Meinung

Wenn Sangría das Hirn vernebelt

Auch dieses Jahr werden in den Tagen um Ostern wieder etliche Spanier in die Kneipe gehen und »Juden töten«. Sie meinen damit, dass sie eine Sangría trinken. Die Redewendung stammt aus dem Mittelalter, als sich christliche Männer nach einem österlichen Judenpogrom mit dem Wein-Zitrus-Getränk erfrischten. Man möchte meinen, das sei lange her.

Doch bis heute haben sich in Spanien zahlreiche antisemitische Osterbräuche erhalten. Viele weisen auf die Schuld »der Juden« am Tod Jesu hin und sind im Volk sehr beliebt. Und was macht die Kirche? Sie schweigt.

Mittelalter Dabei wäre es ihre Pflicht, aufzuklären und den bösen Geist des Antisemitismus, den sie einst aus der Flasche ließ, endlich einzufangen. Seit Jahrhunderten ist Spanien ein katholisches Land, der Klerus hat Einfluss auf die Menschen. Eine kirchliche Aufklärungskampagne könnte viel bewirken und Antisemitismus bekämpfen, der selbst in Gegenden, wo seit dem Mittelalter keine Juden mehr leben, virulent ist.

Der Papst täte gut daran, jedem spanischen Dorfpfarrer sein jüngstes Buch eigenhändig um die Ohren zu hauen. In dem vor wenigen Wochen auf den Markt gebrachten zweiten Teil seiner Jesusbiografie betont Benedikt, dass das jüdische Volk für den Tod Jesu nicht verantwortlich sei. Damit die Botschaft überall Gehör findet, braucht es eine klare Stellungnahme des Oberhirten. Am besten vor aller Welt, am Sonntag auf dem Petersplatz. Ein Satz genügt: »Schluss mit den alten Zöpfen!«

Auszeichnung

»Fair auf Israel blicken, ohne Schaum vor dem Mund«

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hat den Augsburger Friedenspreis erhalten. In seiner Dankesrede warb er für einen unvoreingenommenen Blick auf den jüdischen Staat

 17.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  17.11.2025

Berlin

Bundesregierung hebt Stopp der Rüstungsexporte nach Israel wieder auf

Die Waffenruhe in Gaza hält seit mehr als fünf Wochen. Die Bundesregierung nimmt das zum Anlass, ihre massiv kritisierte Entscheidung aus dem Sommer rückgängig zu machen

von Michael Fischer  17.11.2025

USA

Kehrtwende? Trump empfiehlt Abstimmung über Epstein-Akten

Der Fall des Sexualstraftäters lässt den US-Präsidenten nicht los. Vor einer Abstimmung im Repräsentantenhaus gibt er einen überraschenden Rat an seine Partei

von Anna Ringle  17.11.2025

Extremismus

Beobachtungsstelle: Tausende christenfeindliche Straftaten in Europa

Europa gilt immer noch als christlicher Kontinent. Doch Experten warnen: Christen sind von einem Klima wachsender Intoleranz bedroht. Auch in Deutschland muss die Lage Besorgnis erregen

 17.11.2025

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025

Deutschland

Auktion von Besitztümern von NS-Opfern abgesagt

Im Online-Katalog waren unter anderem Dokumente und Post von NS-Verfolgten aus Konzentrationslagern sowie Täterpost zu finden

 16.11.2025 Aktualisiert

Meinung

Mit Martin Hikel geht einer, der Tacheles redet

Der Neuköllner Bürgermeister will nicht erneut antreten, nachdem ihm die Parteilinke die Unterstützung entzogen hat. Eine fatale Nachricht für alle, die sich gegen Islamismus und Antisemitismus im Bezirk einsetzen

von Joshua Schultheis  16.11.2025

Berlin

Merz verspricht Schutz jüdischen Lebens in Deutschland

Bei der diesjährigen Verleihung des Preises für Verständigung und Toleranz im Jüdischen Museum Berlin an Amy Gutmann und David Zajfman gab Bundeskanzler Friedrich Merz ein klares Versprechen ab

 16.11.2025