Interview

»Wunderbar für die freie Welt«

Ronald S. Lauder Foto: Douglas Abuelo

Interview

»Wunderbar für die freie Welt«

Ronald S. Lauder über die Wiedervereinigung und jüdisches Leben in Deutschland

von Tobias Kühn  28.09.2010 09:16 Uhr

Am Sonntag feiert Deutschland den 20. Jahrestag der Wiedervereinigung. Wie haben Sie das Geschehen damals verfolgt?
Dass es eines Tages tatsächlich dazu kommen würde, hätte ich nie gedacht. In Gesprächen mit Freunden und Bekannten war die Einheit oft ein Thema. Wir meinten, es wäre wunderbar, würde aber nie geschehen. Als es dann doch so weit war, konnten wir es kaum glauben.

Führende israelische Politiker hatten 1990 Bedenken, ob die Wiedervereinigung der richtige Weg für Deutschland sein würde. Sie hatten keine Zweifel?
Nein. Kurz vor dem Mauerfall war meine Zeit als US-Botschafter in Wien beendet, und ich kehrte in die Vereinigten Staaten zurück. Mit Europa kannte ich mich also gut aus und hatte keine Zweifel daran, dass die deutsche Wiedervereinigung nicht nur für den Kontinent, sondern für die gesamte freie Welt etwas Wunderbares wäre.

Wie hat sich nach Auffassung des Jüdischen Weltkongresses die Wiedervereinigung auf die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ausgewirkt?
Sie war sehr wichtig, denn es lebten ja auch Juden in Ostdeutschland. Erst die Einheit ermöglichte es uns, mit diesen Gemeinden zusammenzuarbeiten und sie zu unterstützen. Ich war vor einigen Wochen in Leipzig bei einer Rabbinerordination. Dort gibt es inzwischen ein vitales jüdisches Leben. Vor der Wiedervereinigung 1990 wäre so etwas nicht möglich gewesen. Und: Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ist durch den Zuzug von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion erheblich größer geworden. Viele, die in den vergangenen 20 Jahren als Kinder kamen, sind inzwischen erwachsen und stolz auf die jüdische Gemeinschaft in ihrer neuen Heimat.

Manche sagen, die Bundesrepublik sei heute für Juden einer der angenehmsten Orte weltweit. Was meinen Sie?
Es steht außer Frage: Die jüdische Gemeinschaft entwickelt sich sehr gut in Deutschland. Insofern ist es für jüdische Familien ein hervorragender Platz zum Leben. Dies trifft aber auch auf viele andere Länder zu.

Hat sich das deutsch-jüdische Verhältnis derart verbessert?
Ich denke, es ist ausgezeichnet. Auch, wenn es – wie überall – hier und dort Probleme gibt.

Deutschland gilt innerhalb der EU als enger Freund Israels. Was halten Sie von der Idee, Deutschland solle einen Sitz im UN-Weltsicherheitsrat bekommen?
Die Antwort auf diese Frage überlasse ich lieber den dafür zuständigen Diplomaten.

Was wünschen Sie dem wiedervereinigten Deutschland zum 20. Jahrestag?
Als einer der bedeutendsten Staaten der Erde kann und sollte Deutschland bei der Gestaltung der heutigen Welt eine Hauptrolle spielen. Ohne die Wiedervereinigung wäre das wohl kaum denkbar.

Mit dem Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses sprach Tobias Kühn.

Wien

EBU: Boykott hat keine Folgen für Finanzierung des ESC 2026

Der Gesangswettbewerb steht unter Druck. Die Boykott-Welle hat laut der Europäischen Rundfunkunion aber keine Auswirkungen auf dessen Finanzierung. Es werden aktuell rund 35 Staaten erwartet

 05.12.2025

Offenbach

Synagoge beschmiert, Kinder durch Graffiti eingeschüchtert

Rabbiner Mendel Gurewitz: »Ich war der Meinung, dass wir hier in Offenbach mehr Toleranz zwischen den unterschiedlichen Kulturen und Religionen haben als etwa in Frankfurt oder in anderen Städten.«

 05.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  05.12.2025

Washington D.C.

Trump plant Übergang in Phase II des Gaza-Abkommens

Der nächste große Schritt erfolgt dem Präsidenten zufolge schon bald. Ein »Friedensrat« soll noch vor Weihnachten präsentiert werden

 05.12.2025

Berlin

Linken-Chef empört über Merz-Reise zu Netanjahu

Jan van Aken regt sich darüber auf, dass er Bundeskanzler Ministerpräsident Netanjahu treffen wird

 05.12.2025

Köln

Trotz Kritik: Sophie von der Tann erhält Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis

»Keine Auszeichnung für Propaganda und Antisemitismus« steht während der Preisvergabe auf einem Transparent, das Demonstranten vor dem WDR-Funkhaus tragen

 05.12.2025

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann wird heute mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt. Bislang schwieg sie zur scharfen Kritik an ihrer Arbeit. Doch jetzt antwortete die ARD-Journalistin ihren Kritikern

 04.12.2025

Karlsruhe/München

Mutmaßlicher Huthi-Terrorist angeklagt

Ein Mann soll für die Terrororganisation im Jemen gekämpft haben. Deutschlands oberste Anklagebehörde will ihn vor Gericht sehen

 04.12.2025