommen

 28.12.2025

Berlin

»Jeder sollte sich überlegen, ob er mit dem Teufel ins Bett geht«

Der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, hält Koalitionen mit der AfD auf Länderebene für gefährlich

 27.12.2025

Genua

Italien geht gegen mutmaßliches Hamas-Netzwerk vor

Die Ermittler decken ein Netzwerk zur Unterstützung der islamistischen Terrororganisation auf

 27.12.2025

Berlin

Wadephul: Keine deutsche Beteiligung an Gaza-Stabilisierungstruppe

Er sei dafür, »dass Deutschland eine vermittelnde Rolle einnimmt, um der Sicherheit Israels Rechnung zu tragen«, so der Außenminister

 26.12.2025