Interview

»Wir brauchen Öffentlichkeit«

Rinat Hever Foto: Marco Limberg

Frau Hever, Sie feiern inzwischen das 13. Pessachfest ohne Ihren Sohn Guy, der während des Militärdienstes 1997 auf dem Golan verschwunden ist. Er wird in syrischer Gefangenschaft vermutet. Wie war Ihnen und Ihrer Familie am Sederabend zumute?
Wir glauben ganz fest daran, dass er am Leben ist. Und obwohl er nicht mit uns feiern kann, ist er denoch die ganze Zeit dabei. Wir sind eine Familie, die viel Wert darauf legt, die Festtage richtig zu begehen. Nun trifft »feiern« zwar nicht ganz die Situation, aber wir bemühen uns um ein bisschen Normalität. Das gibt viel Kraft – bis zu dem Tag, an dem er wieder bei uns sein wird.

Sie waren gerade in Berlin. Warum?
Ich stehe seit dem Augenblick, an dem Guy verschwand, mit deutschen Regierungsstellen in Kontakt. Das war auch das Ziel der Gespräche in Berlin. Ich wollte mich über den Stand der Dinge informieren und sicherstellen, dass man mit den Syrern in Verbindung bleibt.

Erhalten Sie in Israel genügend Unterstützung von offizieller Seite?
Die israelische Politik in Bezug auf unseren Fall hat sich sehr gewandelt. Die Suche nach Guy in Syrien – mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln – wurde intensiviert. Wäre das schon vor 14 Jahren so gewesen, wäre unser Sohn vielleicht jetzt zu Hause.

Und die deutschen Regierungsstellen?
Tun, was sie können.

Welchen Einfluss haben die derzeitigen politischen Verwerfungen in Syrien?
Ich sehe an der Entwicklung nichts Negatives. Für Guy, so denke ich, kann es eigentlich nicht schlimmer kommen.

Sie haben sich in Berlin auch mit Vertretern des Zentralrats getroffen. Wie können Juden in Deutschland Guy helfen?
Ohne öffentliche Unterstützung hat er keine Chance, zu uns zurückzukehren. Wir brauchen die jüdische Gemeinschaft, damit sie Guys Schicksal ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückt. Wir müssen deutlich machen, dass nicht irgendein namenloser jüdischer Soldat verschwunden ist, sondern Guy Hever. Mit seiner ganz eigenen Geschichte, die ihn von allen anderen unterscheidet.

Das Schicksal des nach Gaza entführten Soldaten Gilad Schalit ist bekannt. Steht Ihr Sohn etwas im Schatten dieses medial sehr präsenten Falls?
Ja, vielleicht liegt das daran, dass wir nicht sofort die Öffentlichkeit gesucht haben. Gilad Schalit, das wissen wir, ist in den Händen der Hamas. Bei Guy ist der Fall jedoch viel komplizierter. 1997 gab eine syrische Gruppe bekannt, dass er sich in ihrer Gewalt befände und sie die Freilassung politischer Häftlinge in Israel forderten. Abgesehen davon haben wir lediglich die Information, dass die Syrer auch in vielen anderen Fällen Menschen über Jahre hinweg inhaftiert haben, ohne über das Wie, Wo und Warum zu informieren.

Mit der Mutter des verschwundenen israelischen Soldaten sprach Detlef David Kauschke.

Berlin

Friedrich Merz besucht Israel

Als Kanzler ist es sein erster Aufenthalt im jüdischen Staat. Die Beziehungen hatten zuletzt unter Druck gestanden

 25.11.2025

TV-Tipp

Ein äußerst untypischer Oligarch: Arte-Doku zeigt Lebensweg des Telegram-Gründers Pawel Durow

Der Dokumentarfilm »Telegram - Das dunkle Imperium von Pawel Durow« erzählt auf Arte und in der ARD-Mediathek die Geschichte der schwer fassbaren Messengerdienst-Plattform-Mischung und ihres Gründers Pawel Durow

von Christian Bartels  25.11.2025

Israel

Antisemitismus-Beauftragter wirft Sophie von der Tann Verharmlosung der Hamas-Massaker vor

Die ARD-Journalistin soll in einem Hintergrundgespräch gesagt haben, dass die Massaker vom 7. Oktober eine »Vorgeschichte« habe, die bis zum Zerfall des Osmanischen Reiches zurückreiche

 25.11.2025

Interview

»Weder die Verwaltung noch die Politik stehen an meiner Seite«

Stefan Hensel hat seinen Rücktritt als Antisemitismusbeauftragter Hamburgs angekündigt. Ein Gespräch über die Folgen des 7. Oktober, den Kampf gegen Windmühlen und kleine Gesten der Solidarität

von Joshua Schultheis  25.11.2025

Ramallah

Nach Hammer-Angriff auf Israeli - mutmaßlicher Täter getötet

Vor mehr als einem Jahr kam ein israelischer Wachmann im Westjordanland bei einem Angriff ums Leben. Seitdem haben israelische Sicherheitskräfte nach dem flüchtigen Täter gesucht

 25.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025

Entscheidung

Berlin benennt Platz nach Margot Friedländer

Jahrzehntelang engagierte sich die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer für Aussöhnung. Nun erfährt die Berlinerin nach ihrem Tod eine besondere Ehrung

 25.11.2025

Hanau

Rabbiner antisemitisch beleidigt

Für die Gemeinde ist die Pöbel-Attacke kein Einzelfall

 25.11.2025

Berlin

RIAS: Polizei erfasst antisemitische Taten lückenhaft

Der Bundesverband sagt, es gebe strukturelle Probleme, Unsicherheiten im Umgang mit Betroffenen und ein insgesamt unzureichendes Bild antisemitischer Hasskriminalität in den offiziellen Statistiken

 25.11.2025