Interview

»Wir sind Israels Partner«

Herr Ministerpräsident, warum führt Sie Ihre erste größere Auslandsreise im neuen Amt ausgerechnet nach Israel?
Das hat mehrere Gründe. Ich glaube, dass jeder, der in Deutschland eine besondere Verantwortung trägt, gut daran tut, Israel in dieser schwierigen Zeit beizustehen und sein Existenzrecht zu unterstreichen. Außerdem ist es mir ein persönliches Anliegen. Ich habe etliche Verbindungen dorthin und bin seit vielen Jahren in diesem Bereich aktiv. Wir werden während der Reise mehrere Verträge abschließen. Hessen engagiert sich seit Langem stark in Israel.

Man liest, Sie wollen mit Ihrem Besuch ein Bekenntnis zum Staat Israel abgeben. Warum ist dieses Bekenntnis nötig?
Ich, der ich 1951 geboren bin, trage zwar keine persönliche Verantwortung an der Schoa. Aber es ist eine bleibende Verpflichtung, nach diesem einmaligen Zivilisationsbruch deutlich zu machen, dass ich mich ausdrücklich der Verantwortung für unser Land stelle. Daraus folgt das Bekenntnis zum Existenzrecht Israels in gesicherten Grenzen.

Sie werden auch die palästinensischen Gebiete besuchen. Ist das ebenfalls ein Bekenntnis?
Wir haben in Hessen seit vielen Jahren auch mit Palästinensern konkrete Projekte. Wir wollen, dass auch sie in ihrem Staat, und letztlich beide Länder, in einem gesicherten Frieden leben können, weil das die Grundvoraussetzung ist für den Wohlstand beider Völker.

Wie gut ist Ihrer Meinung nach Israels Image in Deutschland?
Ich glaube, Israel hat in Deutschland viele Freunde. Aber in Teilen der Linkspartei haben wir einen offenen Antisemitismus, der mich besorgt. Doch er spiegelt nicht die Meinung der Mehrheit der deutschen Bevölkerung wider.

Sie werden auf Ihrer Reise von Salomon Korn, dem Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden, begleitet. Was verbirgt sich hinter dieser Geste?
Ich danke Herrn Korn, dass er uns begleitet, und ich freue mich sehr darüber. Dass er an der Reise teilnimmt, unterstreicht die große Verbundenheit zwischen der hessischen Landesregierung, dem Landesverband der jüdischen Gemeinden in Hessen und der Jüdischen Gemeinde Frankfurt.

Hessen ist so groß wie Israel. Was außer der Größe verbindet die beiden Länder noch?
Viele Bürger, die hier einmal ihre Heimat hatten, aber auch viele, die erfreulicherweise als Gäste zu uns kommen oder auch wieder hier leben. Wir haben starke wirtschaftliche Beziehungen. Wir werden während der Reise ein Memorandum zum Beispiel unseres neugegründeten House of IT mit SAP und den Universitäten Darmstadt und Herzliya unterzeichnen. Es gibt eine Reihe von Projekten, über die wir miteinander in stetigem Austausch sein wollen. Wir begreifen uns als Partner und Freund Israels. Das wollen wir mit diesem Besuch deutlich machen.

Mit dem hessischen Ministerpräsidenten sprach Tobias Kühn.

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  20.11.2025 Aktualisiert

Berlin

Messerangriff am Holocaust-Mahnmal: Prozess beginnt

Ein 19-jährigen Syrer soll dort im Februar einem spanischen Touristen lebensgefährlich verletzt haben. Aufgrund einer sofortigen Notoperation überlebte das Opfer

 20.11.2025

Washington D.C.

Trump unterschreibt Gesetz zur Freigabe von Epstein-Akten

Der Druck auf den US-Präsidenten wurde zu groß - nun hat er die Veröffentlichung von Akten zu einem Fall genehmigt, den er nicht loswurde. Was das bedeutet

von Anna Ringle, Franziska Spiecker, Khang Mischke, Luzia Geier  20.11.2025

Russischer Eroberungskrieg

Neuer US-Friedensplan: Ukraine unter Druck

Die USA haben Sanktionen gegen Russland verhängt, doch hinter den Kulissen scheint weiter verhandelt worden zu sein. Kiew trifft dies zu einem doppelt ungünstigen Zeitpunkt

 20.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  20.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  20.11.2025

Essay

All die potenziellen Schüsse

In diesem Herbst liest man fast täglich von vereitelten Anschlägen auf Juden. Was die ständige Bedrohung mit uns macht

von Mascha Malburg  20.11.2025

Stuttgart

Polizei plant Großeinsatz bei Maccabi-Spiel

Vor den Europa-League-Auftritten gegen Maccabi Tel Aviv sind der VfB Stuttgart und der SC Freiburg alarmiert. Ein Fan-Ausschluss wie zuletzt in Birmingham ist momentan nicht geplant

 19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025