Meinung

Wo warst du, Bruder?

Michel Bergmann, Regisseur und Bestsellerautor Foto: Stephan Pramme

»Wir müssen für unsere palästinensischen Brüder aufstehen. Wir dürfen es nicht zulassen, dass in Gaza ein Völkermord passiert!« So klang es durch ein Megafon in Berlin und viele himmelwärts gerichteten Fäuste und Flaggen unterstützten diese Aussage. Sicherlich war es in Madrid oder in Paris nicht anders.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Kindermörder Israel« war auf Plakaten zu lesen oder »From the river to the sea, Palestine will be free!« Bundesweit wurden israelische Fahnen verbrannt. Vor Synagogen kam es zu Übergriffen. Sinnigerweise geschah all dies am sogenannten »Nakba-Tag«, dem Tag also, der in der verkürzten palästinensischen Geschichtsschreibung an die Vertreibung der arabischen Bevölkerung Israels erinnert, das gerade erst wenige Stunden alt war und nach einer panarabischen Invasion bereits aufhören sollte, zu existieren. 73 Jahre später konnte man also auf deutschen Straßen hören: »Scheißjuden! Scheißjuden!«

Es drängt sich mir in diesem Zusammenhang die Frage auf: Wo waren diese Menschen, als in Syrien ein realer Völkermord geschah? Wo waren die Proteste gegen Assad, als ganze Städte wie Aleppo in Schutt und Asche sanken? Als Giftgas ausströmte oder Fassbomben fielen? Als der IS im Namen des Islams die Jesiden abschlachtete?

Wo waren die Demonstranten vor den Russischen Botschaften weltweit, als Krankenhäuser dem Erdboden gleichgemacht wurden? Wo waren die Proteste gegen die Türkei, als Grenzdörfer geschliffen und ihre Bewohner ausgelöscht wurden? Wo warst du, Bruder, als deine Schwestern und Brüder im Mittelmeer versanken?

Kurz vor den Raketenangriffen aus Gaza und den Vergeltungsschlägen der Israelis wurden in Kabul achtzig Menschen von den Taliban in die Luft gesprengt. Hallo? Ich konnte nichts hören.

Wo war dein Protest, als im Iran zahllose junge Menschen bei Demonstrationen getötet wurden, nur weil sie ihre Unzufriedenheit mit ihrem Leben artikulieren wollten? Nur Schweigen, als die Hisbollah den Libanon kaperte und ihre Sprengstoffarsenale halb Beirut zerstörten.

Merkst du was, Bruder? Solange keine Juden involviert sind, ist dir das Schicksal deiner Brüder ziemlich gleichgültig. Dann ist es »family business«, sozusagen.

Der Autor ist schweizerisch‐deutscher Journalist, Regisseur und Schriftsteller (»Machloikes«).

Australien

Mann solidarisiert sich mit Sydney-Attentätern – Festnahme

Bei dem Verdächtigen wurden Einkaufslisten für den Bau einer Bombe und Munition gefunden. Es erging bereits Anklage

 24.12.2025

Washington

US-Regierung nimmt deutsche Organisation HateAid ins Visier

Die beiden Leiterinnen wurden wegen angeblicher Zensur amerikanischer Online-Plattformen mit Einreiseverboten belegt. Die Bundesregierung protestiert

 24.12.2025

Großbritannien

Israelfeindlicher Protest: Greta Thunberg festgenommen

In London treffen sich Mitglieder der verbotenen Gruppe Palestine Action zu einer Protestaktion. Auch die schwedische Aktivistin ist dabei. Die Polizei schreitet ein

 23.12.2025

Stockholm

Was bleibt von den Mahnungen der Überlebenden?

Der Schoa-Überlebende Leon Weintraub warnt vor der AfD und Fanatismus weltweit. Was für eine Zukunft hat die deutsche Erinnerungskultur?

von Michael Brandt  23.12.2025

Israel

Netanjahu warnt Türkei

Israel will die Zusammenarbeit mit Griechenland und Zypern stärken. Gleichzeitig richtet der Premier scharfe Worte an Ankara

 23.12.2025

New York

Mitglieder von Mamdanis Team haben Verbindungen zu »antizionistischen« Gruppen

Laut ADL haben mehr als 80 Nominierte entsprechende Kontakte oder eine dokumentierte Vorgeschichte mit israelfeindlichen Äußerungen

 23.12.2025

Düsseldorf

Reul: Bei einer Zusammenarbeit mit der AfD wäre ich weg aus der CDU

Die CDU hat jede koalitionsähnliche Zusammenarbeit mit der AfD strikt ausgeschlossen. Sollte sich daran jemals etwas ändern, will Nordrhein-Westfalens Innenminister persönliche Konsequenzen ziehen

 23.12.2025

Interview

»Diskrepanzen zwischen warmen Worten und konkreten Maßnahmen«

Nach dem Massaker von Sydney fragen sich nicht nur viele Juden: Wie kann es sein, dass es immer wieder zu Anschlägen kommt? Auch der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, sieht Defizite

von Leticia Witte  22.12.2025

Washington D.C.

Kritik an fehlenden Epstein-Dateien: Minister erklärt sich

Am Freitag begann das US-Justizministerium mit der Veröffentlichung von Epstein-Akten. Keine 24 Stunden später fehlen plötzlich mehrere Dateien - angeblich aus einem bestimmten Grund

von Khang Mischke  22.12.2025