Einspruch

Wir Profiteure

Bei dieser Summe bekommen wohl selbst hartgesottene Banker und Börsenzocker weiche Knie: Griechenland erhält in den kommenden drei Jahren von seinen EU-Partnern Kredite in Höhe von 110 Milliarden Euro. Mehr als 20 Milliarden davon wird die Bundesrepublik locker machen müssen, um Athen vor dem Staatsbankrott zu bewahren. Das ist eine Zwei mit zehn Nullen dahinter. Wer wünscht da nicht den Pleite-Griechen ihre Drachme und uns das viele Geld zurück? »Tschüs Euros, euch sehen wir nie wieder«, titelte die Bild-Zeitung am Montag in bewährt kampagnenhafter Manier. Und mal Hand aufs Herz: Sie beschleicht doch auch das ungute Gefühl, dass die Idee einer europäischen Gemeinschaft hier an ihre natürliche Grenze stößt, oder?

Europa hat es in dieser wirtschafts-, währungs- und finanzpolitischen Ausnahmesituation wahrlich nicht leicht. Vielen ist das eigene Hemd näher als die leeren Hosentaschen der Griechen. Solidarität? Nachbarschaftliche Hilfe? Schadensbegrenzung im Sinne aller? Von wegen! Der hässliche Nationalismus feiert so fröhliche Urständ, dass es einen erschauern lässt. Die griechische Tragödie geht einher mit einem europäischen Trauerspiel. Alle schreien »Ich«, das »Wir« ist verpönt. Es gibt keinen, der sich für Europa und diese Wertegemeinschaft mal so richtig öffentlichkeitswirksam ins Zeug legt.

Das gilt auch für jüdische Gruppen, Institutionen und Organisationen, die ansonsten so gerne das Wort »europäisch« vor sich hertragen. Doch jetzt, wo es darauf ankommt, haben sie sich offenbar ein Schweigegelübde auferlegt. Dabei gäbe es einiges klarzustellen. Zum Beispiel, dass wir alle von Europa und dem Euro profitieren, gerade in Not- und Krisenzeiten. Dass Nationalismus allzu oft Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus im Gefolge hat. Griechische Juden bekommen das derzeit zu spüren. In Blogs und Pamphleten heißt es, sie seien schuld am Desaster. Allein das würde ausreichen, den Europa-Gedanken zu beschwören. Koste es, was es wolle.

Berlin

Jüdisches Museum bekommt zusätzliche Förderung

Das Jüdische Museum in Berlin gehört zu den Publikumsmagneten. Im kommenden Jahr feiert es sein 25. Jubiläum und bekommt dafür zusätzliche Mittel vom Bund

 12.12.2025

München

Bayern gibt NS-Raubkunst an Erben von Ernst Magnus zurück

Nach Jahrzehnten geht ein Renaissance-Gemälde an die Erben des jüdischen Bankiers. Warum die Entscheidung erst jetzt fiel und was das Bild mit NS-Verbrecher Hermann Göring zu tun hat

 12.12.2025

Deutschland-Reise

Israels Oberrabbiner besucht Bremen

Kalman Meir Ber trifft Bürgermeister Andreas Bovenschulte und die Präsidentin der Bremischen Bürgerschaft, Antje Grotheer (beide SPD)

 12.12.2025

Niedersachsen

Moscheen in Hannover mit »Israel«-Schriftzügen besprüht

Unbekannte haben »Israel«-Schriftzüge auf mehrere Moscheen in Hannover geschmiert. Niedersachsens Antisemitismus-Beauftragter und die jüdische Gemeinde reagieren entsetzt

 11.12.2025

Berlin

Erstmals Chanukka-Feier im Bundestag

Zur Feier werden unter anderem der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein und Zentralrats-Geschäftsführer Daniel Botmann erwartet

 11.12.2025

Block-Prozess

Mutmaßlicher Entführer-Chef: Aussage gegen sicheres Geleit

Hat Christina Block den Auftrag erteilt, ihre Kinder aus Dänemark zu entführen? Der mutmaßliche Chef der Entführer äußert sich dazu als Zeuge vor Gericht

 11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Parteien

Justiz prüft Äußerungen nach Neugründung von AfD-Jugend 

Nach einer Rede beim AfD-Jugendtreffen prüft die Staatsanwaltschaft Gießen mögliche Straftatbestände

von Janet Ben Hassin  10.12.2025

Debatte

Merz, Trump und die Kritik an der Migration

Deutschlands Bundeskanzler reagiert auf die Vorwürfe des US-Präsidenten

von Jörg Blank  10.12.2025